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0128 - Der Seelenwald

0128 - Der Seelenwald

Titel: 0128 - Der Seelenwald
Autoren: Martin Eisele
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immer. Seelenwald. Asmodina. Das große Werk.
    Jane in Gefahr. Das waren die Schlagwörter. Und sie genügten, um mir eine eisige Gänsehaut über den Rücken rieseln zu lassen.
    Ich quälte mich aus dem Bett, in das sie mich gesteckt hatten. Die Tür zum Livingroom war angelehnt. Ein schmaler Lichtstreifen sickerte in mein Schlafzimmer.
    Nur beiläufig registrierte ich, daß ich mich in meiner Wohnung befand. Es war selbstverständlich.
    Alles drehte sich um mich. Offenbar hatte es mich doch schlimmer erwischt, als ich mir selbst gegenüber hatte eingestehen wollen. Ich hielt mich an der kleinen Kommode fest, dann klarte mein Blick wieder auf.
    Stur tappte ich weiter.
    Ich wollte wissen, was los war. Irgend etwas stimmte nicht. Das miese Gefühl, das sich in meiner Magengrube ausbreitete, kam nicht von ungefähr. Auf solcherlei Gefühle konnte ich vertrauen.
    Draußen sagte Suko: »Also gut, Sir. Ich melde mich dann wieder.«
    Ein klackendes Geräusch.
    Ich hatte die Tür erreicht und stieß sie auf. Suko schraubte sich im gleichen Augenblick herum, die Augen groß und rund.
    »Hey, du machst vielleicht Sachen!« brummte er ärgerlich und eilte auf mich zu.
    Ich wehrte ab. »Ein Beamter kennt keinen Schmerz, das solltest du doch langsam wissen!«
    Mein Sarkasmus kam nicht sehr gut an. Suko schüttelte den Kopf.
    »Na, na!« sagte er. Dabei musterte er mich, als habe er mich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.
    »Du verwechselst mich hoffentlich nicht mit deiner Shao! Ich meine, weil du mich so anstarrst!«
    »Keine Sorge, in die Verlegenheit komme ich wohl nie«, versetzte er anzüglich und entspannte sich. Er schien einzusehen, daß ich einigermaßen fit war.
    Ich deutete auf das Telefon. »Wer war das?«
    »Ich weiß nicht…«
    »Suko!«
    Er schnaufte und schüttelte seinen Schädel. Sein gutmütiges Pfannkuchengesicht drückte Ärger aus. »Ich hätte mir eigentlich denken können, daß du das Gras auch dann noch wachsen hörst, wenn du halb tot bist!«
    »Okay, jetzt weißt du es. Mit wem hast du gesprochen? Es ging um Jane. Und um den Seelenwald.«
    »Kannst du mit dem Begriff etwas anfangen?« fragte er hoffnungsvoll zurück. Offenbar schien er immer noch der Ansicht, daß er mich nicht mit einer schlechten Nachricht belasten durfte.
    »Und ob«, gab ich zurück.
    Im Telegrammstil erzählte ich meinem Partner, was ich hinter mir hatte.
    Sukos Augenbrauen hoben sich. »Verdammt!« murmelte er gedehnt. »Sieht so aus, als ob da zwei identische Fälle parallel laufen.«
    Er schritt zu der bequemen Wohnlandschaft und ließ sich hineinfallen. Dann kratzte er sich hinter dem Ohr. »Davon hat mir Chiefinspektor Tanner allerdings nichts erzählt«, meinte er nachdenklich.
    »Konnte er ja auch gar nicht.«
    »Ja, klar. Auf jeden Fall…« Er warf mir einen schnellen Blick zu.
    »Der Anrufer eben war dein Chef, Sir Powell. Er hat vorhin einen seltsamen Anruf aus Peyspean bekommen, von zwei Girls. Sie wollten unbedingt mit dir sprechen. Sie sagten, sie hätten einen Sterbenden gefunden, der vor ihren Augen zerfallen sei. Nur das Skelett ist von ihm übriggeblieben. Er bat sie inständig, dich zu benachrichtigen. Dir zu sagen, daß Jane Collins… Daß sie geopfert werden soll. Und er hat auch den Seelenwald erwähnt.«
    Ich ließ mir meine Panik nicht anmerken. »Wann soll Jane…«
    Suko ließ mich nicht ausreden. »Das wußte Sir Powell auch nicht.«
    »Wo haben die Girls den Sterbenden gefunden?«
    »In der Nähe von Peyspean. Das ist ein kleines Kaff. Der Yorkshire Dales National Park ist auch nicht weit weg.«
    »Jane ist für einen Klienten in der Gegend unterwegs!«
    »Das weiß ich doch«, räumte mein massiger Freund bedrückt ein.
    Mir wurde heiß und kalt. Das Puzzle fügte sich rasend schnell zusammen. Gestern nacht die Sache in der Ruine… Asmodinas Eingreifen …
    Und jetzt die Nachricht, daß Jane in Gefahr war.
    Da kochte ein ziemlich giftiges Süppchen. Und mir war klar, daß Asmodina auch dabei ihre Finger im Spiel hatte. Suko hatte mit seiner Vermutung, daß es sich hier um identische Fälle handelte, absolut recht!
    Die unmöglichsten Vermutungen purzelten mir durch den Schädel. Ich wischte sie beiseite. Wenn in Peyspean dieselbe Sekte am Werk war wie gestern nacht in London, dann mußten wir hin!
    Und zwar schnell!
    Den Kopf konnte ich mir auch unterwegs zerbrechen. Das sagte ich Suko, der die letzten drei Minuten sehr schweigsam gewesen war und mich jetzt fixierte.
    »Wir brauchen einen
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