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0145 - Die fliegenden Särge

0145 - Die fliegenden Särge

Titel: 0145 - Die fliegenden Särge
Autoren: Jason Dark
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reagierte sofort. Er schlug einen Haken nach rechts und sprintete los, damit er nur nicht mit diesen mörderischen Totenkisten in Berührung kam.
    Auch Ladween startete. Er jedoch übersah eine dieser verdammten Eisenschwellen, die überall auf dem Pier verteilt lagen. Mit der Schuhspitze kickte er dagegen - ich hörte noch seinen verzweifelten Schrei und sah ihn fallen.
    Obwohl ich selbst mit Riesenschritten aus der Gefahrenzone rannte, riskierte ich einen Blick zurück.
    Nein, ich konnte ihm nicht mehr helfen, war einfach zu weit entfernt. Die schwere Totenkiste krachte in den Rücken des Mannes und schleuderte ihn endgültig nach vorn, wo er auf dem Gesicht liegen blieb.
    Vor Wut biss ich mir die Unterlippe blutig. Das Splittern der Totenkiste drang ebenso an meine Ohren, wie das Rauschen über mir.
    Das war der zweite Sarg!
    Aus dem Lauf wuchtete ich zur Seite, der harte Pierboden kam rasend schnell auf mich zu, ich zog den Kopf ein, winkelte die Arme an, tickte hart auf und rollte mich über die Schulter hinweg ab, wo ich trotzdem den Schmerz noch bis in den Rücken spürte. Der Aufprall war eben zu stark gewesen.
    Über mir war ein Schatten. Instinktiv riss ich die Hände hoch, nahm die Arme vors Gesicht, da prallte der fliegende Sarg bereits auf den Pier.
    Direkt neben mir!
    Ich hörte das Krachen. Die Wucht des Aufpralls riss die Totenkiste in mehrere Teile, die sternförmig nach allen Seiten spritzten und auch mich nicht verschonten.
    Ich erhielt einen harten Schlag an Kopf und Schulter, fluchte, blieb jedoch ansonsten unverletzt.
    Zwei Sekunden war es still.
    Dann vernahm ich die Schreie der Stauer. Vom Schiff her, das die Ladung geborgen hatte, liefen die Männer, riefen und gestikulierten wild. Auch der Kranführer verließ seine kleine Kabine und kletterte aus luftiger Höhe dem Erdboden zu.
    Ich rappelte mich hoch.
    Die Särge interessierten mich im Augenblick nicht, dafür jedoch die Menschen.
    Und vor allen Dingen Eric Ladween.
    Ich sah und hörte ihn.
    Seine Schreie gellten über den Pier. Er musste unsagbare Schmerzen haben, denn die schwere Totenkiste war quer über seinen Körper gefallen und hatte wahrscheinlich seine Beine gebrochen.
    Ich rannte zu ihm, ging neben ihm in die Knie und hob seinen Kopf an.
    »Wo haben Sie die Schmerzen?« schrie ich. »Mr. Ladween! Wo?«
    »Meine Beine!« schrie er. »Um Gottes willen, meine Beine. Ich kann sie nicht mehr bewegen. So helft mir doch. Meine Güte, so helft, ich halte es nicht mehr aus!«
    Ich drehte den Kopf. »Einen Arzt!« brüllte ich quer über den Pier. »Holt einen Arzt!«
    »Schon alarmiert!«
    Ich war froh dabei und wandte mich wieder dem schwerverletzten Mann zu. »Ein Arzt ist bereits unterwegs. Der wird Ihnen helfen«, beruhigte ich ihn.
    Eric Ladween hörte mich nicht mehr. Für einen Augenblick dachte ich, er wäre tot, doch nach einer kurzen Untersuchung wurde mir klar, dass er nur bewusstlos war.
    Ich ließ ihn liegen. Helfen konnte ich ihm nicht, das war Sache des Fachmanns.
    Meine Arbeit war es allerdings, den Unfall, falls es einer gewesen war, aufzuklären.
    Und das würde verdammt schwierig sein, denn ich war kein Fachmann.
    Sämtliche Särge waren von der Palette gerutscht. Sie selbst hing noch schief in der Seilhalterung und konnte auch jeden Moment kippen. Zum Glück stand der Schwenkarm so, dass die Platte nicht auf den Pier, sondern in den Laderaum fallen würde.
    Der Vorarbeiter tobte. Ich hörte ihn schreien. »Ihr Idioten!« brüllte er die Männer an. »Warum habt ihr nicht aufgepasst? Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen?«
    »Chef, wir…« Ein rothaariger untersetzter Mann begann zu sprechen, doch der Vorarbeiter schnitt ihm das Wort ab.
    »Halte du dich da raus, Callahan! Du warst für die Verspannung verantwortlich.«
    »Es war alles ordnungsgemäß…«
    Der Vorarbeiter bekam einen roten Kopf. »Nichts war ordnungsgemäß, sonst hätte es ja geklappt.« Der Mann ballte die rechte Hand zur Faust. Es sah aus, als wollte er zuschlagen, und dieser Callahan ging schon sicherheitshalber zurück. »Deinen Lohn kannst du dir heute noch abholen. Du bist entlassen, gefeuert, du Dreckskerl. Schlampige Typen wie dich können wir hier nicht gebrauchen.«
    Callahan wurde bleich. In seinen Augen loderte die Wut. Er sagte aber nichts.
    Dafür der Vorarbeiter. Er schrie weiter und tobte. Dabei erinnerte er mich an Rumpelstilzchen. Für meinen Geschmack machte er ein wenig zu viel Theater. Es war nun mal passiert, hatte
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