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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und erschlage dich!
    Sie schien in diesem Körper seine Gedanken wirklich nicht lesen zu können, weil sie in keiner Weise reagierte. Schweigend ging sie zum Fenster, das einen Ausblick auf den großen Park bot. Der Gardasee befand sich auf der anderen Seite des Hauses.
    Da sah Hansen, wie ihre Augen sich verengten. Konzentriert beobachtete sie einen Punkt draußen zwischen den beiden Bauten. Er folgte ihrem Blick und versuchte, das zu sehen, was auch sie sah.
    Und er sah.
    Eine Nebelwolke! Nebel, der sich wallend und gleitend auf das Hauptgebäude zubewegte und den er, als er draußen war, einfach übersehen haben mußte.
    Ein spöttisches Lächeln flog über Yanaas Nicole-Gesicht. »Wem du meinen Körper suchst, Mik Hansen, da ist er! Geh, und fang den Nebel! Versuche es! Ich muß dieser Nicole Duval ja direkt dankbar sein, daß sie mir mit ihrem Tun mein Leben rettet, während ich sie in die tiefste Tinte hineinreite! Geh doch - geh, und vernichte den Nebel!«
    Mik Hansen knirschte hörbar mit den Zähnen. Es klang widerlich. Nur zu gut wußte er, daß er die Nebelwolke spielend leicht mit seinem Dhyarra-Kristall auslöschen konnte - nur durfte er es in diesem Stadium der Entwicklung nicht riskieren. Nicht allein, weil Zamorra mit seinen Para-Fähigkeiten die gewaltige magische Energieentfaltung sofort feststellen würde; nein, auch das Bewußtsein, die Seele Nicole Duvals würde mit in den Untergang gerissen werden. Das war aber nicht Zweck der Übung, weil Nicole anschließend noch gebraucht wurde. Die Vorbereitungen waren samt und sonders darauf abgestimmt worden. Eine Änderung des Plans konnte durchaus zu einem Fiasko führen und alles wieder zunichte machen.
    Außerdem - wenn er jetzt hinging und den Nebel zerstörte, existierte die Hexe Yanaa in Nicoles Körper weiterhin. Über kurz oder lang würde sie ihre verheerenden Fähigkeiten wieder aufbauen und erneut zuschlagen.
    Hansens Gedanken rasten. Yanaa sah deutlich, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
    »Mach dir nicht zu viele Gedanken«, spöttelte sie. »Sieh lieber zu, daß von der Organisation her alles klargeht…«
    Er las ihre Gedanken.
    Er las darin unverhohlen die Absicht, ihn auszusaugen, wenn der Anschlag gelungen war. Und sie ließ ihn wissen, daß ihr bekannt war, in diesem Moment telepathisch überwacht zu werden.
    Du Biest! dachte er. Aber eine Möglichkeit, jetzt schon Vorbereitungen gegen ihr Vorhaben zu treffen, sah er nicht.
    ***
    Das panische Entsetzen, das sie zunächst gepackt hatte, war abgeklungen. Nicole Duval war ruhig geworden. Sie hatte sich durchaus nicht mit ihrem Nebel-Zustand abgefunden, aber eingesehen, daß sie nur durch Ruhe und Konzentration weiterkam. Solange sie in höchstem Angst- und Erregungszustand war, war es ihr unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Einen klaren Kopf brauchte sie aber, wenn es darum ging, eine Möglichkeit zu finden, wieder zum Menschen zu werden.
    Klarer Kopf! Wie Hohn kam ihr ihre eigene Formulierung vor, weil sie keinen Kopf mehr besaß. Sie war eine wallende Wolke, ein Nebel, in dem ihr Bewußtsein gefangen war. Ein Luftgeist…
    Es mußte eine Möglichkeit geben, den Verwandlungsprozeß wieder rückgängig zu machen. Sie versuchte es wieder und wieder, glitt dazu auch kurz in ihr »Gefängnis« zurück. Doch auch hier war es unmöglich. Sie war und blieb Nebel.
    Schließlich glitt sie wieder auf das Haupthaus, die Prunkvilla Lord Hedgesons, zu. Dem großangelegten, gepflegten Park, der das Landhaus umgab, schenkte sie keine Aufmerksamkeit. Zwitschernde Vögel interessierten sie nicht. Dafür erwies sich der durch die Bäume streichende Wind als unangenehm, der auch sie erfaßte und auseinanderzutreiben versuchte. Doch mit etwas Konzentration gelang es ihr, Widerstand zu bieten.
    Schließlich schwebte sie an der Hauswand entlang. Auch die Sonne wirkte unangenehm auf ihre Zustandsform ein. Sie glaubte, ständig im Begriffe des Verdampfens zu sein, aufgelöst zu werden von Licht und Wärme, so, wie es bei Nebel üblich ist. Doch sie bestand eben nicht aus gewöhnlichem Nebel, sondern aus einer magischen Substanz. Das Gefühl war eine Täuschung, aber auch dabei noch schlimm genug, so daß Nicole sich vorzugsweise im Schatten aufhielt.
    Sie spürte, daß sie beobachtet wurde. Doch es gelang ihr, sich irgendwie abzuschirmen, ihre Gedanken vor dem fremden, tastenden Geist zu verschließen.
    Als sie die Vorderfront des Hauses erreichte, hörte sie das Knirschen von Reifen auf Kies und das
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