Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0131 - Druiden-Rache

0131 - Druiden-Rache

Titel: 0131 - Druiden-Rache
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
über ihren Nacken weiter fort, den Rücken hinunter. Eine eiskalte Hand schien nach ihr zu greifen.
    Krack!
    Ihr Kopf flog herum, sie sah zur Tür. Ihre Augen weiteten sich. Der massive stählerne Riegel, der die Eichentür versperrte, war gesprungen - zwei Zentimeter breiter, vier Millimeter starker Stahl!
    Die Tür glitt auf.
    Micayla schrie, aber mit ihrem Schreien konnte sie nicht verhindern, daß drei Druiden den Raum betraten.
    Weiß die Kutten, die über das Böse dieser Gestalten hinwegtäuschten. Ihre Füße berührten den Boden nicht, schwebten zwei Zentimeter darüber und verursachten dadurch keinerlei Geräusche. Gespenstisch war die Lautlosigkeit ihrer Annäherung und ging Hand in Hand mit der Lautlosigkeit, die von draußen kam.
    Kein Windhauch drang durch die geöffnete Tür.
    Das Kerzenlicht traf die Kapuzenfronten. Dahinter - keine Gesichter! Nur wallende, brodelnde Schwärze, bis die Kerze erlosch.
    Schlagartig war es finster.
    Mondlicht drang von draußen herein. Micayla schrie nicht mehr. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie die drei Druiden an und wich dabei langsam zurück, Schritt für Schritt. Lautlos kamen die drei ihr nach.
    Dann konnte sie nicht mehr weiter, weil hinter ihr die Wand war. Ihre flachen Hände preßten sich an das Holz, glitten seitwärts in die Höhe. »Nein…«, flüsterte sie. »Nein, laßt mich in Ruhe, ich will nicht…«
    Der vorderste Druide sprach. Sprach ohne Mund. Die Stimme kam aus dem Schwarzen unter der Kapuze.
    »Du bist uns bestimmt, Micayla Cairfaith. Sträube dich nicht. Alles war vergeblich, denn unsere Macht ist älter und größer!«
    Daddy ist tot, schrie es in ihr. Etwas anderes konnten die Worte des Druiden nicht bedeuten. Ihr Vater hatte auf die Kraft des Kreuzes, auf die schützende Macht des Christenglaubens gehofft. Aber die Macht der Druiden war stärker gewesen als er in seinem Glauben…
    Micayla glaubte in eine endlose Tiefe zu stürzen, und der Druide fing sie auf, hielt sie in seinem Griff, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Der Sturz wäre die Erlösung gewesen, doch das Grauen nahm seinen Fortgang.
    Sie spürte seine Hände, die keine Hände waren. Schwarzes Nebelwallen drang aus den Öffnungen der Ärmel.
    Der kalte Schweiß stand ihr auf der Stirn.
    Dann begann die Umgebung zu verschwimmen. Die Hütte wurde transparent, löste sich auf. Ein schwarzes Nichts umgab sie, um einer neuen Umgebung zu weichen. Drei Druiden hatten mit ihrem Opfer den Schritt durch die Weltenschranke gemacht.
    Die leere Hütte blieb zurück.
    Im gleichen Moment flackerte, wie von Zauberhand entzündet, die Kerze wieder auf. Der Wind, der um die einsame Hütte heulte, setzte wieder mit aller Macht ein und stieß die Tür vollends auf. Abermals erlosch die Kerze, diesmal aber durch die Naturgewalt.
    Die Tür schlug hin und her. Nichts hielt sie mehr. Denn der Riegel war zerstört.
    Micayla Cairfaith aber war verschwunden.
    ***
    »Wales«, sagte Professor Zamorra sinnend. »Ein faszinierendes Land, nicht wahr?«
    Dabei stützte er die Ellenbogen auf die Theke und ballte die Hände zu Fäusten, auf die er das Kinn stützte. Seine Augen musterten eingehend das Bild, das hinter der Theke an der Wand hing und beiderseits von Regalen gesäumt wurde. Es zeigte einen Druiden, der ein junges Mädchen irgend einer Gottheit opferte. Sinnigerweise hieß der Pub »The Devil's Hand«.
    Der Mann links neben Zamorra nickte und grinste. »Und eigenwillige Bewohner, nicht wahr? Sagen Sie es ruhig. Wir lehnen die britische Krone als Oberhoheit ab, wir haben unsere eigene Sprache, wir prügeln jeden Engländer aus der Kneipe…«
    Zamorra schmunzelte. »Nun, wenn Sie's schon sagen, Mister…«
    Gyulan Darryl nahm einen Schluck aus dem Bierkrug. »Was führt Sie eigentlich hierher nach Pwllheli, Professor?« Dabei sprach er den Namen des Ortes wie »Puhlhely« aus und löste damit für Zamorra das Rätsel, wie die Waliser mit der Unmenge von Konsonanten fertigwurden.
    »Studien«, brummte Zamorra und trank auch. »Ich hörte, daß es hier noch einen alten Druidenkult geben solle, und den möchte ich gern näher kennenlernen.«
    »Sie sind Parapsychologe?«
    Zamorra nickte. Er verstand Darryls Unglauben, weil er wirklich nicht wie ein Akademiker aussah, der an einer Hochschule vor einer Unmenge an Studenten stand und ihnen Vorträge hielt. Zamorra, Ende der dreißig, ähnelte mehr einem Leistungssportler oder einem jener smarten Typen, die in James-Bond-Filmen die Hauptrolle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher