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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß
Autoren: Werner Kurt Giesa
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blitzte es auf.
    April sah es.
    »Vorsicht!«
    Ihr Schrei kam zu spät.
    Schon flog Nicoles Hand hoch, die eine Pistole hielt. Zamorras Augen weiteten sich noch mehr. »Nein…«, stöhnte er auf und ließ sich instinktiv nach hinten fallen, weil er in ihren Augen blanke Mordlust sah! Augen, die nicht mehr warm und sympathisch mit ihren goldenen Tupfern waren, sondern nur noch Haß ausdrückten und den Willen zu löten.
    Ihr Finger krümmte sich.
    Wie in Zeitlupe nahm er es wahr.
    Er fiel - fiel viel zu langsam! Die Hand mit der Pistole folgte seinem Stürzen, und die Mündung richtete sich genau zwischen seine Augen. Die Kugel aus der Waffe mußte seine Nasenwurzel treffen und ihn auf der Stelle töten!
    Seine Gedanken rasten. Er hatte davon gehört, daß an Sterbenden im Zeitraffverfahren ihr ganzes Leben vorüberzog, und es auch in Augenblicken, in denen er auf der Kippe zum Tod stand, selbst schon erlebt. Warum kam dieser Zeitrafferfilm jetzt nicht?
    Er war nicht mehr in der Lage, sich diese Frage zu beantworten. Er wußte auch nicht, wie viele Sekundenbruchteile jetzt vergangen waren. Er sah nur, wie der Finger sich noch weiter krümmte und klickend den Druckpunkt des Abzuges überschritt. Superscharf dröhnte das Klicken in seinen Ohren.
    Da wurde sein Fallen doch noch schneller!
    Jemand hatte zugetreten und ihm mit diesem Tritt die Beine unter dem Leib weggerissen. Senkrecht stürzte er zu Boden.
    Schuß!
    Dröhnend hallte es in seinen Ohren. Vor ihm flammte die Feuerlohe aus der Mündung auf ihn zu. Hart und schmerzhaft prallte er auf, fühlte, wie eine heiße Glut durch seinen Körper raste, und hörte sich aufschreien.
    Aber warum dieser Stereo-Effekt?
    Wer hatte da noch geschrien?
    Ein dritter Schrei! Etwas flog blitzend durch die Luft, und der Meister des Übersinnlichen wunderte sich darüber, anscheinend doch noch zu leben. Klirrend und scheppernd flog die Llama-Pistole in das kalte Büfett. Nicole-Yanaa war es, die jetzt schrie!
    Zamorra sah ihren Körper durch die Luft wirbeln, irgendwo aufprallen. Stöhnend blieb die Frau liegen. Dann waren da Hände, die ihm halfen, die ihn hochrissen, und da war eine Stimme, die direkt neben seinem Ohr sagte: »Großer Himmel, war das knapp!«
    Dennessey!
    Morris Dennessey, der Butler, hatte eingegriffen, klopfte jetzt blitzschnell Zamorras Anzug ab und hetzte dann in weiten Sprüngen dorthin, wo Lord Hedgeson saß.
    Gesessen hatte!
    Langsam, müde, wandte Zamorra sich um. Er begriff nichts. Warum lebte er noch? Warum war ihm die Kugel nicht in die Stirn gefahren, warum lag Nicole jetzt stöhnend und verkrümmt am Boden vor der Wand?
    Warum stand Lord Hedgeson da?
    »Hinsetzen! Hinsetzen, Mann!« schrie Dr. Glianti neben dem Lord und zerrte verzweifelt an ihm. Doch mit einer heftigen Bewegung schüttelte Hedgeson ihn zur Seite. Wie eine Gliederpuppe flog Glianti gegen einen Tisch und schrie auf.
    Lord Hedgeson kam!
    Stampfend, langsam und schwerfällig! Noch blasser war er geworden, kalkweiß, und im krassen Gegensatz dazu stand die rote Flüssigkeit, die sein Hemd überströmte und aus der Wunde sickerte!
    Jetzt erst begriff Zamorra. Die Erkenntnis traf ihn und ließ ihn taumeln.
    Der ihn getreten und seinen Fall beschleunigt hatte, mußte Dennessey gewesen sein. Dadurch hatte die Kugel Zamorra um Zentimeter verfehlt. Dennessey mußte es auch gewesen sein, der die mordende Nicole ausschaltete. Dafür hatte dann der Lord die für Zamorra bestimmte Kugel mit seinem Körper abgefangen!
    »Hexe!« brüllte Hedgeson und ließ sich auch durch seinen Butler nicht mehr stoppen. Wie eine Maschine stampfte er heran, blutend und halb tot, aber aufrechtgehalten von einer unheimlichen, gewaltigen Kraft, die nicht von dieser Welt zu kommen schien. Wie das Frankensteinmonster, wie die Mumie, schoß es Zamorra durch den Kopf.
    Hedgesons Ziel war Nicole!
    »Hexe! Gib mir meine Seele wieder!« brüllte der Lord.
    Jeder hörte ihn toben, nur begriffen die wenigsten, was Hedgeson damit wollte. Hedgeson, der im Heranstampfen verblutete!
    »Haltet ihn auf!« schrie Glianti aus dem Hintergrund. »Er muß doch liegen, er muß doch liegen…«
    Lord Hedgeson ließ sich nicht aufhalten. Zwei junge Männer, die zu Aprils Altersstufe gehörten und über enorme Kräfte verfügten, schleuderte der Fünfundachtzigjährige zur Seite wie leere Säcke. Drei Meter trennten ihn noch von Nicole, die am Boden lag und sich nicht mehr rührte.
    Zamorra war der letzte, der sich dem Lord in den Weg
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