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015 - Das Blutmal

015 - Das Blutmal

Titel: 015 - Das Blutmal
Autoren: Jens Lindberg
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Sie über das kommende Wochenende mit ihr weg. Am besten mit Freunden zusammen. Ablenkung ist eine gute Therapie. Und dann – ein paar Tage später – versuchen Sie, Anna gegen einen Menschen einzunehmen. Nicht mit dem Holzhammer. Ganz langsam.«
    Veit schüttelte wild den Kopf. »Unmöglich!«
    »Nichts ist unmöglich.«
    »In der Theorie vielleicht.«
    »Wollen Sie nun einen Rat oder nicht?« fragte Idusch grob. »Wenn nicht, können wir die Sitzung gleich schließen.«
    »Entschuldigen Sie.«
    »Gut. Auf diese Weise werden Sie nach wenigen Tagen ein neues Opfer für Ihre Anna geschaffen haben.«
    »Aber es ist doch unverantwortlich von mir, einen anderen zu gefährden, in eine tödliche Falle zu …«
    »Eine eingebildete.«
    »Das sagen Sie, Professor!«
    »Lassen Sie mich ausreden! Das Ihrer Ansicht nach vermeintliche Opfer wird sich zu wehren wissen.« Idusch lachte. »Denn ich werde das Opfer sein.«
    »O Gott!«
    »Schluss, Kloss.« Der Professor lächelte. »Sie werden mich telefonisch auf dem laufenden halten. Haben Sie meine Telefonnummer?«
    »Ja. Ich kann aber nicht …«
    »Wenn man will, kann man alles. – So, rein in die feuchten Klamotten!« Er klopfte ihm auf die Schulter. »Auf Hexenfang!« Er lachte. »Nein, nein, ich mache mich nicht über Sie lustig. Auch ich kenne Krisen, Kloss. Oh, da fällt mir etwas ein! Sie sind zu Fuß gekommen, nicht wahr?«
    Veit nickte.
    »Warten Sie, ich gebe Ihnen zehn Mark. Können Sie mir bei Gelegenheit zurückgeben.« Er nahm Geld aus seiner Tasche. »Hier!«
    »Danke.« Veit zog sich an. »Wohl ist mir nicht in meiner Haut.«
    »Kopf hoch, Kloss! Und wenn Sie anrufen und meine Frau ist am Telefon, sagen Sie bloß nichts von unserer süßen Hexe. Frauen sind in dem Zustand ziemlich anfällig. Ich verlasse mich da auf Sie.« Er gab ihm die Hand.
    »Ich danke Ihnen vielmals, Professor.«
    »Nicht nötig. Sie haben meine Hobbyforschung um eine gehörige Erfahrung bereichert.«
    Idusch sah Veit Kloss nach. Spöttisch lächelnd murmelte er: »Idiot!«
     

     
    Anna atmete auf, als der Hausputz endlich geschafft war. Sie war erschöpft. Schließlich hatte sie auch nicht viel geschlafen. Sie duschte zum zweiten Mal an diesem Morgen und legte sich anschließend auf die Couch.
    Ihr Blick folgte den Rauchkringeln, die sich langsam verflüchtigten. Wo mochte bloß Veit stecken? Was war mit den Kerlen los? Veit sah dauernd blutrote Male an ihrem Hals, und nun Quatschte auch noch Menz so dämlich herum. Widerwillig hatte sie im Badezimmer ihre Augen, ihre Haare und ihren Hals im Spiegel betrachtet, aber nichts Ungewöhnliches entdecken können. Was auch schon!
    Anna drückte die Zigarette aus und drehte sich zur Wand. Schlafen wäre prima, dachte sie, und schlief augenblicklich ein.
    Es war ein rundherum schöner Traum gewesen. Anna wälzte sich wohlig auf den Rücken. Küsse waren immer gut. Sie blinzelte – und lachte. Kein Traum! Veit kniete auf dem Couchrand und küsste ihr Nasenspitze, Mund und Augen.
    »Tag, Liebling«, murmelte sie noch verschlafen. »Wo hast du gesteckt, du Schuft?«
    »Soll eine Überraschung sein. Wir …«
    Er brachte gerade noch soviel Energie auf, den Kopf abzuwenden, um Anna sein Erschrecken nicht sehen zu lassen.
    Ihre Haare hatten nicht mehr die wundervolle, glänzende goldgelbe Farbe. Und was noch fürchterlicher war: Anna sah ihn aus fremden Augen an, aus gelb getönten Augen.
    »Schatz«, bettelte Anna, »gib der Mutti noch einen Kuss! So darfst du mich jeden Morgen wecken.« Sie lehnte sich gegen seinen Rücken und sah die Blumen in seiner Hand. »Wie lieb! Für mich?« Sie lachte. »Du Streithammel hast ja auch was gutzumachen.« Sie setzte sich auf, ließ die Beine von der Couch baumeln und umarmte ihn.
    Veit riss sich zusammen.
    »Hatte wohl Mattscheibe«, sagte er gepresst. »Was soll der Staubsauger in der Küche?«
    Anna erzählte vom Besuch seines Freundes. »Kennst du die Reimers-Story schon?«
    Veit nickte. »Böse Geschichte.«
    Anna nahm die Blumen. »Für ihn. Für seine Prüflinge ist das so ’ne Art Großes Los.«
    Veit ging hinter ihr in die Küche, wo sie die Blumen in eine Vase stellte.
    Sie prustete los: »Der Gerd hatte noch einen gehörigen Zacken. Hielt meine Haare für aschblond und meine Augen seien gelb, sagte er. Ach, Schatz, Männer sind manchmal komische Wesen!«
     

     
    Anna sprach mehrmals von Gerds Vorschlag, an die See zu fahren. Mit viel Selbstüberwindung heuchelte Veit Anna verspielte Zärtlichkeit
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