Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
Vom Netzwerk:
gegen Duvals Brust geschleudert. Dann zerrte die Alte das Mädchen aus dem Wagen, schleifte sie über den Boden und verschwand, ohne sich um die Schreie der Deutschen zu kümmern.
    Genau in diesem Moment wurde Pierre Duval wahnsinnig. Er wurde von Lachkrämpfen geschüttelt; Tränen liefen ihm die Wangen hinunter. Mechanisch legte er einen Gang ein und ließ die Kupplung ruckartig kommen. Der Porsche schoß förmlich nach vorne, durchbrach krachend die Mauerreste und stürzte wie auf einer gigantischen Rutschbahn hinab ins Tal.
    Schauerlich verhallte das irre Lachen Duvals irgendwo in der Tiefe.
    »Jetzt sind wir da, verfluchter Hund!« krächzte die dämonische Erscheinung ihre Drohung gegen einen unsichtbaren Gegner in den heulenden Wind, während der Regen an ihren abstoßenden Schädel prasselte.
    Ein paar Minuten verharrte sie völlig bewegungslos, wie in Trance, die skelettierten Arme in stummem Triumph erhoben. Die maskenhafte Fratze grinste.
    Allmählich verebbte das Inferno um sie herum.
    Dann, als die ersten Strahlen der untergehenden Sonne durch die aufreißende Wolkendecke drangen, verschwand dieser fleischgewordene Wahnsinn so rasch und lautlos in der Finsternis der Burgruine, wie er erschienen war. Nur noch zwei-, dreimal wurde die makabere Gestalt von den letzten aufflackernden Blitzen grell erleuchtet.
    ***
    »Nicole!«
    Noch ein wenig benommen öffnete das hübsche Mädchen langsam die Augen - und schrie entsetzt auf, als es die Kaskaden grellweißen Lichts wie einen Wasserfall von der großen, dunklen Gestalt, die vor ihr stand, herunterfließen sah.
    Die Lichterscheinung schwebte langsam auf sie zu, legte die Hand auf ihre Stirn…
    Bei der Berührung versank Nicoles Umwelt in einem bunten, wirbelnden Sog, in unendlicher Schwärze.
    »Gott sei Dank!«
    Wie von einer zentnerschweren Last befreit bemerkte Zamorra, daß Nicole sich in ihrem Bett räkelte und verschlafen in die Morgensonne blinzelte, die durch die Vorhänge hindurch erstrahlte.
    Zamorra strich ihr sanft durchs Haar. »Wie fühlst du dich, Cherie?«
    »Ich habe Hunger.«
    »Weißt du, wie lange du geschlafen hast?«
    »No. Hunger!«
    »Du hast eine Konstitution wie ein Bär.«
    »Hauptsache, ich sehe nicht so aus. Also, wo bleibt mein Frühstück?«
    Zamorra schwang sich die Treppe hinunter.
    »Signore Burger!«
    Der Wirt strahlte über sein ganzes gutmütiges Gesicht. »Na, Ihrem Verhalten nach scheint es dem Fräulein besser zu gehen.«
    »Stimmt, viel besser! Lassen Sie ihr bitte ein Frühstück aufs Zimmer bringen - die doppelte Menge und doppelt gut.«
    »Weiß schon Bescheid. So was passiert hier bei uns öfter. Manche Menschen können das Klima anfangs nicht vertragen. Und die Berge nicht. Sie erdrücken sie…«
    »Wie ich Ihnen schon sagte«, erwiderte Zamorra. »Trotzdem sollte sie auf jeden Fall ärztlich untersucht werden. Würden Sie sich bitte darum kümmern daß ein Arzt hier heraufkommt?«
    »Aber gerne!« gab Burger freundlich zurück. »Ich denke, mit Doktor Metrano können wir in zwei bis drei Stunden rechnen.«
    »Großartig! Geben Sie mir bitte Bescheid, ich bin auf meinem Zimmer.«
    Während Zamorra die knarrende Holztreppe hinaufstieg, überkam ihn eine plötzliche Übelkeit. Sein gebräuntes Gesicht verlor beängstigend schnell an Farbe. Der Parapsychologe schüttelte sich heftig und faßte sich krampfhaft an die Brust, dorthin, wo sich sonst sein Amulett befand…
    ***
    »Sie haben sich da eine ganz schöne Verbrennung zugezogen, aber noch verdammtes Glück gehabt«, stellte der Mediziner aus Bozen erstaunt fest, nachdem er die Wunde Zamorras gründlich untersucht und behandelt hatte.
    Das seltsame Zeichen auf seiner Brust, das sein glühendes Amulett verursacht hatte, war einer schmerzhaften, jedoch relativ harmlosen Brandwunde gewichen.
    Und das war Zamorra verständlicherweise recht, denn was hätte er dem Arzt erzählen sollen, wenn dieser die zwei eigentümlich verschlungenen Halbkreise bemerkt hätte, die noch bis vor ein paar Stunden zu sehen waren…
    Da fiel es jetzt schon leichter, eine plausible Geschichte zusammenzustricken.
    Der Parapsychologe begleitete Doktor Metrano nach unten. Von Othmar Burger war gottlob nichts zu sehen, und das ersparte allgemeine Verwirrung und langwierige Erklärungen. Denn nicht Nicole hatte den Arzt gebraucht - Zamorra hatte ihren Schockzustand mit einem hynotischen Blick beseitigt - sondern er selbst.
    Vorsichtig betastete er den Verband, der sich angenehm kühlend auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher