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013 - Das Milliarden-Heer

013 - Das Milliarden-Heer

Titel: 013 - Das Milliarden-Heer
Autoren: Timothy Stahl
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Versatzstücken mehrerer alter und heute »ausgestorbener«
    Sprachen rekrutierte - nahmen sich im Vergleich zu Aruulas Englischkenntnissen eher spärlich aus, wenn er sich auch durchaus verständlich machen konnte und kaum noch auf Aruulas Hilfe als Übersetzerin angewiesen war.
    Ihre telepathische Fähigkeit war gewiss hilfreich im Erlernen des Englischen gewesen sein. So hatte sie seinen Wortschatz irgendwie
    »anzapfen« können.
    Dazu kam vielleicht noch eine natürliche Begabung für Fremdsprachen. »Irgendetwas also, das ihnen so große Angst einjagt, dass sie uns deswegen laufen lassen?«, hakte er nach und sah Aruula an. Erst jetzt fiel ihm auf, wie erschöpft sie wirkte; blass und müde, dunkle Ringe unter den Augen wie Halbkreise aus Ruß. Das Lauschen hatte an ihren Kräften gezehrt.
    Sicher kein sehr angenehmes Gefühl, zumindest das konnte sich Matt vorstellen, auch wenn ihm die Details von Aruulas telepathischer Gabe noch immer unverständlich waren - und bisweilen auch ein klein wenig unheimlich.
    Sekundenlang schwiegen sie, sahen sich nur um. Hielten Ausschau nach dem, was ihre Jäger in die Flucht geschlagen hatte.
    »Erinnert mich ein bisschen an alte Horrorgeschichten«, murmelte Matt nach einer Weile. »Fehlt nur noch das Schloss im Nebel, in dem ein Vampirgraf wohnt, von Werwölfen bewacht und im ganzen Umland gefürchtet…« Er spürte Aruulas fragenden Blick und winkte lächelnd ab.
    »Schon gut.«
    »Du glaubst, die Angst der Männer hat keinen echten Grund«, stellte sie fest. Matt wollte spontan nicken, zögerte dann allerdings und hob nur die Schultern.
    Zunächst hatte er sich von Aruulas Worten anstecken lassen, dann jedoch hatte er sich der abergläubischen Natur der Menschen dieser Zeit besonnen. Es mochte also gut sein, dass sie sich vor irgendeinem Hirngespinst fürchteten, vor einem Ungeheuer, das noch niemand mit eigenen Augen gesehen hatte.
    Andererseits - Matt patte schon mehr als einmal am eigenen Leib erfahren müssen, dass diese Welt an wirklichen Ungeheuern keinen Mangel litt; ganz im Gegenteil…
    Er verscheuchte den Gedanken. Was auch immer die Verfolger bewegt hatte, den Rückzug anzutreten, es konnte ihm und Aruula zunächst nur recht sein. Und wenn irgendwo dort draußen tatsächlich eine Gefahr lauerte, taten sie gut daran, nicht einfach hier herumzustehen wie auf dem Präsentierteller, sondern schleunigst zu verschwinden.
    Matt wandte sich Aruula zu, um ihr genau das zu sagen, aber die Worte erstickten ihm im Halse. Nur ein entsetztes Keuchen kam über seine Lippen.
    Hinter Aruula bewegte sich…etwas!
    ***
    Aachen, im Sommer 2018
    »Unser Holzvorrat geht zur Neige, Herr…Professor.«
    Carl Ranseier stand da, vollführte mit den Händen unbewusste kleine Bewegungen und hatte den Kopf gesenkt, in beinah schon devoter Haltung. Es mochte aber auch sein, dass er einfach nicht mehr mitansehen wollte, wie Professor Gunnar Hallstein sich Larven in den Mund warf, so wie man früher Erdnüsse gegessen hatte…
    Armer Ranseier, dachte Hallstein halb amüsiert, halb mitleidig. Nach all der langen Zeit hat er sich noch immer nicht in diese neue Welt eingefunden…
    So brachte Ranseier es beispielsweise nicht fertig, sich von dem zu ernähren, was die Natur hergab: Insekten beziehungsweise deren Larven. Sehr nahrhaft, sehr eiweißhaltig und - vor allem - in Hülle und Fülle vorhanden! Aber Carl Ranseier konnte das alte Ekelgefühl vor Insekten einfach nicht abstreifen, und die Vorstellung, sie zu seiner Hauptspeise zu machen, war ihm immer noch zutiefst zuwider. Kein Wunder, dass er nur noch ein Schatten seiner selbst war.
    Blass und knochig war er geworden in den Jahren, sein Immunsystem so löchrig wie die Kleidung, die sie am Leibe trugen. Fortwährend war der Ärmste erkältet und wurde von allen nur denkbaren Zipperlein geplagt.
    Kein Vergleich mehr zu jenem Carl Ranseier, der früher nebenan gewohnt hatte. Früher…
    Vor dem Einschlag des Kometen. Bevor diese Welt vollkommen umgekrempelt, fast buchstäblich schon auf den Kopf gestellt worden war.
    Professor Hallstein fand es nach wie vor ganz und gar erstaunlich, was seinerzeit geschehen war. Doch er spürte kein Bedauern ob des Schicksals, das die Welt ereilt hatte, kein Mitleid mit jenen, denen es zum Verhängnis geworden war.
    Denn die Menschen, die allermeisten jedenfalls, hatten ihn schlecht behandelt. Oder schlicht nicht zu schätzen gewusst, was er tat. Vielleicht hatten sie es auch nur nicht verstanden…
    Heute
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