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0140 - Mörder auf freiem Fuß

0140 - Mörder auf freiem Fuß

Titel: 0140 - Mörder auf freiem Fuß
Autoren: Mörder auf freiem Fuß
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Stelle.
    Ich zeigte auf den Übungsring.
    »Wollte gerade mit Hoggan eine Runde drehen. Haben Sie Lust, den Partner zu machen?«
    »Ja«, antwortete er, »aber mit Sechs-Unzen-Handschuhen.«
    In jedem Beruf gibt es eine Art Einstand, den ein Neuling über sich ergehen lassen muß. Denken Sie an die Äquatortaufe der Matrosen. Bei uns ist es üblich, daß ein neuer G-man in einigen Runden zeigt, was in ihm steckt, und gewöhnlich stellt man ihm nicht gerade einen Beamten aus dem Archiv entgegen, sondern den besten »Bullen«, der gerade aufzutreiben ist. In diesem Falle war ich es.
    Während ich in der Ringecke stand und darauf wartete, daß Carrol die Handschuhe angezogen wurden, mußte ich an meinen ersten Tag beim FBI. denken, der eine Menge Jahre zurücklag und an dem ein gewisser Al, ein Mann wie ein Bär, mich immer wieder so leicht herunterschlug, als wische er eine lästige Mücke weg. »Du mußt noch viel lernen, Hühnchen«, sagte Al später. Und jetzt stand ich selbst im Ring, um einem jungen G-man klarzumachen, daß er noch viel zu lernen habe.
    Die Boys, die sich im Sportsaal aufhielten, sammelten sich um das Seilviereck und gaben laute Kommentare.
    »Jerry frißt das Küken in dreißig Sekunden.«
    »Langsam, mein Freund. Der Boy scheint nicht von Pappe zu sein.«
    »Ich wette, er ist nicht schnell genug.« Zwei G-men brauchen keinen Ringrichter.
    »Fertig?« fragte ich Carrol. Er nickte. »Gong«, sagte ich und marschierte zur Mitte.
    Carrol kam mir entgegen Wir berührten uns kurz mit den Handschuhen. Ich deckte und ließ Carol kommen. Er boxte links und rechts, ohne mich ernsthaft zu treffen. Dann erspähte ich eine Lücke, schoß eine Rechte ab, die ihn am Ohr erwischte und ihn zurücktaumeln ließ. Ich sah eine Chance, ihn zum erstenmal flachzulegen, ging hinterher und… plötzlich knallte etwas gegen meine Nase, vor meinen Augen explodierte ein Feuerwerk, und meine Knie begannen gegen meinen Willen zu wackeln. Carrols Konter war so blitzschnell geschlagen worden, daß ich den Schlag nicht sah, sondern nur die Wirkung spürte.
    Außerhalb des Ringes ertönte ein vielfaches »Oooh«.
    Bender fiel mich an wie ein entfesselter Panther. Seine Hiebe zischten auf mich nieder wie ein Trommelfeuer. Ich duckte, pendelte, wich aus und vermied vieles. Schließlich ließ ich mich gegen die Seile fallen. Carrol glaubte, mich zurechtstellen zu können. Zwei Sidesteps brachten mich aus der Reichweite, eine aus der Hüfte geschlagene Rechte brachte seine Deckung durcheinander, ein Angriff mit zwei linken Geraden und einem dazwischengemischten Haken zwangen ihn auf den Rückzug. Dann kam der rechte Uppercut, der seinen Kopf in den Nacken fliegen ließ. Wieder sanken seine Arme herab. Ich ging hin, um ihn schlafen zu schicken, und wieder war ich es, der sich einen Konter einfing, hart genug, um einen Ochsen zu fällen, aber jetzt nicht so genau, um meinen Blick zu trüben.
    Benders zweiter Pantherangriff traf einen intakten Mann. Mit zwei Scheinrückzügen und einem nicht ganz ernst gemeinten Angriff lockte ich ihn in die Seilecke, und dann runter mit der Deckung und rein in den freien Schlagabtausch.
    Er beantwortete jede Linke mit einer Linken, jeden Haken mit einem Haken.
    Ich schlug Carrol die Luft aus den Rippen. Ich wußte, daß nichts einen Kämpfer mehr deprimiert als dieses scheußliche Gefühl, wenn die Lungen nicht mehr genug Luft in den Körper zu holen vermögen.
    Der Druck in seinen Fäusten ließ nach. Die Bewegungen seines Körpers wurden matter. Ich trat einen Schritt zurück, sah die Lücke unter seinem rechten Ellbogen und schlug zu.
    Es war einer der genauesten Leberhaken, die ich je untergebracht habe. Meiner Meinung nach gibt es keinen schmerzhafteren unter den erlaubten Schlägen als einen vollen Treffer der Leber.
    Carrol stieß einen leichten Schrei aus, krümmte sich nach vorn zusammen und brach in die Knie.
    Aus. Ich bückte mich, um ihm hochzuhelfen, aber er zischte midi an:
    »Laß los! Ich komme allein hoch!«
    Er stellte sich mühsam auf die Füße. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und als ich ihm auf die Schulter klopfen wollte, schlug er zu. Instinktiv schlug ich zurück und traf schwer den linken Backenknochen. Bender fiel um, als wären ihm die Beine weggerissen worden. Sein Gehirn funktionierte noch, aber er brauchte fast fünfzehn Sekunden, um wieder auf die Beine zu kommen.
    Die fünfzehn Sekunden über ertönte kein Laut. Die G-men am Ring, Mr. High und ich sahen schweigend
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