Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0129 - Die Vampir-Lady

0129 - Die Vampir-Lady

Titel: 0129 - Die Vampir-Lady
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
hervor und leckte kurz über die Särge. Es war mehr eine symbolische Geste. Die Vampire mußten tot sein. Er mußte sich neue Mitarbeiter beschaffen.
    Schweigend verließ Craa Dül den unterirdischen Raum. Mit schleppenden Schritten stieg er die Steintreppe hinauf. Hin und wieder berührten seine Hände tastend die feuchten Wände. Dann schließlich war er oben.
    Er trat ins Freie.
    Das Sonnenlicht des frühen Morgens traf schmerzhaft seine blasse Haut. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich daran zu gewöhnen. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper, und er setzte sich in Bewegung.
    Wie von Geisterhand bewegt, schloß sich hinter ihm die schwere Steinplatte. Der Zugang zu den unterirdischen Ge wölben war verschlossen. Niemand, der vorüberging, würde auch nur ahnen, was sich unter dem Felsen befand.
    Craa Dül strich sich in einer fahrigen Geste durch das weiße Haar. Die roten Augen funkelten leicht. Der Albino sah hinunter ins Dorf, das in morgendlicher Ruhe vor ihm lag.
    Jetzt, am Tag, würde er nichts tun können. Er besaß zwar die Macht, dem Tageslicht zu trotzen, aber bei Nacht konnte er ungesehener arbeiten. Er zog die Dunkelheit vor, die dem menschlichen Auge vieles verbirgt.
    Jetzt würde er sich unter die Menschen mischen. Er konnte eine Vorauswahl treffen.
    Immer schneller werdend schritt er aus und folgte dem Weg, der ins Tal führte. Linker Hand lag irgendwo ein Schloß, von dem eine starke magische Aura ausging. Vielleicht würde er eindringen müssen, wenn keine andere Möglichkeit blieb.
    Das Wasser der Loire strahlte im Morgenlicht auf. Der Albino schritt zügig aus. Schon bald erreichte er das kleine Dorf.
    Dort warteten seine Opfer.
    ***
    Zamorra haßte es, früh am Morgen aufstehen zu müssen. Noch mehr haßte er es, am frühen Morgen Besuch zu empfangen. Und nur um unangemeldeten Besuch konnte es sich handeln, wenn Raffael es riskierte, seinen Chef zu wecken.
    Das Pfeifen der Sprechanlage nahm kein Ende. Verflixt, dachte Zamorra erbost, rollte sich im Bett herum und schmetterte die Faust auf den Umschalter. »Ja?« knurrte er ungnädig.
    »Ein Mann vom Geheimdienst möchte Sie sprechen, Monsieur«, erklang die Stimme des Dieners aus der Sprechanlage. Raffael Bois, der gute Geist des Hauses, hatte die Sechzig längst über schritten und war dennoch unverdrossen im Château Montagne tätig. Zamorra konnte sich nicht vorstellen, daß Raffael einmal kündigen würde, um einem Jüngeren Platz zu machen. Raffael gehörte einfach zum Inventar des Schlosses.
    Der Professor runzelte die Stirn. »Vom was?« fragte er verblüfft.
    »Spionageabwehr«, erklärte Raffael trocken. Zamorra sah auf die Uhr. »Um acht Uhr morgens… ist der Bursche vom wilden Affen gebissen? Soll gefälligst warten, bis ich aufstehe!«
    »Der Mann läßt sich nicht abweisen, Monsieur.« setzte Raffael nach. »Ich habe selbst schon alles versucht, ihn abzuwimmeln. Er gibt nicht nach. Es sei ungeheuer wichtig und dringend, und er müsse sofort mit Ihnen sprechen.«
    Zamorra gähnte. Seine Laune wurde immer schlechter. »Hat er sich darüber geäußert, um was es geht? Habe ich einen feindlichen Spion bei mir beherbergt, oder etwa gar einen Terroristen? Gut, Raffael, ich komme. Eine halbe Stunde wird er aber noch warten müssen. Bieten Sie ihm weder Platz noch Trank und Speise an.«
    Die Anlage schaltete sich ab. Zamorra stieß heftig die eingesogene Luft aus. Dann grollte er inbrünstig.
    »Geheimdienst! Diese Defizitbeamten!« knurrte er. »Und das am frühen Morgen…«
    Er schlug mit einem heftigen Ruck die leichte Decke zurück. Im nächsten Moment wurde er nachhaltig daran erinnert, daß Nicole ja auch noch da war. Neben ihm hatte sie sich aufrecht im Bett aufgesetzt, beugte sich jetzt zu ihm herüber, und dann wurde er von den weichen Armen umschlungen und spürte ihre roten, heißen Lippen auf den seinen.
    Nicole Duval, die bildhübsche, fünfundzwanzigjährige Sekretärin und Lebensgefährtin des Professors, gehörte zu jenen Frauen, die in jeder Situation, auch frühmorgens mit völlig zerwühltem Haar bezaubernd aussehen. Und Zamorras Hand glitt durch dieses prachtvolle, wilde Haar und zerzauste es noch weiter, während er den Kuß erwiderte. Dann lag Nicole mit geschlossenen Augen in seinen Armen und murmelte faul: »Das wollte ich aber auch hoffen, mein Lieber, oder gehörst du neuerdings zu den Typen, die eine Frau einfach vergessen?«
    Zamorras schlechte Laune schwand langsam wieder. Sein Zeigefinger landete auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher