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0132 - Wir und der Raketenprofessor

0132 - Wir und der Raketenprofessor

Titel: 0132 - Wir und der Raketenprofessor
Autoren: Wir und der Raketenprofessor
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aufnehmen und ich mich hier umtun sollte.
    Am Morgen flog Phil nach Washington ab. Ich selbst suchte Dollys Freundin in der 45. Straße auf, um mich zu vergewissern, ob Dollys Eltern noch am Leben seien. Die Annahme, der Mann, der sie in Los Angeles zum Arzt gebracht und dann in die Klinik geschafft hatte, sei nicht ihr Vater, musste ja bewiesen werden.
    Die Frau bestätigte mir, dass Dollys Eltern schon gestorben seien, als sie noch ein Kind war. Sie erinnerte sich, dass sie aus Utah stammte. Das genügte mir, um die dortigen Behörden in Bewegung zu setzen.
    Mein Argwohn bestätigte sich. Vater und Mutter waren bei einem Eisenbahnunglück getötet worden. Geschwister waren nicht vorhanden. Dolly wurde im Waisenhaus erzogen, erlernte den Beruf einer Stenotypistin und hatte verschiedene Stellungen, bis sie bei dem Atom Energie Institut landete. Ich sprach nochmals mit Los Angeles und bat, Dampf hinter die Nachforschungen zu setzen.
    Dr. Robertson hatte eine sehr gute Personenbeschreibung geliefert und angegeben, er erinnere sich genau, dass dem angeblichen Vater der kleine Finger der linken Hand fehlte. Man hatte den famosen Chef der Nervenklinik vorläufig auf seinen Posten belassen und Dollys-Tod vertuscht. Es war nichts davon in die Zeitungen gekommen. Möglicherweise kam ihr »Vater« einmal wieder zu Besuch. Man war sogar so weit gegangen, einen unserer dortigen G-man dauernd in der Klinik zu belassen, damit der Kerl sofort gebührend in Empfang genommen werden konnte.
    Am Nachmittag meldete sich Phil, um mir mitzuteilen, er habe mit einer Unzahl von Personen gesprochen, aber nichts Positives erfahren. Er habe sowohl Menendez, Kitchel als auch andere Konkurrenten besucht, aber keiner wollte etwas wissen. Am Abend zog es mich ins »Moros«, wo ich damals mit Dolly gesessen hatte. Ich sah keinen Bekannten, auch nicht Mr. Menendez, den zu treffen ich eigentlich gehofft hatte.
    Es wurde ein recht trübseliger Abend. Ich leerte ein Glas auf Dolly Barleys Andenken und ein zweites darauf, dass ich den Lump fassen würde, der sie auf dem Gewissen hatte. Dann wurde mir der Spaß zu teuer und ich verzog mich in mein Stammlokal, in dem ein anständiger Scotch auf Eis nur ein Viertel von dem kostet, was ich im »Moros« bezahlen musste.
    ***
    Am anderen Morgen fand ich auf der letzten Seite der »Morning News« eine kleine Notiz mit der Überschrift:
    »Rätselhafter Tod im Irrenhaus«.
    Es war die Nachricht über Dollys Tod, die man hatte zurückhalten wollen. Aus dem Text ging hervor, dass es die Schwester gewesen war, die, geplagt von Reue und schlechtem Gewissen, versucht hatte, sich durch die Veröffentlichung zu rechtfertigen.
    Das Schlimmste war, dass man auch Dollys vollen Namen nannte. Ich fürchtete, dass es jetzt zu allen möglichen Verwicklungen kommen würde.
    Dass ich mich nicht irrte, erfuhr ich sehr schnell. Schon um halb elf Uhr wurde mir ein Besucher gemeldet, Mr. Theodor Kitchel, der mich dringend zu sprechen wünschte. Kitchel war bekanntlich einer der Leute, die Menendez als einen gefährlichen Konkurrenten bezeichnet hatte.
    Mr. Kitchel war ein Endvierziger, dem man sein bewegtes Leben von Weitem ansah. Er hatte ein schwammiges Gesicht, Hängebacken und Schweinsaugen. Sein ergrautes Haar war dünn, und er kämmte es mit viel Pomade fest an seinen Schädel.
    »Verzeihen Sie, Mr. Cotton«, begann er und setzte sich so vorsichtig auf die Stuhlkante, als habe er die Absicht, gegebenenfalls aufzuspringen und schleunigst zu verschwinden.
    »Ich komme in einer etwas delikaten Angelegenheit, und ich muss Sie deshalb um Diskretion bitten. Es handelt sich um das junge Mädchen, das in Los Angeles in einer Irrenanstalt angeblich Selbstmord beging.«
    »Was haben Sie für ein Interesse an Dolly Barley?«, platzte ich, ganz gegen meine Gewohnheit, heraus. Ich bin an sich immer dafür, Leute, die etwas auf dem Herzen haben, ausreden zu lassen.
    Wenn man sie zu viel fragt, so macht man sie misstrauisch. Sie glauben dann, man wolle ihnen einen Strick drehen und halten dicht.
    Mr. Kitchel aber ließ sich nicht stören.
    »Ich kannte Dolly Barley recht gut«, sagte er, jedes Wort ab wägend. »Sie erwies mir gelegentlich kleine Gefälligkeiten und ich zeigte mich dafür erkenntlich.«
    »Wobei es Ihnen zustatten kam, dass sie mit Professor Burns liiert war«, stellte ich fest.
    »Das hatte ich gehofft«, gestand er ein. »Aber es wurde nichts daraus. Sie müssen bedenken, ich befasse mich mit der Vermittlung von
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