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0125 - Wir stutzten ihm die Krallen

0125 - Wir stutzten ihm die Krallen

Titel: 0125 - Wir stutzten ihm die Krallen
Autoren: Wir stutzten ihm die Krallen
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Nachmittag aufsuchte, um die Rembrandtskizzen zu holen, wurde kurz darauf erschossen. Wir müssen sicher gehen, ob er auch wirklich der Mann ist, der von Ihnen die Skizzen haben will.«
    Johnny erklärte sich einverstanden, warf seinen farbbespritzten Kittel in eine Ecke und kam mit.
    »Wollen Sie Ihre Tür nicht abschließen?«, fragte ich.
    Er sah mich fassungslos an.
    »Abschließen? Lieber Himmel, glauben Sie denn im Ernst, bei mir wäre was zu holen?«
    Er lachte, und ich stimmte ein.
    Johnny war ganz gewiss ein prächtiger Kerl. Dass er sich unter unsagbar schweren Lebensbedingungen durchschlagen musste, hatte ihm jedenfalls bisher nicht eine sehr standfeste Moral rauben können. Wer wie wir dauernd mit Leuten gegenteiliger Art zu tun hat, der weiß so etwas zu schätzen.
    Ich brachte Johnny anschließend wieder in seine Wohngegend und fuhr danach zurück zum Districtgebäude.
    »Na?«, fragte Phil, als ich bei ihm eintrat. »Wie sieht es bei dir aus?«
    »Brockson ist der Mann, der bei Johnny die Skizzen bestellt hat«, sagte ich. »Johnny hat ihn eindeutig identifiziert. Und hier sind auch die Fingerabdrücke. Haben die Cops inzwischen angerufen, dass sie den grauen Ford sichergestellt haben? Oder was ist mit der Karre?«
    »Die Cops brachten sie vor einer halben Stunde zu uns in den Hof. Der Spurensicherungsdienst kümmert sich um den Wagen. Vielleicht haben Brocksons Komplizen bei irgendeiner Gelegenheit mal ihre Fingerabdrücke an der Karre zurückgelassen, sodass wir auf dem Umweg über ihre Prints an sie herankommen können.«
    »Gut. Und was ist in unserem Archiv von Brockson vorhanden?«
    Phil legte mir eine Karte auf den Schreibtisch. Ich hob sie auf und las: »Brockson, Charles, geb. 11. 7. 26 in El Paso/Texas, US-Bürger, Rasse weiß, dreimal vorbestraft wegen Bandenverbrechens, gesucht von der Staatsanwaltschaft Chicago/Illinois seit dem 18. Februar 1959 wegen Mordes an dem Kunstmaler Ronald Hickson…«
    ***
    Wir suchten Mi. High in seinem Office auf. Von unserem Districtchef kann man sagen, dass er ungefähr siebzig Prozent seiner Zeit in seinem Arbeitszimmer zubringt. Er lässt sich ständig genau über alle anliegenden Fälle unterrichten, greift jedoch selten in die Bearbeitung ein, weil es seine Überzeugung ist, dass man den Mitarbeitern möglichst freie Hand lassen soll. Er weiß, wie absurd sich Entscheidungen oft auswirken, wenn sie am grünen Tisch getroffen sind, gerade in der Bekämpfung von Verbrechen.
    »Na«, sagte er, als wir eintraten, »wo brennt es?«
    Ich zuckte die Achseln: »Das möchten wir selbst gern wissen, Chef.«
    »Wieso?«
    »Sie erinnern sich, Chef, dass vor ein paar Tagen ein junger Maler zu uns kam.«
    »Johnny, nicht wahr?«, fragte Mr. High, und wir konnten wieder einmal sein fabelhaftes Gedächtnis bewundern. »Sagte er nicht, dass jemand bei ihm Fälschungen bestellt hätte?«
    »Ja, Rembrandtskizzen. Ich weiß nicht, wie viel man für echte Rembrandtskizzen heutzutage erzielen kann…«
    »Ich weiß es auch nicht«, fiel der Chef ein, »aber ein kleines Vermögen mit Sicherheit.«
    »Das nehme ich auch an. Well, der Einsatzleiter war der Meinung, dass wir auf den Mann warten sollten, der bei Johnny die Fälschungen bestellt hat. Johnny sollte ruhig die Fälschungen anfertigen, zwei Stück zuerst, und die Lieferung der nächsten Zwei sollte er für drei oder vier Tage später in Aussicht stellen. Auf diese Weise war für uns Zeit gewonnen, und wir hätten in Ruhe unsere Nachforschungen anstellen können, wer denn eigentlich diese Skizzen haben wollte und zu welchem Zweck.«
    »Das ist mir bekannt«, nickte der Chef. »Es ist nämlich mein Plan gewesen, die Sache auf diese Art zu untersuchen. Theoretisch bestand ja nicht nur die Möglichkeit eines geplanten Betruges, sondern auch noch eine andere.«
    Ich stutzte.
    »Welche denn, Chef?«
    »Ganz einfach die Möglichkeit, dass ein protzsüchtiger Mann sich gefälschte Rembrandtskizzen anfertigen lässt, um sie in seinem Haus als echte auszugeben und damit anzugeben, während sie in Wirklichkeit nur ein paar Dollar wert sind.«
    »Donnerwetter«, grinste Phil. »Daran haben wir noch gar nicht gedacht.«
    »Ich musste aber daran denken«, sagte unser Chef. »Wenn diese letztere Möglichkeit nämlich den Tatsachen entsprechen würde, dann hätten wir keinerlei Möglichkeiten, gegen den Mann vorzugehen. Jedermann ist berechtigt, sich ein Bild an die Wand zu hängen und zu erklären, das wäre ein echter Rembrandt. Wer
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