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0139 - Wo der Werwolf lauert

0139 - Wo der Werwolf lauert

Titel: 0139 - Wo der Werwolf lauert
Autoren: Walter Appel
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die weiße Wölfin empfindlich traf, daß sie aufjaulten und heulten. Sie knurrten, grollten und fauchten ihn an.
    »Hähähä«, lachte der Alte. »Das paßt euch nicht. Aber es kommt noch ganz anders. Euch gebe ich weder zu fressen noch zu saufen, bis ihr Mores lernt.«
    Er zog den Schlüssel zu dem Vorhängeschloß aus der Tasche und bückte sich nieder. Als er abschloß, schnappte der graue Wolf plötzlich zu. Bela Stancu schrie auf, von seinem Handgelenk tropfte das Blut aus einer tiefen Rißwunde.
    Aber das Vorhängeschloß war versperrt. Der Hexer drohte den Wölfen mit der Faust.
    »Das sollt ihr mir bezahlen, ungehorsames Gesindel. Euch werde ich beibringen, wer hier der Meister ist.« Er wickelte einen schmutzigen Lappen um die Wunde. »Morgen sehen wir weiter. Aus diesem Käfig, der aus den Ästen einer Friedhofseiche gefertigt ist, können nicht einmal Dämonenwölfe entkommen. Dieses Holz habe ich extra mit Weihwasser benetzt und mit magischen Sprüchen beschworen. Mich ekelt jetzt noch vor der geweihten Brühe. Wartet nur den Tag ab, ihr elenden Kreaturen!«
    Der Hexer löschte das Feuer. Fluchend verschwänd er in seiner Hütte. Die Flinte, die Laterne, Knüppel, Peitsche und Plane hatte er mitgenommen. Die Wölfe beobachteten die beiden erleuchteten Fenster der Hütte.
    Sie winselten und bellten, so als versuchten sie, sich miteinander zu verständigen. Der graue Wolf biß in die hölzernen Gitterstäbe. Er warf sich dagegen. Aber der Käfig war massiv gebaut, die Wölfe konnten daraus nicht entkommen.
    Der Wolf berührte das Vorhängeschloß mit seiner rechten Pfote. Er konnte es ein wenig verschieben, mehr aber auch nicht. Endlich gab er seine Bemühungen auf und legte sich neben der weißen Wölfin nieder
    ***
    Nur eine Hoffnung war Zamorra noch geblieben, nachdem die Beschwörung im Turmzimmer nichts erbracht hatte und ihn fast vernichtet hätte. Das Turmzimmer war ausgebrannt und mußte restauriert werden. Zamorra wollte noch einmal versuchen, sich an Merlin zu wenden, jenen Magier, von dem das zauberkräftige Amulett stammte und der in vielen Dingen Zamorras Mentor gewesen war.
    Merlin mußte ihn einfach hören. Den Tag über ruhte der Professor sich aus und versuchte, sich zu sammeln. Am Abend zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück und schloß sich ein.
    Raffael hatte er beruhigt und ihm gesagt, daß sich nichts Gefährliches ereignen könne. Raffael, die treue Seele, litt mit Zamorra, denn er sah, wie der Kummer über den Verlust Nicole Duvals und Bill Flemings an diesem fraß.
    Zamorra nahm einen Trank ein, den er mit bestimmten Zutaten zubereitet und in den er sein magisches Amulett gehängt hatte. Entspannt saß er im Lehnstuhl am Kamin. Das wochenlange Suchen und Forschen, all die inneren Kämpfe und Leiden hatten ihn ermüdet.
    Der hochgewachsene Mann mit den breiten Schultern, der Figur eines Athleten und dem markanten Gesicht entspannte sich. Nur die Tischlampe brannte und erhellte einen Teil des großen Arbeitszimmers.
    Zamorra legte beide Hände über sein Amulett und preßte es an sein Herz. Er versenkte sich in eine Trance, sein Geist rief über die Barrieren hinweg, die das Diesseits vom Jenseits trennten, den großen Merlin.
    Zamorra fühlte sich leicht und gelöst.
    »Bei den Kräften des Lichts und des Guten«, dachte er intensiv. »Bei der höchsten Macht, Merlin, ich rufe dich, denn ich brauche dich mehr denn je! Hülle dich nicht länger in Schweigen!«
    Ein Singen und Klingen erfüllte Zamorras Geist. Er fühlte sich emporgehoben. Während sein Körper mit geschlossenen Augen und reglos im Lehnstuhl ruhte, wanderte sein Geist durch die Dimensionen.
    Der Schemenkörper Zamorras, gebildet aus Protoplasma und Zamorras Geist, erschien in Merlins Reich. Dort wogten Nebelschleier über weite Wiesen, hingen zwischen Bäumen und Büschen. Zarte, fast durchscheinende Elfen tanzten den Reigen. Im Hintergrund stand auf einer Anhöhe unter einem klaren Sternenhimmel ein weißes, schönes Schloß mit zahlreichen erleuchteten Fenstern.
    Zamorra emfpand einen inneren Frieden, wie er ihn seit Nicole Duvals und Bill Flemings Verschwinden nicht mehr gekannt hatte.
    Die Elfen umtanzten ihn, sie reichten ihm bis knapp an die Brust. Goldblond fiel ihr blumenbekränztes Haar über die weißen Gewänder.
    »Zamorra«, sangen sie mit zarten Stimmen. »Willkommen in Avalon, Zamorra.«
    Der Magier selbst, der Alte von Avalon, wanderte von seinem Schloß heran. Obwohl Merlin sich nicht schnell
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