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0145 - Falschgeld, Gift und Gangster

0145 - Falschgeld, Gift und Gangster

Titel: 0145 - Falschgeld, Gift und Gangster
Autoren: Heinz Werner Höber
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höchsten Punkt verfolgen. Wenige Yards über dem eigenen Kopf verschwand die Stahlkonstruktion in der undurchdringlichen Finsternis.
    Ich ging langsam am ersten Kran vorbei, weiter nach draußen, dem Ende des langgestreckten Piers zu. Der zweite Kran kam nach zwanzig Schritten in mein Blickfeld.
    Ich blieb stehen. Gab es zwischen den schlanken Trägern des Krans nicht ein paar dunkle Flecke?
    »Hallo, Springer!« sagte in diesem Augenblick eine Stimme, die ich kannte.
    Es war Eddy.
    Ich blieb stehen. Eine gewisse Spannung wich von mir. Ich glaubte allen Ernstes, daß alle Gefahr jetzt vorüber sei. Wenn er dich durchschaut hätte, so redete ich mir ein, wenn er dich deshalb hätte umlegen wollen, dann hätte er es getan, als du ihn noch nicht bemerkt hattest, er dich aber bestimmt schon hatte sehen können.
    »Hallo, Eddy«, sagte ich und machte ein paar Schritte auf den Kran zu.
    Ich war vielleicht noch drei oder vier Yards von dem Kran entfernt, als ich seitlich des Stahlgerüstes, das den Schwenkarm des Krans trug, den Umriß eines Autos entdeckte.
    Aber im gleichen Augenblick sagte Eddy aus der Finsternis heraus:
    »Wir können dich gut sehen. Du hebst dich nämlich so schön gegen den hellen Hintergrund von Manhattan ab. Und wenn du es genau wissen willst: Hier sind zwei Maschinenpistolen auf dich gerichtet. Also heb die Pfötchen und mach mir keinen Ärger, sonst könnten meine beiden Freunde die Nerven verlieren und ihre Zeigefinger krumm machen!«
    Er hat deinen Bluff durchschaut, war mein erster Gedanke. Und der zweite: Ich möchte wissen, wie weit entfernt die Kollegen sind, die Phil zu meiner Sicherung hier in der Gegend unterbringen wollte.
    Dann hob ich die Arme hoch. Wie weit auch immer meine Kollegen sein mochten, ob hundert oder nur fünfzig Yards, die Kugeln einer Tommy Gun oder gar zweier waren jedenfalls schneller in meinem Bauch, als die Kollegen hier sein konnten. Bei einem ganz alltäglichen Ereignis wird der G-man Jerry Cotton ausgepustet. Meine Güte, es geht ganz undramatisch zu. Keine große Gangsterschlacht, kein verwegener Einsatz in einer brandheißen Sache — nur ein bißchen Theaterspielen in einem gar nicht mal so bedeutenden Fall, und genauso alltäglich wird auf einmal ein Schlußstrich gezogen.
    Na schön, sagte etwas in mir. Du hast es immer gewußt, daß es einmal so und nicht anders kommen wird. Nun greine nicht! Nimm dich zusammen und versuch, so etwas wie gelassene Heiterkeit an den Tag zu legen, wenn dir auch verdammt nicht danach zumute ist!
    »Was soll das Theater, Eddy?« fragte ich, ließ aber meine Arme schön oben und soweit vom Kopfe entfernt, daß sie die beiden erhobenen Hände deutlich sehen mußten.
    »Halt‘s Maul, Cotton!« erwiderte Eddy grob.
    »Senator Toolish sagte letztens im Kongreß, das Niveau des amerikanischen Staatsbürgers, des Durchschnitts, läge verdammt tief. Der Senator muß dich gekannt haben, Eddy«, sagte ich.
    Noch bevor ich ausgesprochen hatte, waren zwei Gestalten neben mir. Von beiden Seiten bohrten sich die Läufe von Maschinenpistolen gegen meine kurzen Rippen. Es war ein Gefühl wie Weihnachten. Wer Tommy Guns kennt, weiß, wie heimtückisch diese Biester manchmal losrattern. Ich wußte es.
    Jetzt erst kam Eddy unter dem Kran hervor auf mich zu. Dicht vor mir blieb er stehen.
    »Der Geier hat also recht gehabt«, knurrte er. »Du bist der G-man Cotton!«
    Er meinte natürlich das hagere buntgekleidete Unikum, das mich in der Pension aufgesucht hatte. Trotzdem machte ich den Versuch, ihn wenigstens in Zweifel geraten zu lassen.
    »Wie kommst du denn auf so einen Quatsch?« fragte ich.
    »Ganz einfach«, brummte Eddy böse. »In der ganzen Stadt gibt es kein Gericht, das einen Jim Maice im letzten halben Jahr wegen Trunkenheit am Steuer verknackt hat. Durch einen einzigen Anruf bei der zentralen Auskunftsstelle für sämtliche New Yorker Gefängnisse kann man das leicht erfahren. Daran hast du wohl nicht gedacht, was? Na, da habe ich dir den Geier mal auf die Bude geschickt. Der kennt nämlich so ziemlich alle Tecks und G-men von Manhattan. Er sagte, ein Teck von der Stadtpolizei wärst du nicht. Aber du hättest eine gewisse Ähnlichkeit mit einem G-man namens Cotton. So, und jetzt kletterst du schön in unseren Schlitten. Wir möchten dich zu einer Spazierfahrt einladen.«
    Kennen Sie diesen Brauch der amerikanischen Unterwelt? In einen Wagen steigen müssen, in dem man mit Sicherheit eine Kugel bekommen wird? Und wenn nicht im Wagen,
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