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0128 - Der Seelenwald

0128 - Der Seelenwald

Titel: 0128 - Der Seelenwald
Autoren: Martin Eisele
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starrte ich hinunter.
    Die Bewohner des Dorfes hatten sich vor dem kleinen Friedhof versammelt, der auf der Nordseite lag.
    Das machte mich mißtrauisch.
    Ich kniff meine Augen zusammen.
    Da sah ich den Katafalk!
    Ringsum hatten sie schwarze Kerzen aufgestellt.
    Ein hochgewachsener, hagerer Mann in einer schwarzen Kutte stand daneben. Hinter ihm hatten sich Dutzende von buckligen, in alte, modernde Lumpen gehüllte Gestalten versammelt.
    Der Hagere hatte seine Arme hochgereckt. Etwas Blutrotes funkelte in seinen Händen!
    Der blutrote Schein, der von diesem Gegenstand ausstrahlte, war heller als die Sonne. Er fiel auf das blasse Gesicht der jungen Frau, die auf dem Katafalk lag!
    Es war – Jane Collins!!
    ***
    »Nein!« brüllte ich verzweifelt. Wie von der Tarantel gebissen, startete ich durch. Glenda riß ich mit mir.
    Wir hasteten den Abhang hinunter. Ich hatte fürchterliche Angst, zu spät zu kommen.
    Die Dorfbewohner wurden aufmerksam. Ein Schrei aus zahllosen Kehlen gellte auf.
    Der Hochgewachsene bewegte sich nicht.
    Dafür aber wuchsen Klauenhände aus dem Boden. Rings um den Katafalk! Wie hungrige Schlangen pendelten sie hoch und über Jane Collins Körper…
    Jede Einzelheit sah ich. Das Grauen saß mir im Nacken. Glenda lachte hysterisch.
    »Das Relikt der Macht! Der Dämonen-Priester hält Asmodinas Relikt! In ihm ist die dämonische Energie des Seelenwalds manifestiert!« Es hörte sich wie auswendig gelernt an.
    Glenda stand noch immer unter dem Bann der Opferbeschwörung!
    Ich aber riß meine Rechte hoch und schoß.
    Die Silberkugel krachte gegen den blutroten Stein, den der Dämonen-Priester in seinen erhobenen Händen hielt!
    Im nächsten Augenblick ging die Welt unter!
    ***
    Explosionsartig wurde die dämonische Energie frei!
    Der Tarnschild über dem Seelenwald fiel in sich zusammen!
    Die Alten vergingen!
    Murthoom, der Dämonen-Priester, ebenfalls!
    Funkenpartikel zischten durch die wabernde Luft. Ein Gluthauch, der direkt aus der Hölle herangefaucht kommen mußte, raste in die Höhe und erfaßte den Wald.
    Knisternd und prasselnd fing er Feuer.
    Ein fürchterliches Summen und Tosen erfüllte die Luft, machte mich halb taub. Ringsum herrschte das totale Inferno.
    Da hatte ich den Katafalk erreicht. Jane atmete. Die Tentakel des Seelenwalds waren zu einer grauen, schmierigen Masse zusammengeschmolzen.
    Ich beachtete sie nicht mehr. In fliegender Hast befreite ich Jane.
    Sie war ohnmächtig. Ich hebelte sie hoch, warf sie mir über die Schulter.
    Glenda!
    Mit meiner Last kreiselte ich herum. Glenda stand ein paar Yards abseits, die Augen fassungslos auf das tobende Chaos gerichtet!
    Das Dorf und der Friedhof brannten! Ebenso der Seelenwald!
    Gigantische schwarze Rauchwolken wogten in den blauen Himmel.
    »Glenda!« schrie ich.
    »John…« Zögernd sprach sie meinen Namen aus. So, als wüßte sie nicht, ob sie ihren Augen trauen konnte.
    Ich aber wußte, daß der Bann gebrochen war! Glendas Geist war wieder frei! Sie war wieder normal!
    Ich rannte zu ihr.
    Sie weinte.
    »Ist sie…« Glenda Perkins deutete auf Jane.
    »Nein, sie lebt«, keuchte ich. Und ein ungeheures Glücksgefühl sprengte schier meine Brust.
    Das Feuer breitete sich aus.
    Ich eilte mit Glenda weiter. Jane, die ich über meiner Schulter trug, stöhnte.
    Irgendwann stoppte ich. Vorsichtig ließ ich Jane zu Boden gleiten. Hier waren wir weit genug von dem flammenden Inferno entfernt und einigermaßen sicher.
    Ich starrte auf Jane nieder.
    Glenda klammerte sich an mir fest. So kauerten wir am Boden, bewegungslos, beinahe andächtig. Das Höllenfeuer tobte sich aus.
    Sein Glutodem waberte bis zu uns her.
    Auch auf den Hängen tobten die Flammen. Krachend und berstend und knackend verging der dämonische Wald!
    »John«, flüsterte Glenda endlich. »John, es war fürchterlich! Ich weiß alles! Alles über Asmodinas Plan! Der Seelenwald war eine dämonische Wesenheit… Ich habe alle ihre Gedankengänge mitbekommen! Ich weiß alles …«
    »Später, Glenda«, sagte ich sanft.
    Momentan interessierte mich nur Jane! Sie bewegte sich. Ruckartig öffnete sie ihre Augen. Ihr scheuer, verständnisloser Blick traf mich.
    Sie musterte mich.
    Stumm nahm ich sie in die Arme. Sie zitterte. Und sie verstand überhaupt nichts…
    Ich hielt sie fest. Die Erklärungen konnten warten. Wir lebten, wir hatten unwahrscheinliches Glück gehabt. Ich nahm mir vor, mich diesbezüglich in nächster Zeit nicht mehr zu beklagen.
    Irgendwann tauchte über uns
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