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0128 - Der Seelenwald

0128 - Der Seelenwald

Titel: 0128 - Der Seelenwald
Autoren: Martin Eisele
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Hände flogen hoch, wurden geschüttelt. Zugleich schrien die Fürchterlichen ihre Zustimmung hinaus. Ein Höllenlärm setzte ein. Murthoom hatte es nicht anders erwartet. Die Alten waren auf seiner Seite. Natürlich.
    Jeder Dämon in diesem namenlosen Dorf wußte um seine guten Beziehungen zu Asmodina…
    »So sei es denn!« erklärte er gönnerhaft.
    Eine herrische Geste unterstrich diese Worte.
    Stille kehrte wieder ein.
    Die Verurteilten wurden herbeigeschleppt. Sie zeterten und wimmerten.
    »Schweigt!« donnerte Murthoom.
    »Du – du hast kein Recht, uns ohne Anhörung hinzurichten!« geiferte Barrer und wand sich im eisenharten Griff seines Wächters.
    Murthoom lachte wölfisch. »In diesem Dorf habe ich jedes nur erdenkliche Recht! Nicht einmal Maddox, der Dämonenrichter, kann mir dieses Recht streitig machen! Asmodina höchstpersönlich gab mir das Pergament mit den sieben Siegeln des Bösen, in dem geschrieben steht, daß ich hier in ihrem Namen walte!«
    »Das glaube ich dir nicht, Murthoom!«
    »Das ist unwichtig. Ich habe befohlen, daß du und Assroark brennen werdet, und ihr werdet brennen! Wächter, bindet sie an die Pfähle!«
    »Neiiin!«
    Barrer wehrte sich. Sein breites, knochiges Gesicht verzerrte sich unter der Anstrengung.
    Es war sinnlos.
    Die Gaffer schrien. Drohend reckten sie ihre Hände.
    »Tötet sie! Tötet die Versager endlich!« schrien einige.
    Wenige Augenblicke später waren die Verurteilten an die Pfähle gebunden. Das ringsum aufgeschichtete Reisig wurde angesteckt.
    Die Alten klatschten und lachten und brüllten obszöne Beleidigungen.
    Gierig leckten die Flammen in die Höhe. Grelle Funken sprühten davon und erloschen. Wattige Rauchschwaden wirbelten.
    Murthooms Gesicht wurde wieder zu einer ruhigen Fläche, als er den Todeskampf der beiden von Dämonen beherrschten Körper in dem magisch angereicherten Feuer beobachtete.
    Murthoom, der Herrscher über Leben und Tod, dachte er. Asmodinas Vertrauter und Vollstrecker. Das hört sich gut an. Sehr gut.
    Die Schreie der Verurteilten verklangen.
    In der Ferne rauschten die mächtigen Baumkronen des Seelenwalds.
    Irgendwann wandte sich Murthoom ab und schritt eilig davon.
    Es galt, die neuen Befehle auszuarbeiten. Neue Opfer für den Wald mußten herbeigeschafft werden.
    Asmodina drängte.
    Sie wollte Ergebnisse sehen.
    Und er würde ihr diese Ergebnisse präsentieren!
    ***
    Wie im Zeitraffer sah ich die lange Klinge auf Glenda Perkins heruntersausen!
    Ein silberner Schemen in der von zuckendem Fackellicht zerrissenen Finsternis!
    Ich aber war schneller!
    Bevor der Schwerthieb Glendas Kopf vom Rumpf trennen konnte, war ich heran. Ein Panthersatz hatte mich dicht an die sogenannte Priesterin herankatapultiert. Ich nahm keine falschen Rücksichten. Ich schlug zu. Mit dem Lauf der Beretta trümmerte ich von der Seite her gegen ihre Finger. Der tödliche Hieb wurde abgelenkt, die Priesterin herumgewirbelt. Das Henkersschwert entglitt ihrem Griff, flog davon und schepperte irgendwo zu Boden.
    In einer fließenden Bewegung warf ich mich herum. In meiner Linken hielt ich den Silberdolch. Mit zwei, drei wilden Rucken durch trennte ich die Fesseln, die Glenda auf dem Katafalk hielten.
    Das Girl war ohnmächtig. Ihre Züge schienen von einer feinen Eisschicht überzogen und erstarrt zu sein.
    Ich riß sie hoch. Wuchtete sie über meine Schulter.
    Das war der Augenblick, in dem die anderen kapierten, daß etwas nicht so lief, wie sie sich das ausgemalt hatten.
    Sie erwachten aus ihrer Trance!
    Die Priesterin schrie gellend.
    Sie hatte sich am schnellsten vom Schock meines Auftauchens erholt. Wie eine Furie warf sie sich auf mich. In ihren Augen loderte ein tödliches Feuer des Hasses und der unbändige Wille, mich zu töten.
    Sie war nicht bereit, ihr Opfer so einfach aufzugeben!
    Der Blutrausch machte sie förmlich wahnsinnig!
    Asmodinas Gesicht waberte und leuchtete in einer gigantischen Vision. Es war zu einer wutentbrannten Fratze verzogen. Die marmorne Schönheit war wie weggewischt.
    »Tötet ihn!« gellte ihre Stimme durch das Geräuschchaos.
    Die Priesterin krachte gegen mich. Ihre zu Klauen gekrümmten Finger zuckten vor – auf meine Augen zu.
    Ich stieß sie von mir, wie man eine lästige Puppe davonstößt. Das war ein Fehler. Ich hatte sie unterschätzt. Diese Frau war von der Tochter des Teufels unterstützt, ihre Kräfte waren gigantisch…
    Wieder kam sie!
    Ich hatte inzwischen die Tür erreicht. Mit dem Rücken stand ich zum
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