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0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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verständlich zu machen, denn der gegen den Wagen peitschende Regen und das schier unaufhörliche Krachen des Donners machten eine mit normaler Lautstärke geführte Unterhaltung unmöglich.
    Duval hatte den Porsche auf dem großen Burghof geparkt und stand jetzt zwei, drei Meter von den spärlichen Resten der ehemaligen Begrenzungsmauer entfernt, hinter der die Felswand jäh ins Tal hinabfiel.
    Das furchtbare Gewitter tobte schlimmer als je zuvor. Es war jetzt fast stockdunkel, und der heulende Wind zerrte wie mit unsichtbaren Fingern an dem Fahrzeug, das in dieser gespenstischen, weiten Umgebung wie verloren wirkte. Abgerissene Äste und Zweige rasten als Geschosse durch die Luft.
    »Merde!« fluchte der Franzose. An den dumpfen Geräuschen war unschwer zu erkennen, daß der Wagen dann und wann getroffen wurde.
    Pierre ließ den Motor laufen und das Licht eingeschaltet, denn draußen war es bitterkalt, und die Heizung spendete den beiden sommerlich gekleideten jungen Leuten die dringend nötige Wärme.
    Vor allem aber war es irgendwie beruhigend, die gleichmäßigen Vibrationen des starken Triebwerks zu spüren, denn Duval hatte Angst. Todesangst…
    Von dem »grandiosen Schauspiel«, das er Marie versprochen hatte, konnte nun absolut keine Rede mehr sein - um sie herum war es Nacht, und nur die Scheinwerfer des Wagens ließen scharf die vom Sturm vorbeigepeitschten Regentropfen für einen winzigen Moment aufglühen.
    Marie Bergner ärgerte sich über sich selbst.
    Sie hörte dem Franzosen längst nicht mehr zu; sie hätte ihn sowieso nicht verstehen können, da er viel zu leise sprach, um den tosenden Lärm des Unwetters übertönen zu können. Duval hatte aus unerfindlichen Gründen - wohl, um für Ablenkung zu sorgen -, das Radio eingeschaltet, und die lautstarke Musik, irgendeine alte italienische Volksweise, verstärkte nur den unwirklichen Charakter ihrer Situation.
    Die junge Deutsche wünschte sich indessen sehnlichst, sie hätte sich mit diesem verdammten Trottel, der außer seinem Geld nicht viel zu bieten hatte, gar nicht erst auf ein solches Wagnis eingelassen.
    Krampfhaft versuchte Marie, sich mit dem Gedanken an Fred, an die bevorstehenden Wochen auf Sizilien zu trösten, als urplötzlich ein fürchterliches, ohrenbetäubendes Krachen und Bersten selbst das infernalische Sturmgeheul übertönte. Brutal wurde die junge Frau aus ihren Träumen zurück in die beängstigende Wirklichkeit gerissen.
    »Mein Gott! Was war das?« Maries Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.
    »Das war kein Blitz… ich weiß nicht…« antwortete Duval mit zitternder Stimme, Beide hatten die steinalte Frau nicht gesehen, die irgendwo aus der Schwärze der Turmruine aufgetaucht war und sich über den Burghof auf das Fahrzeug zubewegte.
    Durch die Dunkelheit blieben den jungen Leuten Details erspart, die ihnen das Blut in den Adern hätten gefrieren lassen…
    Jetzt stand die Frau direkt neben dem Wagen; genau an der Seite, an der Marie saß.
    Sie trug einen wallenden, blauen Umhang, der stark verrottet war und dessen Fetzen der Sturm wie züngelnde Flammen aufwirbelte. Das Auffallendste an ihr war aber nicht ihre geisterhafte Erscheinung, sondern ihr Gesicht. Oder besser: das, was davon noch übrig war.
    Penetranter Geruch, der an Grab und Moder erinnerte, ging von der alptraumhaften Erscheinung aus, die sich trotz des mit unverminderter Heftigkeit tosenden Unwetters leichtfüßig, beinahe anmutig auf das Fahrzeug der beiden ahnungslosen Menschen zubewegt hatte.
    Für einen Moment stand sie regungslos da, wie abwartend. Dann bückte sich die Bestie, um einen schweren, zackigen Steinbrocken aufzuheben.
    »Mensch, das gottverdammte Ding bricht gleich ganz über uns zusammen!« stöhnte Duval verzweifelt, nachdem er sich in panischer Angst umgewandt und kurz einen Blick auf die nur schemenhaft erkennbare Burg geworfen hatte. Zu seinem Entsetzen mußte er feststellen, daß ein weiterer Teil des Turmes unter dröhnendem Getöse eingestürzt war.
    »Fahr weg hier, fahr doch endlich weg!« rief Marie schrill und warf dabei einen verzweifelten Blick aus dem Seitenfenster.
    Dann überschlugen sich die Ereignisse…
    Marie Bergners grauenhaftes, irres Kreischen ließ Duval wie unter einem Peitschenhieb zusammenzucken.
    Das Fensterglas flog klirrend auseinander und ein häßliches Knacken wie von berstendem Holz ertönte. Augenblicklich fegte der eisige Sturm mit unglaublicher Wucht ins Wageninnere.
    Der Körper der jungen Frau wurde
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