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0146 - Höllenfahrt im Todesstollen

0146 - Höllenfahrt im Todesstollen

Titel: 0146 - Höllenfahrt im Todesstollen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Telefon stehen und sah es unschlüssig an.
    Fast mechanisch griff sie nach dem Hörer. Noch zögerte sie, die Wirtshausnummer in den Apparat zu tippen.
    Aber dann tat sie es, während ihr Herzschlag beschleunigte. Es dauerte einige Augenblicke, bis sie begriff, dass die Leitung tot war.
    »Tot!« flüsterte sie entsetzt, und sie wurde kreidebleich. »Tot! O mein Gott! Was steckt da dahinter?«
    Kälte kroch über ihre schmalen Schultern. Es schüttelte sie. Sollte sie das Haus verlassen? Sollte sie bleiben? Wie sicher war sie hier drinnen?
    Das Fernsehgerät, das Telefon ausgefallen. Welche Ursache hatte das? Was hatte das zu bedeuten?
    Linda Henderson ballte die Hände zu Fäusten. Sie verschränkte die Arme und presste sie gegen ihre Brust.
    Was würde ihr zustoßen, wenn sie es wagte, das Haus zu verlassen? Was erwartete sie dort draußen?
    Das Licht flackerte. »Nein!« keuchte die Frau erschrocken. »Nicht das auch noch!«
    An und für sich hatte sie keine Angst vor der Dunkelheit. Aber jetzt ängstigte sie einfach alles.
    Das Licht ging aus. Finsternis umgab die Haushälterin. »Nein!« hauchte sie furchtsam. »Himmel, nein…!«
    Es wurde wieder hell im Raum.
    Linda Henderson fiel ein Stein vom Herzen. Sie atmete erleichtert auf. Beinahe hätte sich die Verkrampfung, die sie befallen hatte, aus ihrem Körper gelöst.
    Da wurde es wieder finster.
    Und diesmal blieb es dabei!
    Mrs. Henderson bekreuzigte sich, denn nun glaubte sie mit Sicherheit zu wissen, dass hier der Teufel seine grausame Hand im Spiel hatte.
    »Was will er von mir?« fragte sich die Haushälterin verzweifelt. Sie dachte an Pater Malloy und daran, dass er gesagt hatte, eine so fromme Frau wie sie brauche die Hölle nicht zu fürchten. Da sie reinen Herzens sei, würde sie bestimmt in den Himmel kommen.
    Damals hatten ihr die Worte des Priesters Freude bereitet. Wer hört nicht gern, dass der Himmel auf ihn wartet. Aber jetzt schon?
    Linda Henderson biss sich auf die Unterlippe. An einem der Fenster erschien plötzlich ein düsterer Schimmer.
    Die Frau fasste sich unwillkürlich ans Herz. Sie wollte ihre Angst herausschreien, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie brachte keinen Ton heraus. Der Schimmer - kaum wahrzunehmen - legte sich auf das Glas. Er breitete sich darauf aus, und dahinter vermeinte die entsetzte Frau eine schemenhafte schwarze Gestalt zu sehen.
    Zitternd presste sie die Hände zusammen und begann lautlos zu beten. Die Gestalt stand reglos da. Eine schwarze, unheimliche Bedrohung. Mrs. Hendersons Lippen bewegten sich bebend. Sie hoffte verzweifelt, das Böse mit Gebeten von sich fernhalten zu können.
    Verdattert bemerkte sie, dass zwischen Fensterflügel und Fensterstock dünne Nebelkräusel ins Haus sickerten. Dabei hatte Gilbert Gember vor Einbruch der kalten Jahreszeit noch sämtliche Fenster des Hauses abdichten lassen. Wie war es möglich, dass diese Nebelschlieren ihren Weg herein fanden?
    Träge lösten sie sich vom Fenster und schwebten durch den Raum, während sich die unheimliche Gestalt draußen nach wie vor nicht regte.
    War das überhaupt jemand? »Oder bilde ich mir das alles bloß ein?« fragte Linda Henderson mit tonloser Stimme und stellte gleichzeitig erschrocken fest, dass sie aufgehört hatte, zu beten.
    Sofort begann sie damit wieder.
    Die Schlieren verformten sich pausenlos. Lautlos schwebten sie auf die zitternde Frau zu. Sie wurden zu einer milchigen, durchsichtigen Hand mit langen, knotigen Fingern und scharfen, gebogenen Krallen.
    »Die Hand des Teufels!« stöhnte die Haushälterin erschüttert.
    Sie wollte davor zurückweichen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht. Verstört verfolgte sie mit weit aufgerissenen Augen, was passierte.
    Die Teufelshand erreichte sie. Als die Finger ihren Hals berührten, floss eine unbeschreibliche Kälte in ihren Körper, die sie so sehr entsetzte, dass sie einen grellen Schrei ausstieß, sich herumwarf und mit einem Blick, in dem heller Wahnsinn glitzerte, aus dem Wohnzimmer hetzte.
    Sie schleuderte die Tür gegen die Wand, stürmte durch den Flur und riss die Haustür auf. Im selben Moment prallte sie, noch greller als vorhin aufschreiend, vor dem fürchterlichen Horror zurück, dem sie sich unvermittelt gegenübersah.
    Sie wünschte sich, ohnmächtig zu werden, aber sie blieb bei vollem Bewusstsein, und das war das Schrecklichste, was ihr passieren konnte.
    ***
    Ich riss ein Blatt von meinem Notizblock ab und hinterließ eine Nachricht für Glenda Perkins,
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