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0125 - Der Leichenbrunnen

0125 - Der Leichenbrunnen

Titel: 0125 - Der Leichenbrunnen
Autoren: Jason Dark
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abgebrühten Geisterjäger, lief eine Gänsehaut über den Rücken.
    Ich hatte schon über Experimente dieser Art gehört. Es stand genug davon in den Zeitungen, aber daß ich selbst so etwas erleben sollte, daran habe ich nie gedacht.
    Ich war gespannt wie eine Primanerin vor dem ersten Date.
    »Möchten Sie zuvor noch einen Schluck Kaffee?« erkundigte sich Dr. Stradford höflich.
    »Nein, danke, ich habe meinen Kaffee im Büro bekommen. Und der ist wirklich ausgezeichnet.«
    »Gut, dann schicke ich meine Mitarbeiterin weg.« Er verließ den Raum.
    Ich konnte es noch immer nicht fassen. Diese Tiefenhypnose, das Zurückerinnern an ein anderes Leben mußte immens interessant und aufregend sein.
    Zum erstenmal erlebte ich es live.
    Dr. Stradford kam zurück. Seine Brille war ihm über den Nasenrücken nach vorn gerutscht, und er schielte mich über den Rand hinweg an. »Sie sind nervös, Mr. Sinclair.«
    »Ist das ein Wunder?«
    »Nein, wirklich nicht. Kommen Sie.« Er führte mich auf die Doppeltür zu, die er behutsam öffnete.
    Wir betraten einen abgedunkelten Raum. In der Mitte stand auf einem runden schwarzen Teppich eine Liege. Auf ihr lag Cora Bendix in tiefer Hypnose.
    Die Augen hielt sie geschlossen, die Hände lagen links und rechts neben ihrem Körper, ihre Arme wirkten entspannt. Ich sah noch zwei Sessel und einen kleinen Tisch, auf dem ein Bandgerät nebst Mikrofon stand, das die Gespräche aufzeichnete.
    Dr. Stradford schaute mich an. »Ich glaube, die ersten Gespräche können wir uns sparen, oder?«
    Ich war einverstanden.
    Der Arzt hatte noch etwas auf dem Herzen. »Sie wissen, daß alles, was Sie jetzt hören, streng vertraulich ist.«
    »Sie können sich auf mich verlassen.«
    »Danke.« Der Arzt deutete auf einen Sessel. »Bitte, nehmen Sie Platz.« Er setzte sich ebenfalls, aber näher an die Liege heran.
    Ich konnte von meinem Platz aus die Patientin genau sehen. Cora Bendix war eine hübsche junge Frau.
    Sie hatte ein feingeschnittenes ebenmäßiges Gesicht, hochstehende Wangenknochen und vielleicht einen etwas zu großen Mund. Ihre Haare waren kurz geschnitten, aber so locker frisiert, daß sie eine duftige Haube auf dem Kopf bildeten.
    »Würden Sie bitte das Band einschalten?« bat mich Dr. Stradford.
    »Natürlich.« Ich drückte auf die Taste. Langsam drehten sich die beiden Spulen.
    Dr. Stradford beugte sich vor. »Cora! Cora Bendix, verstehen Sie mich?«
    »Ja.« Die Antwort kam leise.
    »Erinnern Sie sich noch an unser letztes Gespräch, Cora?«
    »Ja.«
    »Ich fasse noch einmal zusammen.« Der Doc machte es geschickt.
    Er begann in der Gegenwart und ging langsam hinüber in die Vergangenheit, erreichte das Teenageralter, dann die Pubertätszeit, die Kinderzeit, das Babyalter und dann…
    Mir stand plötzlich der Schweiß auf der Stirn, als der Psychologe sagte: »Sie befinden sich jetzt im Mutterleib, Cora. Wie fühlen Sie sich?«
    Sie öffnete den Mund.
    Und dann erschrak ich bis ins Mark.
    Aus dem Mund der Frau drangen helle Töne. Babykreischen, ein Wimmern, wie es Kleinkinder von sich geben, das aber schnell verstummte. Dann sprach die Frau mit flüsternder Stimme weiter.
    »Es ist so wahnsinnig dunkel. Wie in einer Höhle. Ich kann nichts sehen, ich bewege mich, ich will raus aber ich kann nicht.«
    »Weiter, Cora, weiter!« forderte der Arzt. »Du mußt reden. Sprich, Cora.«
    »Ich… ich kann nicht. Es ist so dunkel, so still …«
    »Was passiert denn jetzt?« fragte ich den Psychologen.
    Er hob die Hand. Ein Zeichen, daß ich still sein sollte. Nach einer Weile meinte er: »Wir überspringen jetzt Jahre und gehen zurück in die Vergangenheit.« Er senkte seine Stimme noch mehr. »Auch dieses ist für mich neu. Ich habe den Versuch noch nicht unternommen. Er kann klappen, wollen wir hoffen, daß sie sich an dieses geheimnisvolle Angsterlebnis erinnert.«
    Ich nickte. Sprechen konnte ich nicht. Meine Kehle war irgendwie trocken und wie zugeschnürt.
    Der Psychologe wandte sich wieder seiner Patientin zu. »Cora, Cora, hörst du?«
    Er bekam keine Antwort. Nur die schweren Atemzüge waren zu hören.
    »Cora!«
    »Hmmm…« Der Laut klang wie das Brummen eines Schläfers, wenn er gestört wurde.
    »Du hörst jetzt nur meine Stimme. Nichts anderes. Verstehst du?«
    Wieder der Ton.
    Dr. Stradford schaute mich an und nickte mir zu. Dieses Brummen hatte er wohl als ein positives Zeichen gewertet. »Weiter, Cora, wir gehen noch weiter zurück in die Vergangenheit. Alles ist so dunkel,
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