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0129 - Die Vampir-Lady

0129 - Die Vampir-Lady

Titel: 0129 - Die Vampir-Lady
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geschmeidigen Bewegung das Bett. Pierre war schon draußen im Korridor und an der Haustür. Die Flurbeleuchtung blieb abgeschaltet, als er die Tür vorsichtig öffnete. Im nächsten Moment krachten drei Schüsse in rasender Folge.
    Die Tür blieb einen schmalen Spalt offen. Pierre stand aber nicht mehr direkt dahinter, sondern war beim ersten Schuß schon zurückgesprungen. Er besaß zwar Courage, ging aber nicht gern Risiken ein. Im Springen stieß er gegen Ju und spürte ihren warmen Körper.
    »Ein Verbrechen«, flüsterte das Mädchen.
    Der fünfundzwanzigjährige, große Mann mit dem langen blonden Haar verengte die Augen. Vorsichtig pirschte er sich wieder zur Tür. Ganz bedächtig öffnete er sie weiter, hörte Schritte und dann das lauter werdende Motorsummen und das Aufkreischen der Reifen. Vorher hatte er noch deutlich die hastig und halblaut hervorgestoßenen Worte »dobro« und »pascholl« verstanden.
    »Russen?« murmelte er. Der Wagen war fort. Es war nicht anzunehmen, daß noch Gefahr drohte. Mit einem Ruck riß er die Tür ganz auf und trat ins Freie. Ein kühler Windhauch streifte seinen nackten Oberkörper und ließ ihn frösteln. Mißtrauisch sah er sich um. Doch die kleine Sackgasse, an deren Endpunkt sein verfallenes Prunk-Luxushäuschen lag, war leer.
    Leer bis auf eine schwarze Gestalt, die vor der Mauer reglos am Boden lag.
    Ju blieb zurück. Pierre Lafgarenne bewegte sich langsam auf die Gestalt zu. Das helle Mondlicht beleuchtete sie gespenstisch. Schlank, langes schwarzes Haar. Ein ovales, blasses Gesicht.
    »Eine Frau«, murmelte Pierre betroffen. Irgendwo hörte er Stimmen. Andere Menschen wagten sich ins Freie oder öffneten die Fenster. Er kniete neben der Frau nieder. Seine Hände glitten über den knisternden Lederanzug, der im Mondlicht glänzte und jede Kontur ihres Körpers nachzeichnete. Dann faßte er an ihren Hals und suchte nach der Schlagader.
    Kein Pulsschlag!
    Sie war tot.
    Zwei dicht nebeneinanderliegende Stichwunden fühlte er. Doch es floß kein Blut.
    »Für Schußwunden sind die aber ziemlich seltsam«, murmelte er im Selbstgespräch und erhob sich. Die Frau war tot. Er mußte die Polizei benachrichtigen.
    Ein paar andere Bürger näherten sich.
    »Nichts anrühren«, sagte er halblaut. Sie erkannten ihn und blieben stehen. »Mord.« fuhr er leise fort. »Ich rufe die Polizei an. Berührt nichts, Leute.«
    Er ging ins Haus zurück. Ju erwartete ihn, nackt, schön, ängstlich. Er wiederholte kurz, was er draußen schon gesagt hatte, und ging zum Telefon. Er sprach nur kurz, dann legte er wieder auf.
    »Die Polizei kommt«, sagte er. »Zieh dich bitte an, Chérie, ja?« Und sanft küßte er sie auf die Stirn, während draußen die Tote lag und sich nie mehr bewegte.
    ***
    Die Polizei kam schnell. In Roanne gab es eine kleine Station, und diese hatte einen Streifenwagen entsandt. Der Simca 1308 fuhr in die Sackgasse hinein und schaltete Zusatzscheinwerfer ein, die die Tote in der schwarzen Lederkleidung aus der Halbdämmerung rissen. Die Frau wirkte auch für eine Leiche extrem blaß.
    Die drei Polizeibeamten stiegen aus und schoben ein paar allzu neugierige Bürger energisch zur Seite. Einer der Männer, der Polizeiarzt, kniete neben der Toten nieder und untersuchte sie kurz, während die beiden anderen nach Tatzeugen fragten.
    Was wirklich geschehen war, konnte niemand sagen. Als die Schüsse aufpeitschten, war bereits fast alles vorbeigewesen und zudem in einer unglaublichen Schnelligkeit vor sich gegangen.
    Pierre Lafgarenne war der einzige, der mehr zu sagen hatte als die anderen. Er bat die Beamten in sein Haus. Ju hatte sich einen knielangen Frotteemantel übergeworfen, saß in einem der flachen Ledersessel und hatte die bemerkenswert langen und schlanken Beine übereinandergeschlagen. Sie rauchte. Der Tabaksdunst füllte langsam das Zimmer aus.
    Lafgarenne ließ sich auf einer Tisch kante nieder. Er musterte die Polizisten aufmerksam, während er Angaben zur Person machte und dann schilderte, wie der Fall aus seiner Sicht aussah.
    »Und Sie sind sicher, Monsieur, daß russisch gesprochen wurde?« kam die Rückfrage. »Sie sprechen selbst russisch?«
    Er nickte. »Etwas, für den Hausgebrauch. Ich habe vor langer Zeit einmal einen Russischkursus belegt, und etwas ist dann doch hängengeblieben. Einer der beiden Männer - es müssen zwei gewesen sein - sprach. Er sagte ›in Ordnung‹ und dann ›vorwärts‹, in Russisch.«
    »Danke. Sonst haben Sie nichts
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