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015 - Die Augen des Dr. Schock

015 - Die Augen des Dr. Schock

Titel: 015 - Die Augen des Dr. Schock
Autoren: A.F.Morland
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ein.
    »Bannon!« rief Zaney. »Es geht ihm dreckig, Doc. Er ist schon fast hinüber.«
    »Verdammt, warum habt ihr mich nicht früher alarmiert?« fragte der Arzt ärgerlich.
    »Wir wußten doch nicht, daß es wirklich so schlimm um ihm steht«, verteidigte sich Zaney.
    Der Arzt klemmte sich sein Stethoskop in die Ohren, beugte sich über Bannon und lauschte nach dessen Herztönen. Er vernahm ein wildes, unregelmäßiges Hämmern.
    »Los!« sagte er zu den Helfern. »Schafft ihn raus! Schnell! Schwester Clarisse, holen Sie Dr. Bannister.«
    Die Krankenschwester wirbelte herum und stürmte davon. Die Helfer lösten die blockierten Räder des Krankenbetts und schoben Esram Bannon hinaus.
    Zaney brummte mit grimmiger Miene: »Das hat man nun davon. Da tut man an seinem Nächsten ein gutes Werk, und was ist der Dank? Angepfiffen wird man. Nächstens kann mir der Doc den Buckel runterrutschen, das steht fest.«
    Murphy biß die Zähne zusammen. Sein Bein schmerzte wieder. Er wartete, bis der Schmerz nachließ, dann schüttelte er den Kopf und sagte: »Die können mit Bannon anstellen, was sie wollen. Die kriegen ihn nicht durch.«
    ***
    Es stimmte, was Bill Murphy prophezeite. Nach einer raschen Untersuchung entschieden sich die Ärzte zu einer Notoperation, aber auch damit konnten sie Esram Bannon nicht mehr retten. Er starb ihnen unter den Händen weg.
    »Exitus«, sagte der Narkosearzt, als es mit Bannon vorbei war.
    Dr. Sangster – eben noch in Hektik – ließ die Hände langsam sinken und atmete schwer aus. Dr. Bannister nahm seine Gesichtsmaske ab. »Das war’s«, meinte er und verließ den Operationssaal. Er haßte solche Niederlagen, aber sie kamen immer wieder vor.
    Er zog die dünnen Gummihandschuhe aus und warf sie weg. Dann wusch er sich die Hände und betrachtete sich dabei im Spiegel. Fast fünfzig Stunden war er nun schon im Einsatz. Solche Marathontouren waren bei ihm keine Seltenheit, und manchmal fragte er sich, wie lange er noch ungestraft solchen Raubbau an seiner Gesundheit betreiben konnte.
    Dr. Sangster trat neben Ihn. »Ich versteh’s nicht. Ich versteh’s einfach nicht. Wir haben doch nichts falsch gemacht. Der Mann war schon fast wiederhergestellt. Ein Rückfall war doch mit Sicherheit auszuschließen.«
    Bannister zuckte mit den Schultern. »Manchmal zeigt uns das Leben unsere Grenzen. Wir schneiden Tag für Tag Menschen auf und flicken sie wieder zusammen. Wir holen aus ihnen alles Mögliche heraus, und meistens geht es gut. Wie Götter kommen wir uns manchmal vor. Damit unsere Bäume aber nicht in den Himmel wachsen, gibt es ab und zu solche unerwarteten Tiefschläge. Damit wir nicht übermütig werden.«
    Man zog Esram Bannon ein Totenhemd an, schob ihn aus dem Operationssaal und brachte ihn, mit einem Laken zugedeckt, in den Keller, wo sich die Leichenkammer befand.
    Ein Kärtchen mit seinem Namen hing an seinem großen Zeh.
    Drei Tote lagen bereits in der kühlen Kammer. Morgen würden sie abgeholt werden.
    Morgen, im Laufe des Vormittags.
    Aber Esram Bannon würde nicht dabei sein!
    ***
    Als die Dämmerung einsetzte, fächerten in der Leichenkammer des Hospitals Höllenkräfte auseinander. Sie gingen von Esram Bannons starrem, kaltem Körper aus.
    Um den Toten herum baute sich eine schwarzmagische Aura auf. Mit zunehmender Dunkelheit verdichtete sie sich.
    Das Böse weckte den Leichnam. Er schlug unter dem Laken die Augen auf. Seine Hände fegten den Stoff vom Gesicht.
    Kreideweiß war sein Antlitz, und sein Blick war glanzlos.
    Die Hölle hatte sein Schicksal in die Hand genommen, ersparte ihm nach der völligen Genesung den Weg ins Zuchthaus. Sie hatte andere Pläne mit ihm. Die Magie des zerstörten Kristalls erfüllte ihn nun, und er wurde eins mit diesen gefährlichen Kräften, die das Universum des Schreckens geboren hatte.
    Mit einem Ruck setzte sich Esram Bannon auf.
    Er war nun nur noch dem Aussehen nach ein Mensch.
    In Wirklichkeit aber war ein Höllenwesen aus ihm geworden, vor dem sich die Menschen in acht nehmen mußten. Mit gewöhnlichen Waffen konnte man ihm nichts mehr anhaben. Er stand nun auf einer Stufe zwischen Mensch und Dämon, und die Gesetze des Bösen würden ihn leiten.
    Er warf das Laken auf den Boden.
    Grauenerregend sah er aus, als er aufstand. Das Totenhemd raschelte leise. Bannon wandte den häßlichen Kopf. Es drängte ihn hinaus, er wollte nicht in der Leichenkammer bleiben.
    Er hatte bei den Toten nichts zu suchen.
    Er gehörte zu den Lebenden –
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