Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
014 - Die Falle des Zyklopen

014 - Die Falle des Zyklopen

Titel: 014 - Die Falle des Zyklopen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
beobachtete, was mit seinem Freund passierte. Rodins Gleiter schmierte ab. Fred versuchte ihn abzufangen, es gelang ihm jedoch nicht.
    »O mein Gott!« entfuhr es Herbert Britton.
    Rodin sauste auf die schwarzen Wellen des Waldes zu, und Britton konnte nichts für ihn tun. Er konnte dem Freund nur die Daumen drücken und hoffen, daß er unverletzt blieb. Aber ein Sturz aus dieser Höhe, selbst wenn er von den Baumkronen abgebremst wurde, konnte sehr schlimm ausgehen.
    Während sich Britton noch Sorgen um den Freund machte, fing plötzlich sein eigener Hängegleiter zu wackeln an. Er erschrak. Was war das? Es hatte den Anschein, als würde jemand an dem Fluggerät rütteln. Ein eisiger Wind blies Herbert Britton mit einemmal ins Gesicht.
    Unweit vor ihm lag das Todesmoor, und Britton hatte für Sekunden den Eindruck, aus dem gesamten Sumpf wäre eine glühende, einäugige Fratze geworden. Das Zyklopengesicht grinste ihn teuflisch an. Sein Herz übersprang einen Schlag, das Glühen erlosch, und aus dem Moor wurde wieder eine graue Fläche.
    Was war das gewesen? Eine Geistererscheinung? Eine Halluzination!
    Herbert Britton hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sein Hängegleiter spielte in diesem Augenblick verrückt.
    ***
    Fred Rodin fluchte. Er schrie und schimpfte, während er mit zunehmender Geschwindigkeit auf den Wald zufiel. Er unternahm alles, wirklich alles, um den Absturz zu vermeiden. Unter normalen Umständen wäre ihm der Sturz in die Tiefe erspart geblieben, aber hier waren dämonische Kräfte am Werk, und sie holten die beiden Drachenflieger unbarmherzig vom Himmel.
    Das Fluggerät drehte sich, sackte rechts ab, und dann hieb Rodin mit großer Wucht in eine der Baumkronen. Er spürte Hunderte von Schlägen. Zweige peitschten ihn. Blätter klatschten ihm ins Gesicht.
    Äste hämmerten gegen seinen Körper. Die Bespannung zerriß mit einem häßlichen Ratschen, und das Rohrgestänge blieb zwischen starken Ästen hängen.
    Ein gewaltiger Ruck.
    Die Gurte schnitten in Rodins Fleisch. Er knallte gegen den Stamm des Baumes. Die Wucht des Aufpralls war so heftig, daß Rodin trotz des Sturzhelms das Bewußtsein verlor.
    Herbert Britton erging es nicht besser.
    Auch seine Korrekturversuche fruchteten überhaupt nicht. Er schaukelte wie eine betrunkene Ente durch die Luft und krachte Sekunden später ebenfalls schwer in den Wald. Reflexhaft streckte er beide Arme vor. Von unten hieb ein Ast gegen sein Handgelenk und zerschmetterte es, und gleich darauf wußte auch er nicht mehr, was los war.
    Zakatta hatte seinen Willen durchgesetzt.
    Die beiden Männer waren dem Zyklopen in die Falle gegangen.
    ***
    Charles Eyre blickte auf seine Taschenuhr, ein Geschenk seiner zweiten Frau Jacqueline zum ersten Hochzeitstag. Er saß mit seinen Freunden am Stammtisch, trank eine Menge Bier und politisierte, daß es eine Freude war. Vor wenigen Minuten erst hatte Hywel Ellis, der Polizeiinspektor, grinsend gesagt: »Weißt du, was mich wundert, Charles? Daß sie dich noch nicht nach London ins Oberhaus geholt haben.«
    »Das kommt noch!« hatte Tay Badel, der Sargtischler, lachend eingeworfen. »Vielleicht zieht unser in Politik so beschlagener Freund gleich in die Downing Street.«
    »Euch Blödmänner können die Politiker ja für dumm verkaufen!«
    hatte Eyre erwidert. »Mich nicht. Ich weiß, was gespielt wird. Die lügen, sobald sie den Mund aufmachen, und was tut das liebe Stimmvieh? Bei der nächsten Wahl schreitet es brav zur Urne und wählt diese Parasiten wieder.«
    Seine Freunde fanden das lustig und lachten herzlich darüber.
    Jetzt sagte Charles Eyre: »Es wird langsam Zeit für mich.«
    »Bleib noch ein paar Minuten«, versuchte ihn Hywel Ellis zu überreden.
    Doch Eyre schüttelte den Kopf. Wenn er einmal einen Entschluß gefaßt hatte, war er nicht mehr umzustimmen. »Nein, ich gehe.«
    »Ein Bier noch. Ich bezahl’s«, sagte der Inspektor. »Und dann gehen wir zusammen nach Hause.«
    Wieder schüttelte Eyre den Kopf. »Ich hab’ genug getrunken.«
    Der Sargtischler grinste. »Merkst du’s denn nicht, Hywel? Er muß nach Hause gehen. Sonst haut ihm seine Frau das Nudelholz um die Ohren.«
    »Da müßte ich so einen Drachen zu Hause haben wie du«, gab Eyre grimmig zurück. Er erhob sich.
    Ellis schaute zu ihm hoch. »Ist zu Hause alles in Ordnung?«
    »Soweit schon.«
    » Soweit nur?«
    »Myriam ist jetzt in einem schwierigen Alter. Sie läßt sich nichts mehr von uns sagen, ist schnippisch und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher