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0135 - Die unheimliche Gräfin

0135 - Die unheimliche Gräfin

Titel: 0135 - Die unheimliche Gräfin
Autoren: A.F. Morland
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überleben würden.
    Owen Burrs Unruhe war deshalb mehr als berechtigt.
    Sheldon Dreyfuss warf seinem Freund einen kurzen Blick zu. Sie verließen soeben die Stadt. »Keine Angst, Owen!« sagte Dreyfuß zuversichtlich. »Mit vereinten Kräften wird es uns gelingen, diesem gottverfluchten Spuk ein Ende zu bereiten.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, murmelte Burr und zog die Schultern hoch, als wäre ihm kalt.
    Seiner Ansicht nach nahm das Unheil unaufhaltsam seinen Lauf. Sie waren im Begriff, ihr Schicksal herauszufordern, und er war nicht sicher, ob das gutgehen würde.
    Von der Fahrt zum Schloß bekam er kaum etwas mit.
    Als der Kastenwagen ausrollte und Sheldon Dreyfuß sagte: »Da wären wir!«, erschrak Owen Burr zutiefst.
    Schwarz und bedrohlich ragte Watford Castle vor ihnen auf. Unheimlich war die nächtliche Szenerie. Owen Burr merkte, wie ihn sein Mut allmählich verließ. Er wäre gern im Kastenwagen sitzengeblieben.
    »Du fürchtest dich, nicht wahr?« sagte er.
    »Würdest du mir glauben, wenn ich nein sagte?«
    »Nein.«
    »Dann kann ich’s ja zugeben. Ja, Sheldon. Ich habe Angst. Hundsgemeine Angst sogar, und ich frage mich die ganze Zeit, ob es wirklich richtig ist, was wir Vorhaben.«
    »Denkst du denn überhaupt nicht an Sally?« fragte Sheldon Dreyfuss entrüstet. »Sie befindet sich in der Gewalt dieser verdammten Gräfin. Sie hat tausendmal mehr Angst als du. Und sie braucht unsere Hilfe, denn allein kann sie sich nicht helfen, sonst hätte sie es schon getan!«
    Sheldon Dreyfuss öffnete die Tür.
    Owen Burr traf keine Anstalten, dasselbe zu tun.
    Dreyfuss warf ihm einen kalten Blick zu. »Hast du vor, mich nun im Stich zu lassen, Owen?«
    Burr schüttelte zaghaft den Kopf.
    Krächzend erwiderte er: »Nein, Sheldon. Nein, natürlich nicht. Ich bin nicht nur dein, sondern auch Sallys Freund. Und ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich dich allein in dieses Schloß gehen ließe und dir etwas zustoßen würde. Verdammt, wir werden’s schon schaffen. Irgendwie werden wir über die Runden kommen. So leicht sind wir beide nicht unterzukriegen, nicht wahr?«
    Sheldon Dreyfuss nickte zufrieden. »Das ist ein Wort.«
    Sie stiegen aus.
    Der Kastenwagen stand knapp neben der Schloßmauer. Sheldon Dreyfuss holte die Teleskopleiter und kletterte auf das Dach des Fahrzeugs.
    Die Länge der Leiter reichte bis zu den Zinnen. Dreyfuss rief seinem Freund leise zu: »Komm herauf, Owen. Und bring das Seil und den Dietrich mit.«
    Augenblicke später stand auch Burr auf dem Dach des Kastenwagens. Dreyfuss nahm ihm das Seil mit dem Leichtmetallhaken ab und steckte den Dietrich ein. Das Beil, dessen Klinge geweiht war, saß fest in seinem Gürtel, während sich das in Weihwasser getauchte Springmesser in seiner Tasche befand.
    Entschlossen machte sich Sheldon Dreyfuss an den Aufstieg.
    Owen Burr atmete mehrmals tief ein. Er bat insgeheim seinen Schutzengel, er möge sich in dieser Nacht besonders aufmerksam um ihn kümmern.
    »Pst!« machte oben Sheldon Dreyfuss. Er saß bereits rittlings auf der hohen Mauer.
    Owen Burr erklomm die erste Leitersprosse. Ihm war, als würde er etwas Frevlerisches tun. Er forderte die Mächte des Bösen heraus.
    Wie konnte er nur so etwas Irrsinniges wagen?
    »Schneller!« drängte ihn Sheldon Dreyfuss ungeduldig. »Beeil dich!«
    Wir werden sterben! hallte es in Owen Burrs Kopf. Wir setzen mit dem, was wir tun, unser Leben aufs Spiel -und werden es verlieren!
    »Nun komm doch endlich!« flüsterte Dreyfuss.
    Er scheint es nicht erwarten zu können, bis ihm die Diener der unheimlichen Gräfin den Hals umdrehen! dachte Owen Burr schaudernd.
    Sheldon Dreyfuss hatte den Leichtmetallhaken zwischen den Zinnen bereits festgekrallt. Das Seil baumelte an der Innenseite der Schloßmauer.
    Endlich erreichte Burr den Freund. Sheldon Dreyfuss wies auf das Seil. »Du zuerst«, sagte er.
    Burr wurde übel vor Angst. Aber er gehorchte und turnte an dem Seil nach unten. Dreyfuss folgte ihm unverzüglich.
    Schwarz lastete die Dunkelheit im Schloßhof. Owen Burr glaubte, jemanden durch die Finsternis huschen zu hören.
    Der kalte Schweiß brach ihm aus den Poren. Er griff nach seinem Beil. Ihm war, als würde ihn ein glitzerndes Augenpaar anstarren.
    Als er Sheldon Dreyfuss darauf aufmerksam machen wollte, verschwanden die Augen, und ein unnatürlich kalter Hauch streifte seinen feuchten Nacken.
    »Was weiter?« fragte Owen Burr unangenehm berührt.
    »Da entlang«, raunte ihm Sheldon Dreyfuss zu. Er
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