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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sah er zu Nicole Duval hinüber. Dennessey vermerkte, daß zwischen den beiden ein geheimes Einverständnis vorherrschen mußte. Was für ein Kuckucksei brüten die beiden aus, die sich erst seit dem frühen Morgen kannten?
    Zamorra war der zweite, dem es auffiel. Unauffällig stieß er Nicole an. »Sag mal, Teuerste, was findest du an diesem Breitnasen-Menschen so faszinierend, daß du ihn förmlich anhimmelst?«
    Mit unschuldigem Augenaufschlag sah sie ihn an. »Tue ich das wirklich?«
    »Und wie!« knurrte der Professor. »Ich möchte fast annehmen, daß er dich verhext hat!«
    Nicole im schulterfreien Abendkleid schmunzelte. »Verhext, das ist fast der richtige Ausdruck, Chéri! Ich kann dir auch nicht sagen, was mich so an ihm interessiert. Vielleicht ist er als Mann einfach attraktiver als du…«
    »Du scherzt wohl«, brummte Zamorra, der ihre Antwort noch für Spaß hielt. Er hatte sich halbwegs wieder erholt; die wenigen Stunden Schlaf hatten allerdings längst nicht ausgereicht, seine Kräfte wieder vollständig zu regenerieren. Nur deshalb war er auch jetzt noch nicht in der Lage zu erkennen, daß ihm nur Nicoles Körper gegenüberstand, daß in diesem aber ein absolut fremder, bösartiger Geist sich manifestiert hatte. Ein Geist, der es darauf anlegte, ihn zu vernichten und auch Nicole Duval mit in den Abgrund zu reißen.
    Hinzu kam, daß er mit seinen schwachen Para-Fähigkeiten Nicoles Ausstrahlung wahrnahm. Denn immer noch befand sich der Nebel, jetzt im Raum völlig unsichtbar, in seiner Nähe und versuchte, seine Aufmerksamkeit zu wecken. Daß die entstofflichte Sekretärin darüber fast den Verstand verlor, weil ihr das Vorhaben einfach nicht gelingen wollte, blieb ihm verborgen.
    Das Ende kam immer näher…
    Nicole-Yanaa lachte ihn jetzt an, zog ihn auf die Tanzfläche und wirbelte mit ihm ein paarmal durch den Raum, bis sie in Mik Hansens Nähe gelangten. »Hey«, schrie Nicole, ließ Zamorra los und fiel in Hansens Arme. »Tanz mit mir!«
    Hansen tanzte!
    »Hexe«, raunte er unhörbar dabei. »Freu dich nicht zu früh! Noch ist nicht aller Tage Abend!«
    Yanaa funkelte ihn an. »Ich bekomme dich, warte es ab!« zischte sie ihm ebenso lautlos zu.
    Dann war das Lied zu Ende. Beide trennten sich wieder voneinander. Nicole-Yanaa sah Zamorra am anderen Ende des Raumes stehen und zu ihr herübersehen.
    Sie winkte ihm zu, dann flog ihr Blick zu Lord Hedgeson hinüber, der sich in einem Sessel niedergelassen hatte. Glianti, der Arzt, stand neben ihm und sprach. Er wich den ganzen Nachmittag über nicht mehr von Hedgesons Seite.
    Wenn ihr wüßtet, daß ich seine Seele anzapfte! dachte Yanaa, die Hexe, mit grimmigem Vergnügen. Dann sah sie Zamorra auf sich zukommen. Die Stirn des Professors wies eine steile Falte auf.
    »Nicole…«
    »Ich weiß, was du sagen willst!« schnitt sie ihm das Wort ab. Ihre Stimme klang plötzlich schroff und wurde etwas lauter. Ein paar Menschen sahen auf.
    »Du willst mich fragen, warum ich dich mitten im Tanz stehenließ, um mich Mik an den Hals zu werfen! Kommst du wirklich nicht auf die Antwort, Zamorra?«
    Betroffen blieb er stehen, sah sie ungläubig an. Schlaff sanken seine Schultern herab, und seine Augen weiteten sich.
    »Mik…«, flüsterte er. »Soweit ist es? Ich genüge dir nicht mehr?«
    »Richtig.« Lachend stand sie da. »Du genügst mir nicht mehr! Lange genug hast du mich ausgebeutet, hast mich zu deiner Geliebten gemacht, um eine billige Arbeitskraft zu bekommen, die ständig in deiner Nähe ist und bei jedem Wink sofort springt wie eine Sklavin! Aber damit ist es jetzt vorbei, Professor Zamorra! Deine Sklavin springt nicht mehr, sie sucht sich einen anderen Partner!«
    »Das ist nicht wahr!« sagte er laut.
    Jetzt sah auch April Hedgeson auf, die sich mit dem Stapel Geschenke befaßt hatte, der auf dem kleinen Marmortisch lag. Mit raschen Schritten kam sie heran. »He, ist das der richtige Zeitpunkt, euch zu streiten? Nicole! Zamorra! Was ist mit euch los?«
    »Halte dich da heraus«, warf ihr Yanaa zu. »Zamorra, du Versager! Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben! Hast du mich verstanden?«
    »Nicole!«
    Ärger und Unglauben klangen aus Zamorras Ruf. Jetzt war auch der letzte Partygast aufmerksam geworden. Zamorra machte einen Schritt vor, streckte den Arm aus und wollte Nicole an der Schulter fassen.
    Sie schrie auf.
    In einer blitzschnellen Drehbewegung glitt sie zur Seite, sah ihn an ihr vorbeigreifen und öffnete die kleine Handtasche. Darin
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