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0145 - Falschgeld, Gift und Gangster

0145 - Falschgeld, Gift und Gangster

Titel: 0145 - Falschgeld, Gift und Gangster
Autoren: Heinz Werner Höber
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dann mit absoluter Sicherheit am Ziel? Ich stelle mir eine Hinrichtung immer ähnlich vor. Man weiß, daß die letzten Minuten begonnen haben. Man weiß nur nicht, wie viele Minuten man noch genau haben wird Ich hätte beim Einsteigen etwas versuchen können, obgleich es sicherer Selbstmord gewesen wäre. Der erste mit der Tommy Gun war von der anderen Seite her in den Wagen geklettert, stieß die Tür auf meiner Seite auf und hielt mir den Lauf seiner Feuerspritze entgegen.
    Der andere stand noch immer halb hinter, halb neben mir und dachte natürlich ebenfalls nicht daran, seine Tommy Gun wegzunehmen. Es wäre Selbstmord gewesen,, denn ich hätte nicht beiden auf einmal die Maschinenpistole beiseiteschlagen können.
    Auf den FBI-Akademien aber lernt man neben vielen anderen eine Regel, die wird einem eingebleut wie jede andere, bis sie in einem im Blut sitzt und man sich nach ihr richtet, ohne daran zu denken, und diese Regel lautet: Habe stets die Geduld, auf deine Chance zu warten, sie wird kommen.
    Das hört sich reichlich banal an, ich weiß. Aber ich selbst verdankte dieser Geduld, auf den richtigen Augenblick warten zu können, schon mehrere Male mein Leben.
    Also stieg ich ein. Sollte meine Chance nicht mehr kommen, was ja immerhin wahrscheinlicher als das Gegenteil war, nun, dann würde ich jedenfalls nicht mehr viel Zeit haben, mich darüber zu ärgern.
    Eddy hatte sich ans Steuer gesetzt. Ich mußte mich in den äußersten rechten Winkel des Rücksitzes zwängen. Von links und von dem Sitz vor mir ragten die Läufe der beiden gefährlichen Waffen auf meine Magengegend.
    Ich dachte daran, daß bei einer plötzlichen Schlingerbewegung des Wagens der eine oder andere von den beiden Gangstern vielleicht unwillkürlich den Zeigefinger krümmen könnte. Als ich diesen Gedanken bis zu dieser Stelle -gedacht hatte, zwang ich mich sofort zu einem anderen. Man soll sich nicht seelisch selber zerfleischen, wenn es die anderen sehr handfest gleich wirklich tun werden.
    Ich weiß nicht mehr viel von der Fahrt. Es ging quer durch Manhattan hinüber zur anderen Seite dieser langgestreckten Halbinsel — oder auch Insel, wenn Sie den Haarlem River mit in Betracht ziehen, wie Sie wollen. Die Gangster paßten ziemlich scharf auf, ob sie verfolgt würden, aber es war nicht -der Fall. Einmal glaubten sie, daß ihnen ein Lastwagen nachfahre, aber an einer Kreuzung, wo sie geradeaus weiterfuhren, bog er nach rechts ab und verschwand ihren Blicken.
    Ich rechnete von vornherein nicht damit, daß Phil meine Spur aufnehmen könnte. Selbst wenn er sich mit ein paar Kollegen unweit des Piers versteckt gehalten haben sollte — mit einem Wagen hatten wir doch nicht gerechnet.
    Ich fragte unterwegs einmal, wo sie denn hinwollten, aber Eddy sagte nur etwas sehr Unfeines, was sich darauf bezog, daß ich lieber schweigen sollte. Ich tat ihm den Gefallen, denn er schien nun mal nicht zu einem Gespräch aufgelegt zu sein.
    Irgendwann merkte ich, daß sie dem East River zu steuerten. Ich weiß nicht, ob Sie Manhattan kennen. Wenn nicht, kann ich‘s Ihnen leicht erklären: Stellen Sie sich einen schmalen Zipfel vor, der fast genau von Norden nach Süden in den Atlantik hineinhängt. Auf der linken Seite des langen Zipfels, also im Westen, rauscht der Hudson zum Meer, und auf der rechten, also östlichen Seite, tut's der East River. Wir kamen von Westen und rasten quer durch Manhattan nach Osten. So schmal nun Manhattan auf jeder Landkarte auch aussehen mag, weil man den schmalen Durchmesser unwillkürlich zu seiner recht beachtlichen Länge in Beziehung setzt — in der Natur ist das noch ein ganz hübsches Stück, und wir brauchten einige Zeit, bis wir auf einen Pier des East River fuhren.
    Er war das Gegenstück zu dem Hudson-Pier. War dieser kahl gewesen wie rasiert, so hatte jener ein Gewirr von Ballenstapeln, Speichern, kleinen Verwaltungsbuden, größeren Lagerhallen, Maschinenhallen und herumstehenden Feldbahnwagen aufzuweisen.
    Die Gangster mußten sich hier auskennen, 'denn Eddy steuerte, ohne irgendwo einen Augenblick zu zögern, kreuz und quer durch das Gewirr hindurch und hielt schließlich vor dem riesigen Schiebetor eines Speichers.
    Er stieg zuerst aus. Danach tat es der Gangster, der vorn Platz genommen hatte. Er riß meine Tür so schnell auf, daß ich auch in diesem Augenblick keine Chance hatte, mich über den letzten im Wagen herzumachen.
    Sie wiederholten die Prozedur des Einsteigens in umgekehrter Reihenfolge. Dann
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