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0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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mächtigen Schatten des Kirchengebäudes; regungslos und starr wie eine Statue.
    Und während er den Blick zu der himmelhoch über dem Tal stehenden Ruine richtete, umspielte ein geheimnisvolles Lächeln seine Lippen, unergründlich wie ein Bergsee. In den strahlendblauen Augen seines männlichen Gesichts schien ein gewaltiges Geheimnis verborgen, ein Wissen um Dinge, die nur er allein wußte…
    ***
    »Hier ist bestimmt seit Jahren keiner mehr raufgefahren«, stellte Marie erstaunt fest, als Duval mit dem Porsche von der ohnehin schon äußerst schlechten Strecke in den steilen Waldweg einbog, der sich in engen, endlos scheinenden Windungen dahinzog.
    »Für diese Gegend hier interessiert sich auch niemand«, bemerkte der Franzose, nachdem er einen raschen Blick auf die finsteren Gewitterwolken riskiert hatte, die bereits in bedrohliche Nähe gerückt waren und sich wie ein Gebirge hinter ihnen auftürmten.
    »Die meisten Einheimischen haben sogar eine eigenartige Angst, sich hier aufzuhalten. Ich kenne zwar nicht den Grund, aber vielleicht hat es mit den Schauermärchen zu tun, die man sich von dieser Ruine erzählt.«
    Er wies mit dem Kopf in die Fahrtrichtung.
    »Dort oben soll eine gräfliche Familie gehaust haben, die unvorstellbar grausam gewesen sein muß. Die ganze Sache liegt zwar schon etliche hundert Jahre zurück, doch ist der Aberglaube eben nicht auszurotten. Manche Leute unten im Dorf glauben nämlich, daß es dort spukt und daß ihnen immer noch was Schreckliches passieren kann.«
    »Was ist denn das für eine Geschichte?« fragte Marie leise. Ein undefinierbares Angstgefühl breitete sich in ihr aus. Sie konnte es nicht verbergen.
    Duval gab keine Antwort, denn der Weg wurde plötzlich so schmal und steil, daß er seine ganzen Fahrkünste aufbieten mußte, um sich und den Porsche vor Schäden zu bewahren. Außerdem wurde es von einer Sekunde zur anderen dermaßen düster, daß er die Scheinwerfer einschalten mußte.
    Augenblicke später setzte heftiger Regen ein.
    Nur gut, daß er diesen alten Mann, der vorgestern abend im Wirtshaus gewesen war, nach dem Weg gefragt hatte. Wie hieß er doch gleich? Piecollo!
    Ein recht komischer Typ, zugegeben, und vielleicht sogar etwas unheimlich. Der Kerl hatte ihn förmlich dazu gedrängt, diese Tour zu machen.
    Duval mußte allerdings feststellen, daß der Weg weitaus schlechter war, als er es sich vorgestellt hatte. Und viel, viel länger.
    Doch das war ihm jetzt noch ziemlich egal, denn hatte er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt, konnte ihn so schnell nichts aufhalten.
    »Pierre!« Maries Stimme klang schrill, ihre Angst war jetzt unüberhörbar.
    »Was war mit diesen Grafen?«
    »Darüber spricht man hier nicht gerne, und es ist auch keine Geschichte für ein junges Mädchen. Hör jetzt auf davon, ist ja sowieso alles Quatsch!« schrie Duval zurück, denn dem grellen, in unmittelbarer Nähe aufzuckenden Blitz war krachender, langanhaltender Donner gefolgt. »Auf jeden Fall ist dieses Adelsgeschlecht schon seit langer Zeit erloschen. Die Gräfin ist bei einem nächtlichen Unwetter von einem Bruchstück des einstürzenden Turms erschlagen worden. Ihr Leichnam wurde von den Dorfbewohnern meterhoch mit Felsblöcken bedeckt. Nicht einmal im Tode wagte jemand, sie anzurühren.«
    Duval schüttelte den Kopf. »Verrückte Geschichte! Der Graf und seine Meute sind nie gefunden worden. Wahrscheinlich liegen sie irgendwo dort oben unter Tonnen von Gestein.«
    Obwohl er es vor sich selbst nicht zugeben wollte, war ihm die ganze Situation mittlerweile auch reichlich unheimlich geworden.
    Sie müßten doch schon längst oben an der Ruine sein! Der Weg dorthin wurde jedenfalls von Meter zu Meter schlechter; wahre Sturzbäche flossen ihnen entgegen zu Tal, denn das Unwetter nahm immer noch an Heftigkeit zu. Mehr als einmal befürchtete der Franzose, im schlammigen Boden steckenzubleiben. Der sintflutartige Regen prasselte dermaßen heftig gegen die Frontscheibe, daß die Wischblätter die Wassermassen kaum bewältigen konnten.
    Die Natur war wie entfesselt. Sie kamen gerade noch im Schrittempo voran. Wieder erhellte ein Blitz die Finsternis und wieder dieser ohrenbetäubende Donner, wie es ihn in solcher Lautstärke nur im Gebirge gibt.
    Er ließ das Fahrzeug erzittern.
    Der Wagen! schoß es Duval durch den Kopf. Wenn der bloß bei dieser Fahrerei nichts abkriegte - es war schließlich nicht sein eigener.
    Zum erstenmal kam ihm die Idee, sich auf dieses riskante
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