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0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

Titel: 0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals
Autoren: Uns stand das Wasser bis zum Hals
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gezählt. Es waren dreiunddreißigtausend!«
    Der Chefbuchhalter sah in die unglücklichen Gesichter der fünf Männer. Sie hatten in der Bank den Empfang des vollen Betrages quittiert. Wenn jetzt tausend Dollar fehlten, würden sie gemeinsam dafür haften müssen. Für Familienväter mit einem Monatsgehalt von vier- oder fünfhundert Dollar waren zweihundert Dollar pro Mann viel Geld.
    »Wir wollen noch einmal zählen«, sagte der Chefbuchhalter. »Aber jetzt legen wir jedes gezählte Bündel drüben auf den anderen Schreibtisch. Ich werde ganz langsam zählen. Sie kontrollieren mich bitte.«
    Die fünf Männer nickten.
    Noch einmal begann das eintönige Geschäft von vorn. Tausend reihten sich an Tausend, ein Päckchen gebündelter Noten nach dem anderen wanderte auf den anderen Schreibtisch.
    »Vierhundert zwei unddreißig…«, sagte der Chefbuchhalter und legte das letzte Päckchen mit dem roten Klebstreifen, der die vollen tausend Dollar symbolisierte, auf den zweiten Schreibtisch. »Es steht einwandfrei fest, so leid es mir tut, meine Herren: Tausend Dollar fehlen. - Marry, bringen Sie mir eine Cola!«
    Der weibliche Lehrling der Lohnbuchhaltung öffnete einen Schrank, wo ein Kasten Coca-Cola-Flaschen stand, holte eine heraus und brachte sie dem Chefbuchhalter. In der ganzen Lohnbuchhaltung herrschte Totenstille.
    Als das sechzehnjährige Mädchen hinter dem Schreibtisch des Chefbuchhalters vorbeiging, blieb sie plötzlich stehen und stieß einen gellenden Schrei aus.
    »Hier!«, rief sie. »Hier sind sie!«
    Die Männer rissen ihre Köpfe in die Richtung, in der das Mädchen stand. Marry bückte sich gerade und hob ein Bündel Banknoten auf. Es waren fünfzig Zwanzigernoten, gebündelt mit dem roten Klebstreifen.
    »Sie müssen runtergerutscht sein«, krächzte einer der Bankboten. »Lieber Gott, sie müssen runtergerutscht sein!«
    Ein einziges Aufatmen ging durch die Lohnbuchhaltung. Dass tausend Dollar zu ersetzen gewesen wären, hatte nicht die größte Sorge der Bankboten ausgemacht. Ihre fristlose Entlassung wäre die unausbleibliche Folge gewesen. Auf einen Bankangestellten durfte nicht der Schatten eines Verdachtes der Unregelmäßigkeit fallen.
    Aber diese Sorge war behoben. Das fehlende Geld war gefunden worden. Ein dummer, lächerlicher Zufall hatte sie für ein paar Minuten; es waren genau neun, in atemloser Spannung gehalten.
    Niemand wusste, dass dieser lächerliche Zufall auch einen geplanten Überfall um neun Minuten verschoben und damit einen ganzen, raffiniert durchdachten Zeitplan durcheinandergebracht hatte.
    Mrs. Johnson ging zum Fenster und öffnete es, als sie sah, dass die Bankboten mit dem leeren Koffer und die drei Männer vom Werkschutz die Lohnbuchhaltung verließen.
    »Das ist recht, Mrs. Johnson«, sagte der Chefbuchhalter. »Nach dieser Aufregung kann ich frische Luft gebrauchen.«
    ***
    Genau neun und eine halbe Minute vorher hatte der Gangster Roger seinen Nachschlüssel in das Schloss der Tür geschoben, die vom Ablagekeller her in den Flur im Erdgeschoss der Lohnbuchhaltung führte.
    Er handelte genau nach dem Zeitplan.
    Als er die Tür öffnete, sah er sich plötzlich zwei Männern in eleganten Anzügen gegenüber, die gerade den Flur durchquerten. Es war Rogers Pech, dass der eine der Personalchef war und dass er ein vorzügliches Gedächtnis besaß.
    »Halt!«, rief er. »Was machen Sie denn hier?«
    Die beiden Männer blieben direkt vor Roger stehen.
    Der Gangster stotterte etwas. Auf diesen Zwischenfall war er nicht vorbereitet gewesen. Nach ihrem Plan hätten ihn hinter der Tür seine Komplizen erwarten müssen.
    »Was ist denn?«, fragte der kaufmännische Betriebsdirektor.
    »Dieser Mann ist mir völlig fremd!«, erklärte der Personalchef in scharfen Ton. »Er kann nicht zu unseren Leuten gehören. Dann müsste ich sein Gesicht schon gesehen haben! Los, Mann, kommen Sie mit! Diese Sache muss vom Werkschutz überprüft werden!«
    Roger kam in Panikstimmung. Oh seine Uhr falsch ging? Ob den anderen irgendetwas dazwischengekommen war? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er jetzt allein auf weiter Flur stand, dass er sich selbst befreien musste, wenn er nicht in wenigen Minuten schon Handschellen tragen wollte.
    Er riss seine Pistole heraus.
    Aber der Personalchef war ein ehemaliger Lieutenant der Marine-Infanterie, der härtesten Elite-Einheit der Vereinigten Staaten.
    Seine Faust schoss vor und traf Rogers Kinn. Der Gangster strauchelte. Schon umklammerten zwei
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