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014 - Die Falle des Zyklopen

014 - Die Falle des Zyklopen

Titel: 014 - Die Falle des Zyklopen
Autoren: A.F.Morland
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zischte Myriam. Es blitzte plötzlich in ihren Augen, und sie wurde übertrieben freundlich. »Meine Güte, ist ja wirklich schrecklich, wie ich mit dir rede, Mutter. Was bin ich nur für eine garstige Tochter. Wo ich gewesen bin, möchtest du wissen. Warum sollst du es nicht erfahren? Es ist kein Geheimnis. Ich war beim Todesmoor.«
    »Mitten in der Nacht? Das glaube ich dir nicht«, sagte Jacqueline Eyre und schüttelte den Kopf.
    »Es ist aber die Wahrheit. Ja, ich war beim Moor, aber nicht allein.«
    »Wer hat dich dorthin begleitet?«
    »Freunde.«
    »Mehrere?«
    »Beunruhigt dich das, Mutter? Keine Sorge, wir haben nicht das angestellt, was du befürchtest.«
    »Was um alles in der Welt hattet ihr in der Nacht beim Moor zu suchen?«
    »Wir haben die Hölle beschworen.«
    Jacqueline Eyre erschrak. »Myriam! Ich bitte dich!«
    »Glaubst du mir das auch nicht?« fragte das Mädchen kalt lächelnd. »Seltsam, wenn ich dich belüge, schluckst du alles, ohne mißtrauisch zu werden. Wenn ich dir aber einmal die Wahrheit sage, willst du mir nicht glauben. Ich gehöre einer schwarzen Sekte an.« Myriam lachte. »Das entsetzt dich, was? Kennst du die schrecklichen Legenden, die man sich über den Zyklopen erzählt, der hier einst sein Unwesen trieb? Natürlich kennst du sie. Jeder in Bodmoor kennt sie. Es hat lange gedauert, bis unser schwarzes Gebet von der Hölle erhört wurde. Heute nacht war es endlich soweit. Phorkys, der Vater der Ungeheuer, erschien über dem Todesmoor, und er erschuf einen neuen Zyklopen.«
    Jacqueline Eyre schüttelte nervös den Kopf. »Du spinnst. Du bist verrückt.«
    »Ich bin nicht verrückt, Mutter!« herrschte Myriam die Frau an.
    Sie stellte ihr Glas weg, und ihre Stimme wurde gefährlich sanft.
    »Willst du den Zyklopen sehen? Ich trage ihn bei mir!«
    »Mein Gott, hör auf, so entsetzliche Dinge zu sagen, Myriam!«
    sagte Jacqueline aufgeregt.
    Da hob Myriam die rechte Hand, als wollte sie einen Schwur ablegen. »Zakatta!« rief sie, und plötzlich entstand auf ihrer Handfläche eine glühende Fratze.
    Jacqueline starrte das Gesicht, das zu leben schien, entgeistert an.
    »Himmel, was ist mit deiner Hand, Myriam?«
    Die Glut schmerzte das Mädchen nicht mehr. Sie grinste. »Siehst du das Gesicht, Mutter? Das ist Zakatta, mein Herr!«
    Die Glutfratze löste sich von Myriams Handfläche, wurde größer, schwebte auf Jacqueline Eyre zu. Die Frau stieß einen heiseren Schrei aus und wich zurück. Das Gesicht folgte ihr.
    »Nein!« keuchte Jacqueline Eyre entsetzt. »Nein! Myriam, ich bitte dich, hilf mir!«
    Doch das Mädchen stand reglos da und sah zu, was passierte. Sie wußte nicht, was geschehen würde, war begierig, es zu erfahren.
    Jacqueline stieß mit dem Rücken gegen die Wand. Weiter konnte sie nicht mehr zurückweichen. Die Glutfratze grinste sie diabolisch an. Das Auge des Zyklopen wühlte sich in ihren Blick, und einen Sekundenbruchteil später schoß das widerliche Antlitz auf die Frau zu. Wie ein glühender Lappen klatschte es auf Jacqueline Eyres Gesicht.
    Die Frau kreischte vor Schmerz auf.
    Es roch nach verbranntem Fleisch, und dann brach Jacqueline Eyre tot zusammen.
    ***
    »Ich liebe das Abenteuer«, sagte Fred Rodin, während er seinen Hängegleiter zusammensteckte. »Das muß irgendeine perverse Ader sein, die mir meine Eltern in die Wiege gelegt haben. Von frü- hester Jugend an habe ich stets die Gefahr gesucht. Vielleicht könnte mir ein Psychoanalytiker sagen, was mit mir los ist.«
    »Bestimmt«, erwiderte Herbert Britton. »Für viel Geld würde der bei dir eine Menge Neurosen entdecken. Ganz krank würdest du dich nach den ersten Sitzungen fühlen.«
    »Du redest so, als wärst du schon mal da gewesen.«
    »Gott behüte, nein!« rief Britton lachend aus. »Mich kriegt niemand auf die Couch. Ich bin so normal wie jeder andere.«
    »Aber du empfindest doch auch ein so eigenartiges Kribbeln, wenn du dich bis an deine Leistungsgrenze heranwagst. Du spielst genauso gern wie ich mit dem Leben. Man könnte auch behaupten, wir liebäugeln mit dem Tod.«
    »Blödsinn«, widersprach Britton. »Ich lebe gern.«
    »Aber du willst es immer wieder wissen.«
    »Zugegeben, ich liebe den Nervenkitzel, aber bin ich deswegen gleich verrückt? Was ist überhaupt normal? Ich glaube, kein Mensch kann dir das klipp und klar sagen, sonst würden nicht so viele wirklich normale Menschen in den Klapsmühlen sitzen.«
    Es war Nacht, und die beiden jungen Männer bereiteten ihre
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