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013 - Das Milliarden-Heer

013 - Das Milliarden-Heer

Titel: 013 - Das Milliarden-Heer
Autoren: Timothy Stahl
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Ranseier, mühsam beherrscht. »Und nehmen Sie dieses…dieses Kroppzeug mit!«
    Hallstein überging den schroffen Ton - wahrscheinlich nahm er ihn nicht einmal wirklich wahr - und nickte beflissen.
    »Natürlich, natürlich, das werde ich tun. Deshalb bin ich ja hier.« Abermals lächelte er entschuldigend. »Ich habe überall nach meinen kleinen Freunde gesucht. Ich hätte mir denken können, dass sie sich gerade zu Ihnen hingezogen fühlen.« Seine Stimme war frei von jeglichem Spott, im Gegenteil klang der Professor ganz sachlich. »Sehen Sie, mein Lieber, es ist sehr umstritten, ob und inwiefern Schaben auf Gerüche ansprechen. Man hat diesen Aspekt seitens der Fachwelt bislang eher stiefmütterlich behandelt. Ich allerdings«, und tatsächlich schwoll Hallstein die Brust ein wenig vor Stolz, »habe mich dieser Sache nunmehr angenommen. Und Sie, mein Bester, werden Zeuge dieses in wissenschaftlicher Hinsicht historischen Momentes sein! Ist das nicht ganz und gar aufregend?«
    Der Professor blickte auf Ranseier herab, strahlte ihn geradezu an, Feuer und Flamme ob seiner eigenen Worte und dessen, was da noch kommen sollte. Ranseiers Zorn legte sich, ein wenig zumindest. Die Angst kehrte zurück.
    Angst allerdings, die nicht länger dem herumkriechenden Getier galt, sondern Gunnar Hallstein selbst. Dieser Mann lehrte ihn das Fürchten, sicher ohne es zu wollen oder zu wissen. Carl Ranseier kam sich mit einemmal vor, als befände er sich in den Händen eines wahnsinnigen Wissenschaftlers, festgeschnallt und wehrlos auf einem Untersuchungstisch wie ein Versuchskaninchen.
    Als Hallstein ihm jetzt die linke Hand hinhielt, zuckte er erschrocken zusammen.
    »Hier, sehen Sie?«, fragte der Professor. Ranseier nickte stumm und fixierte den gläsernen Flakon in Hallsteins Hand. Die Öffnung war mit etwas verschlossen, das einem Parfümzerstäuber gleichsah. Hinter der Glaswandung schwappte eine Flüssigkeit, träge und ölig.
    »Ich habe in den vergangenen Wochen eine Reihe von Kleinversuchen angestellt und…« Hallstein hielt inne, winkte dann ab und sagte:
    »Nun, die Details würden wohl zu weit führen und Sie vermutlich langweilen. Um es einfach auszudrücken: Ich konnte etliche Substanzen katalogisieren, auf die die Periplaneta americaea anspricht, und hier drin«, er wedelte mit dem Flakon wie mit einem Glöckchen, »befindet sich nun ein Konglomerat aus all diesen Stoffen. Wenn ich mit meiner Annahme richtig liege, müssten die Schaben darauf reagieren wie…« Er suchte nach einem geeigneten Vergleich, fand aber keinen und flüchtete sich erneut in ein bedauerndes Lächeln. »Nun, jedenfalls müsste diese Mischung die Tiere in ganz und gar erstaunlicher Weise stimulieren. Passen Sie gut auf, mein Freund…«
    Ranseier hatte eine geradezu erschreckend genaue Vorstellung davon, was der Professor tun würde. Er befürchtete, nun tatsächlich als Versuchskaninchen herhalten zu müssen. Mit angststarrem Blick stierte er den Flakon an - doch der Kelch ging an ihm vorüber. Hallstein richtete die winzige Öffnung des Zerstäuberaufsatzes gegen sich selbst, dann begann er zu pumpen. Feiner, kaum sichtbarer Nebel strömte aus der Düse, legte sich auf Hallsteiners Kleidung, seinen Hals, sein Gesicht…
    und augenblicklich gerieten die Kakerlaken in blanke Raserei!
    Plötzlich schwoll das Rascheln und Knistern in der Luft an, als Chitinpanzer hektisch aneinander rieben, unzählige winzige Beine über die Dielenbretter rasten, und für drei, vier Sekunden wurde Carl Ranseier förmlich überrollt von einem Teppich aus Insektenleibern.
    Er schrie auf, vergrub das Gesicht in den Armen, krümmte sich zusammen.
    Und dann war es vorbei. Die Biester hatten von ihm abgelassen. Nicht eines kroch ihm mehr über die Haut. Allesamt hatten sie sich auf Gunnar Hallstein gestürzt! Und der stand da, mit ausgebreiteten Armen, als wollte er die Welt umarmen, und - lachte!
    Ein ganz und bar bizarrer und vor allem erschreckender Anblick Denn der Professor glich einer Statue, die einzig aus Insekten gemacht war. Sie bedeckten jeden Quadratzentimeter seines Körpers.
    Krochen wie ziellos umher. Und immer noch lag dieses Knistern und Klicken in der Luft. Doch Hallstein schien sich daran nicht zu stören; im Gegenteil.
    »Heureka!«, rief er, doch seine Stimme klang dumpf durch diesen Panzer aus Chitin, der ihn wie eine zweite Haut aus lebendem Getier einhüllte.
    Dann wandte er sich um, vorsichtig und langsam, und ging den Flur hinab in Richtung
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