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0139 - Wo der Werwolf lauert

0139 - Wo der Werwolf lauert

Titel: 0139 - Wo der Werwolf lauert
Autoren: Walter Appel
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betrachteten.
    Der Ausdruck ihrer gelblichen Lichter war fast menschlich zu nennen. Es wirkte abschätzend und abwartend. Bela Stancu verschwand in der Hütte. Man hörte ihn rumoren, das erstickte Weinen eines Kindes erscholl, und kurz darauf führte der Hexer ein etwa zehnjähriges Mädchen mit blonden Zöpfen und geblümtem blauem Kleid über die Schwelle.
    Die Kleine war pummelig, normalerweise hatte sie sicher rote Wangen und schaute munter und vergnügt drein. Aber jetzt war ihr Gesicht blaß und von Tränen verschmiert.
    Als sie die Wölfe sah, schrie sie auf und wollte in die Hütte zurück. Aber der Hexer zerrte das Kind an der Hand hinter sich her.
    Er stellte die Laterne auf den Boden und lachte häßlich.
    »Hier«, sagte er zu den beiden Wölfen. »Jetzt beweist mir, ob ihr richtige Dämonenwölfe seid oder nicht. Zerreißt das Mädchen.«
    Die Wölfe schauten den Alten und das weinende Kind an, so als ob sie nicht verständen. Der graue Wolf winselte, es klang wie eine Frage. Das Mädchen stand vor Schrecken gelähmt und wagte es nicht, auch nur einen einzigen Laut von sich zu geben.
    Bela Stancu bleckte seine drei Hauerzähne und vollführte eindeutige Gesten.
    »Beim Satan«, brummte er. »Was sind das für Dämonenwölfe, die mich nicht einmal verstehen? Man sollte es nicht für möglich halten.«
    Er ließ die Hand der Kleinen los, denn sie rührte sich ohnehin nicht vom Fleck. Der Hexer dachte, daß es die Wölfe vielleicht störte, wenn er so dicht bei dem Kind stand, das er als ihr Opfer ausersehen hatte.
    Er trat mehrere Schritte zur Seite.
    »Nun macht schon!« rief er und deutete auf das Mädchen.
    Befriedigt sah er, daß der Wolf und die Wölfin zu dem Kind liefen. Aber was war das? Bela Stancu glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als die weiße Wölfin das wie eine Statue dastehende Kind mit der Schnauze in die Seite stieß und dann mit der Pfote auf den Pfad wies, der von der Hütte weg in den Wald führte.
    Er war im Feuerschein und im schwachen Mond- und Sternenlicht nur undeutlich zu erkennen. Der graue Wolf aber stellte sich gegen den Hexer und knurrte ihn böse an. Seine Lichter funkelten, das Nackenfell sträubte sich.
    »Pest und Hölle!« rief Bela Stancu.
    Die weiße Wölfin stupste das Mädchen wieder und winselte auffordernd. Endlich begann das Mädchen, langsam Schritt um Schritt zurückzuweichen. Die weiße Wölfin wandte sich ebenfalls Bela Stancu zu, um zu verhindern, daß er das Kind etwa zurückholte.
    »Hiergeblieben, Irmina!« schrie der Hexer mit heiserer Stimme.
    Sein Ruf schreckte das völlig verstörte Mädchen endlich aus seiner Lähmung auf. Die kleine Irmina drehte sich um und rannte wie von Furien gehetzt so schnell sie konnte in den dunklen Wald hinein.
    Der Hexer wich zurück, sein Gesicht war eine verzerrte Grimasse. Rückwärtsgehend näherte er sich der Schrotflinte, dom Knüppel und der Peitsche. Wolf und Wölfin wandten den Kopf, um dem Kind nachzublicken.
    Bela Stancu nutzte die Gelegenheit. Rasch bückte er sich, packte die Flinte und spannte beide Hähne. Es klickte metallisch. Die beiden Wölfe blickten in die Doppelmündung. Der Alte belegte sie mit allen Verwünschungen und Flüchen, die ihm nur einfielen.
    »Ihr verdammten Schoßhündchen, euch werde ich es schon noch beibringen!« zischte er. »Habe ich euch aus dem Jenseits beschworen oder nicht? Also habt ihr auch meine Dämonenwölfe zu sein, und wenn ich euch dazu prügeln muß! Und wenn ihr dabei krepiert! Das wollen wir doch einmal sehen.«
    Er winkte mit dem Flintenlauf zum Käfig hin, dessen Gittertür hochgeschoben und mit einem Riegel arretiert war. Ein klotziges Vorhängeschloß mit einer Kette hing an der Käfigtür.
    »Los, schert euch da hinein! Euch werde ich es eintränken. Daß doch der Teufel in euch fahre! Meine Schrotflinte ist mit Silberschrot geladen, damit ihr es nur wißt! Ich brenne ihn euch aufs Fell, wenn ihr nicht augenblicklich pariert!«
    Der Alte sah so bösartig und drohend aus, daß die Wölfe gehorchten. Sie schlichen zu dem Käfig hin. Dabei knurrten sie und zeigten Bela Stancu die Fangzähne. Er scheuchte sie wütend in den Käfig hinein, dem grauen Wolf versetzte der Alte einen Tritt, daß er aufheulte.
    Sofort zog der Hexer den Riegel zurück. Die Tür krachte herunter, fast hätte sie die Pfote des grauen Wolfes eingeklemmt.
    Bela Stancu stieß mit dem Flintenlauf durch die Gitterstäbe in den engen Käfig hinein und freute sich, wenn er den grauen Wolf und
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