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013 - Das Milliarden-Heer

013 - Das Milliarden-Heer

Titel: 013 - Das Milliarden-Heer
Autoren: Timothy Stahl
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seltsam gedämpft vor. Als würde irgendetwas hier unten ihr alle Kraft aussaugen.
    Umso erstaunter war er, als er eine Reaktion erhielt.
    Ein Stück entfernt, unweit einer der nächstgelegenen Trockenstellen, rührte sich etwas; eine ringförmige träge Wellenbewegung in diesem abartigen See.
    Matt schmälte die Augen, sah genauer hin und erkannte im Zwielicht ein bärtiges Gesicht, das sich ihm zuwandte, unendlich langsam, als übersteige schon diese Bewegung die Kraft, die dem Mann noch verblieben war.
    Zwei gewagte Sprünge brachten Matt auf jenes Inselchen hinüber, in dessen Nähe Morgel im Sumpf steckte.
    »Kannst du mich verstehen?«, fragte Matt, nachdem er sieh auf Hände und Knie niedergelassen hatte. Morgel antwortete nicht. Aber in seinen Augen las Matt Verstehen. Er konzentrierte sich allein auf Morgels Augen. Denn die Qual, die sich in seine Züge gefressen hatte, war ihm unerträglich. Wie entsetzlich dieses Leiden für Morgel selbst sein musste, daran durfte er einfach nicht denken…
    »Ich hol dich da raus«, versicherte Matt und sah sich nach einer Möglichkeit um, den Jungen - er konnte kaum Mitte zwanzig sein - aus dem Sumpf zu hieven.
    Doch Morgel schüttelte, erstaunlich energisch, den Kopf.
    »Nein…« Seine Stimme war kaum zu verstehen - ein heiseres Krächzen, mit pfeifendem Atem durchsetzt, wie bei einem Todkranken. Morgel hustete und spie Schleim aus. »Ich bin schon…so gut wie…tot«, fuhr er fort. »Spüre… meinen Körper…nicht mehr.«
    Matt widerstand dem Impuls, sich zu übergeben, und bemühte sich, das Bild eines Kopfes, der auf einem fast skelettierten Leib saß, von seinem geistigen Auge zu vertreiben…
    Er holte den Jackenfetzen aus einer Tasche seiner Montur und hielt ihn Morgel hin.
    »Woher hast du das?«, wollte er wissen und kam sich dabei unsagbar schäbig vor. Dieser Junge krepierte vor seinen Augen, und er hatte nichts Besseres im Sinn, als ihn nach der Herkunft einer verdammten Uniform zu fragen! Seine Hand zitterte.
    Morgels Augen hefteten sich auf das Stück Stoff.
    Sekunden vergingen. Über den Sumpf wehte das geisterhafte Stöhnen Sterbender heran.
    Als Matt schon fürchtete, Morgel könne nicht mehr antworten, bewegte er endlich doch die Lippen. Matt musste sich weit vorbeugen und sein Ohr so nahe wie möglich an Morgels Kopf bringen, um zu verstehen, was er fast tonlos flüsterte.
    »Händler…in Parii«, hauchte er. Dann, etwas lauter: »Erlöse…mich.«
    Der flehende Blick des Jungen bohrte sich Matt wie eine Klinge aus Eis in Herz und Seele. Vielleicht wäre es eine Gnade gewesen, ihn zu erschießen. Doch das brachte Matt nicht fertig.
    Obwohl er während seiner Ausbildung auf eine solche Situation (wenn auch in gänzlich anderem Szenario) vorbereitet worden war.
    Einmal mehr musste Matt den gewaltigen Unterschied zwischen Theorie und Praxis realisieren. Er konnte es nicht. Er konnte nicht auf diesen armen Kerl anlegen und ihm eine Kugel in die Stirn jagen.
    Alles was er fertig brachte, war, die Fäden, die Morgels Kopf über der Oberfläche dieses ätzenden Sumpfes hielten, mit dem Messer zu durchtrennen.
    Obwohl es fast über seine Kräfte ging, blieb Matt bei Morgel, bis der Junge nicht mehr zu sehen war.
    Dann kehrte er zu der Röhre zurück, durch die er gekommen war. Als er nach Aramis und Athos rief, ertönte ein schleifendes Geräusch aus der glatten Wandung, und eine Sekunde später fiel ihm das Ende eines behelfsmäßigen Seils vor die Füße, das aus Kleidungsstreifen gefertigt war.
    Matt konnte nur hoffen, dass die erfindungsreichen Zwillinge noch etwas Stoff am Körper zurück behalten hatten…
    ###
    ***
    ###
    Die Brutkammer des Aarachnodoms glich einem Schlachtfeld. Überall lagen die Trümmer zerstörter Hüllen und zerrissene Leiber. Die Flüssigkeit, in denen die anderen gereift waren, bedeckte den Boden wie ein flacher See.
    Ch'zzarak wusste, dass er ganze Arbeit geleistet hatte, und er wollte Befriedigung empfinden, aber das Gefühl stellte sich nicht ein. Stattdessen war in ihm nur eine sonderbare Leere, die ihn fast ängstigte.
    Dennoch zweifelte er nicht daran, das Richtige getan zu haben. Sein Handeln bewahrte die Menschen vor einer Zukunft, die noch schrecklicher gewesen wäre als die Vergangenheit.
    Und den Menschen fühlte er sich mehr zugetan als jenen, die ihn erschaffen und dann gnadenlos gehetzt hatten.
    Doch das änderte nichts daran, dass Ch'zzarak sich…allein fühlte. Entsetzlich allein, verlassen und
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