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0140 - Mörder auf freiem Fuß

0140 - Mörder auf freiem Fuß

Titel: 0140 - Mörder auf freiem Fuß
Autoren: Mörder auf freiem Fuß
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nichts dagegen haben, können wir uns auf der Terrasse unterhalten. Sie ist der einzige Raum, außer meinem Schlafzimmer, in dem ich Ihnen einen leidlich haltbaren Stuhl anbieten kann.«
    Ich nickte nur. Sie führte uns durch ein völlig leeres Zimmer, das anscheinend früher einmal als Speiseraum gedient hatte, zu einer überdeckten Terrasse, die in einen nicht sehr großen, von einer Mauer abgeschlossenen Garten überging. Hinter der Mauer ragten die Hochhäuser der Amsterdam-Avenue.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Eleonor Truster und zeigte auf ein paar Gartenmöbel. Sie selbst setzte sich hinter einen kleinen, modernen Schreibtisch, der seltsamerweise auf der Terrasse stand.
    Erst jetzt sah ich mir die Frau genau an. Sie mochte sieben- oder achtundzwanzig Jahre alt sein, aber, Himmel, sie war eine Schönheit. Das Haar fiel ihr in langen, weichen Locken rabenschwarz bis auf die Schultern. Ihre Augen waren von einem sehr hellen Grau. Der Mund war groß und sehr rot, ohne daß man irgendwelche Schminke darauf hätte erkennen können. Die Haut war ganz leicht getönt, so daß es aussah, als hätte sie einen Schuß spanischen oder mexikanischen Bluts in den Adern.
    Carrol saß neben mir, und als mein Blick zufällig auf ihn fiel, sah ich, daß der Junge die Frau geradezu entgeistert anstarrte. Ich trat ihm liebevoll auf die Zehen. Er drehte den Kopf und sah mich an, als erwache er aus einem Traum. Dann klappte er den Mund zu, wurde rot und bemühte sich, ein ernsthaftes Gesicht aufzusetzen.
    Um die Lippen von Miß Truster zuckte ein Lächeln. Sie hatte Carrols Verwirrung bemerkt.
    »Kennen Sie einen Mann, der Butch Donald heißt, aber auch unter anderen Namen auftritt?«
    »Nein, wenigstens kenne ich den Namen nicht. Wie sieht er aus?«
    Ich gab ihr die Beschreibung. Sie hörte aufmerksam zu, schüttelte aber den Kopf.
    »Nein«, wiederholte sie. »Ich glaube nicht, diesen Mann jemals gesehen zu haben.«
    Ich gab ihr den Zettel aus Donalds Brieftasche.
    »Können Sie uns erklären, wie dieser Zettel mit Ihrer Adresse in die Brieftasche dieses Mannes kommt?«
    »Nein, aber ich finde es nicht sehr bemerkensweit. Ich kenne schließlich eine ganze Menge Leute. Es wäre immerhin möglich, daß irgendwer von meinen Bekannten diesem Butch Donald meine Adresse gegeben hat.«
    »Miß Truster, dieser Butch Donald war ein gefährlicher Gangster und Mörder, der gestern nacht in einer Bar erschossen wurde.«
    Ihre Unterlippe begann zu zittern.
    »Ich… verstehe… nicht…« stammelte sie
    »Wir verstehen es auch nicht, und wir hofften, von Ihnen eine Erklärung zu bekommen. Donald muß schließlich aus irgendeinem Grunde Ihre Adresse notiert haben, Miß Truster.«
    »Wirklich, ich verstehe das alles nicht«, antwortete sie und fuhr sich nervös durch das Haar.
    Plötzlich nahm Carrol das Wort.
    »Haben Sie Feinde, Miß Truster?«
    »Nein. Wenigstens wüßte ich es nicht. Warum fragen Sie?«
    »Mein Kollege sagte Ihnen, daß Donald ein Gangster war. Es wäre denkbar, daß irgend jemand ihn gechartert hatte, um Ihnen in irgendeiner Form irgendeinen Schaden zuzufügen. Dazu notierte er Ihre Adresse.« Er wandte sich mir zu. »Das wäre immerhin denkbar.«
    »Wenn Miß Hunter uns ein Motiv nennen könnte, wäre es möglich«, bestätigte ich.
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    Ich wechselte das Thema.
    »Säe wohnen allein in diesem Haus?«
    »Ich bewohne nur zwei Zimmer darin. Das Schlafzimmer und die Küche. Und natürlich diese Terrasse und das Badezimmer.«
    »Ein großes Haus für eine einzelne Dame.«
    »Die Villa ist alles, was vom Familienvermögen der Truster übergeblieben ist. Mein Vater verlor die erste Hälfte seines Vermögens beim Börsenkrach von 1929. Der Rest ging 1934 hops, als er in eine Ölbohrung einstieg, die sich als Bluff entpuppte. Wenige Jahre später starb er. Ich bin in diesem Haus groß geworden, ich habe es von Jahr zu Jahr verfallen sehen, und nun will ich auch bis zum Ende bleiben.«
    Sie lachte auf eine sehr reizende Art.
    »Der letzte Satz ist natürlich Unsinn. Aber ich arbeite an einem Roman über den Verfall einer ehemals reichen Familie, und die Atmosphäre dieses Hauses fördert meine Arbeit. Aus diesem Grunde wohne ich hier.«
    »Sie haben keine Verwandte?«
    »Nein«, antwortete sie überraschend hart. »Meine Mutter ist längst gestorben. Mag sein, daß irgendwo Vetter und Cousinen zweiten und dritten Grades herumlaufen, aber ich kümmere mich nicht darum.«
    Wir mußten uns verabschieden, ohne
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