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014 - Die Falle des Zyklopen

014 - Die Falle des Zyklopen

Titel: 014 - Die Falle des Zyklopen
Autoren: A.F.Morland
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hatte uns beide schwer auf Trab gehalten. Ich wollte Vicky nicht schon wieder allein lassen.
    Doch sie sagte: »Du kannst getrost nach Bodmoor fliegen, Tony. In der Zwischenzeit schreibe ich mein Buch fertig, und anschließend haben wir jede Menge Zeit füreinander.«
    Wer’s glaubt, wird selig, dachte ich. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, niemals auf freie Tage, Ruhe und Erholung zu hoffen, denn wenn ich mich darauf freute, wurde garantiert nichts daraus. Freie Tage passierten einfach zwischendurch mal, wenn wir nicht damit rechneten. Und wir nahmen jeden einzelnen mit großer Dankbarkeit hin, denn es waren ohnedies viel zu wenige.
    »Okay«, sagte ich, »dann werde ich Sie nach Bodmoor begleiten, Partner.«
    »Freut mich«, erwiderte Tucker Peckinpah.
    Ich mußte unwillkürlich an eine Geschäftsreise denken, die der Industrielle nach Australien gemacht hatte. Damals hatten Mr. Silver und ich ihn begleitet. Nur, um auszuspannen. Eine nette Herrenpartie hätte es werden sollen. Und was war daraus geworden?
    Ein mörderischer Kampf gegen eine gefährliche Hexe.
    Ich hoffte, so etwas in der Art stand mir nicht wieder bevor.
    Doch meine Hoffnung sollte sich nicht erfüllen…
    ***
    Myriam Eyre bemühte sich nicht, leise zu sein. Sie begab sich ins Wohnzimmer und nahm sich einen Scotch. Oben klappte eine Tür zu. Myriam lächelte kalt. Sie setzte das Glas an die Lippen und nahm einen Schluck. Schritte auf der Treppe. Jacqueline Eyre kam herunter.
    Die Stiefmutter.
    Das Opfer!
    »Guten Abend!« sagte Jacqueline Eyre forsch. Sie war 40. Jünger als Myriams Mutter. Keine schöne Frau, aber fleißig, und sie war redlich bestrebt, Myriam die Mutter zu ersetzen, doch das Mädchen ließ sie nicht an sie heran. Myriam schirmte sich regelrecht ab. Jeder Annäherungsversuch war von vornherein zum Scheitern verurteilt.
    Jacqueline hatte sich deswegen schon mehrmals bei Charles, ihrem Mann, beklagt, und er hatte seiner Tochter auch ins Gewissen geredet, doch vergeblich. Es kam zwischen Myriam und Jacqueline zu keinem normalen Verhältnis. Ja, nicht einmal ihrem Vater brachte Myriam irgendwelche Gefühle entgegen. Sie war reserviert und isolierte sich.
    Nur das Böse fiel bei ihr auf fruchtbaren Boden.
    »Guten Abend, Mutter «, erwiderte Myriam übertrieben freundlich. »Hast du schon im Bett gelegen? Schon geschlafen? Tut mir unendlich leid, dich geweckt zu haben.«
    Jacqueline Eyre trug einen dunklen Morgenmantel, unter dem ein weißes Leinennachthemd hervorlugte. »Du weißt, daß ich nicht schlafen kann, wenn du nicht zu Hause bist«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Ich bin kein kleines Kind.«
    »Das weiß ich.«
    »Warum behandelst du mich dann so?«
    »Tu’ ich doch gar nicht. Ich mache mir Sorgen um dich, kannst du das nicht verstehen?«
    »Nein, denn schließlich bist du nicht meine Mutter.«
    »Ich bin nicht deine leibliche Mutter, aber durch die Heirat…«
    »Ich weiß, ich weiß. Bitte verschone mich mit dieser Gardinenpredigt. Es ist immer dasselbe. Ich kann’s schon nicht mehr hören.«
    »Du rauchst, du trinkst…«
    »Herrgott noch mal, ich bin neunzehn. Andere Mädchen in meinem Alter sind schon verheiratet und haben Kinder!« sagte Myriam bissig.
    »Trotzdem…«
    »Ich würde zu gern wissen, was du alles angestellt hast, als du in meinem Alter warst«, fiel Myriam ihrer Stiefmutter ins Wort.
    »Nichts. Ich war ein anständiges Mädchen.«
    »Vermutlich deshalb, weil dich keiner haben wollte.«
    Jacqueline Eyre machte drei schnelle Schritte vorwärts und hob die Hand. »Du…«
    Myriam lachte furchtlos. »Möchtest du mich schlagen, Stiefmutter? Na los! Schlag zu! Trau dich!«
    »Warum mußt du mich immer provozieren, Myriam? Warum beleidigst du mich? Ich habe so sehr gehofft, wir könnten Freundinnen sein.«
    »Macht eine Freundin der andern ständig Vorschriften?«
    »Ich meine es doch nur gut«, sagte Jacqueline. »Es ist fast Mitternacht, Myriam. Ein anständiges Mädchen muß auf seinen Ruf achten, es hat um diese Zeit außer Haus nichts mehr verloren. Du weißt, wie man über Mädchen redet, die die Nacht zum Tage machen. Bodmoor ist ein kleines Nest. Da ist man bald verschrien.«
    »Das stört mich nicht.«
    »Du mußt auch an deinen Vater denken, Myriam.«
    »Er ist mir genauso gleichgültig wie du. Ihr habt kein Recht, euch in mein Leben einzumischen!«
    »Sagst du mir, wo du gewesen bist?«
    »Nein«, antwortete Myriam scharf.
    »Mit wem warst du zusammen?«
    »Das geht dich einen feuchten Kehricht an!«
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