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0128 - Der Seelenwald

0128 - Der Seelenwald

Titel: 0128 - Der Seelenwald
Autoren: Martin Eisele
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Asmodis, der Fürst der Finsternis, liebte er dramatische Auftritte. Zu lange hatte er darauf warten müssen. Er hatte sich hochgedient. Jetzt genoß er die Früchte seines langen Weges.
    Er stand auf der richtigen Seite. Auf Asmodinas Seite!
    Ein greller Blitz zuckte auf, verästelte sich knisternd, spaltete den dunklen, wolkenverhangenen Himmel. In der Ferne rollte Donner.
    Wind kam auf, peitschte Blätter und kleine, dürre Äste vor sich her und zerwühlte die Kronen der verwachsenen Bäume des Friedhofs.
    Hier war schon seit einer Ewigkeit kein menschliches Wesen mehr beigesetzt worden. Dieser Friedhof war eine Kultstätte des Bösen. Die Grabkreuze waren zerstört, mit Dämonenflüchen besudelt oder umgekehrt herum aufgestellt worden. Mahnmale des Bösen, das die Herrschaft über diesen Ort übernommen hatte.
    Auch daran dachte Murthoom in diesen Sekunden. Er war der Meister. Der Herrscher über Leben und Tod. Und führte er Asmodinas Projekt SEELENWALD zu ihrer Zufriedenheit aus, so würde ihm noch mehr Macht und Einfluß zugesprochen werden. Die Tochter des Teufels hatte es ihm versprochen.
    Murthoom zweifelte nicht daran, daß er beides bekommen würde. Der Seelenwald lebte. Damit war die erste Phase bereits erfolgreich abgeschlossen.
    Jetzt galt es, den Wald zu stärken, seinen Hunger auf Seelen ins Unermeßliche zu steigern – und ihn auf seine Aufgabe vorzubereiten. So lange, bis er selbständig aktiv werden konnte.
    Das Endziel war jedenfalls, daß der Seelenwald jede freiwerdende menschliche Seele – egal, ob gut oder böse – anzog und zu dämonischer Energie verarbeitete. Etwa in der Art, wie im Bereich eines natürlichen Waldes verbrauchte Luft erneuert wurde…
    Der Nutzen für die Sache des Bösen lag offen auf der Hand. Je mehr dämonische Energie sich auf dieser Welt manifestierte, desto schneller und nachhaltiger neigten sich die kosmischen Waagschalen zugunsten der Schwarzen Macht.
    Und ganz nebenbei würde sich Asmodinas Einfluß ins Unermeßliche steigern.
    Eine einfache Rechnung. Tag für Tag starben unzählige Menschen einen natürlichen oder weniger natürlichen Tod…
    Und überall waren bereits die Helfer am Werk. In London, beispielsweise, wurden ebenfalls Opfer dargebracht. In der Nähe von Highgate sollte ein kleinerer Ableger des Seelenwalds entstehen.
    Die entsprechenden schwarzmagischen Riten waren in vollem Gange.
    Murthoom riß sich von diesen Gedanken los. Der rauschähnliche Zustand, der von ihm Besitz ergriffen hatte, verschwand.
    Seine Untertanen warteten auf das Schauspiel.
    Sie sollten nicht umsonst warten.
    In einer theatralischen Geste riß er seine Hände hoch. Die weiten Ärmel der schwarzen Kutte fielen zurück und entblößten knochige Arme.
    »Bringt die beiden Versager!« befahl er den beiden neben ihm stehenden Alten. Seine Gesichtsfläche hatte sich im unteren Viertel gespalten und einen lippenlosen Mund gebildet.
    Die fahlen, wächsernen Gesichter der Dämonisierten zeigten keine Regung. Stumm eilten sie davon, um den Befehl auszuführen.
    Murthoom wandte sich an die fürchterlich aussehenden Wesen.
    Manch eines der ihm zugewandten Gesichter wies groteske Spuren fortgeschrittener Verwesung auf. Andere wiederum waren von Wucherungen überzogen und nur noch als Karikatur eines menschlichen Gesichts zu bezeichnen. Hier und da leuchteten sogar fahle Knochenfratzen. Tote Augen starrten blicklos heran.
    Und doch lebten all diese Wesen.
    Lebten, weil die in ihnen hausenden Dämonen dies so wollten.
    »Ihr alle wißt«, begann Murthoom mit lauter, eindringlicher Stimme zu sprechen, »warum zwei unserer Gefährten hingerichtet werden. Assroark und Barrer haben versagt. Sie haben Asmodinas großem Werk Schaden zugefügt. Sie waren unaufmerksam. Und weil sie nicht aufgepaßt haben, konnte der Verräter Peter McCrady das Opfer befreien… Wertvolle Zeit ging verloren. Zwischenzeitlich ist das Weib wieder in unserer Gewalt. Morgen, zur vorbestimmten Stunde, wird sie ihrer Bestimmung zugeführt. McCrady, der seinen Dämon Zuurrd offensichtlich bezwingen konnte, ist jedoch noch immer auf der Flucht. Er wird nicht entkommen… Doch dies alles ist nicht so wichtig. Wichtig ist allein die Tatsache, daß der Wald in dieser Nacht hungern muß. Daß er das vorgesehene Opfer nicht zu der von Asmodina bestimmten Zeit erhalten hat. Der Wald zürnt! Er ist ungeduldig… Deshalb sind Assroark und Barrer des Todes! Deshalb werden sie brennen!«
    In die Anwesenden kam Bewegung. Ihre
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