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0121 - Ich suche Jerry Cotton

0121 - Ich suche Jerry Cotton

Titel: 0121 - Ich suche Jerry Cotton
Autoren: Heinz Werner Höber
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Treppe müssen Sie gehen, der Lift fährt nur bis zur vorletzten Etage. Oben wenden Sie sich nach links. Zweite Tür.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Wir wollen Sie nicht weiter stören.«
    Er murmelte etwas, das er für eine Unterbrechung ganz dankbar wäre, sein Schädel rauchte schon. Wir konnten uns nicht in eine Unterhaltung mit ihm einlassen.
    Leise stiegen wir die letzte Treppe hinauf. Es war stockdunkel, denn hier oben gab es nicht einmal mehr Flurbeleuchtung. Aber wir hatten unsere Taschenlampen bei uns und konnten leuchten.
    Wir fanden die Tür und lauschten.
    Nichts war zu hören, absolut nichts.
    Ich steckte meine Taschenlampe ein, nahm die Pistole dafür in die Hand und drückte behutsam die Türklinke nach unten.
    Die Tür war verschlossen. Ich ließ die Klinke langsam wieder zurückgleiten.
    »Ob er zu Hause ist?« raunte Gray.
    Ich zuckte die Achseln, bückte mich aber und lauschte am Schlüsselloch. Kein noch so leises Geräusch war zu vernehmen.
    Ich richtete mich wieder auf.
    »Sieht nicht so aus. Auch von einem Schlafenden hört man die Atemzüge. Ich denke, wir setzten uns auf die Treppe und warten. Wahrscheinlich betrinkt er sich.«
    Gray nickte. Er schaltete seine Taschenlampe aus, nachdem wir auf der obersten Stufe Platz genommen hatten.
    Bleierne Müdigkeit kroch in mir hoch.
    Es kostete mich einen verzweifelten Kampf, wach zu bleiben. Gray schien es ebenso zu gehen, denn ich fühlte zweimal, wie er zusammensackte, weil er eingeschlafen war.
    Träge vergingen die Minuten. Jede einzelne bedeutete vierzig Anstrengungen, die Augen aufzuhalten. Die Dunkelheit drang besänftigend ins Gehirn und verstärkte die Gier nach Schlaf. Bleischwer kroch die Erschöpfung von unten durch die Beine herauf in den Körper.
    Ich weiß nicht, wie lange ich gegen die Müdigkeit ankämpfte, aber irgendwann unterlag ich ihr ebenso wie Gray. Ich nickte ein.
    Verworrene Bilder jagten durch mein Unterbewußtsein.
    Ich sah Jerry mit einem Messer auf Marry Crossway losgehen und rief ihm etwas zu; er grinste, und sein Grinsen verwandelte sein Gesicht derartig, daß er plötzlich nicht mehr Jerry, sondern Jackson war. Aus dem Weit aufgerissenen Mund kam ein unartikuliertes Grölen - und da wurde ich wach.
    Das Grölen blieb in der Luft hängen.
    Es kam aus dem Schacht im Treppenhaus.
    Ich stieß Gray an.
    »Er kommt!« zischte ich.
    Polternd kam Jackson im Dunkeln die Treppe herauf. Wir hörten ihn näherkommen. Ich wartete. Dann, als er höchstens noch vier oder fünf Stufen unter uns sein konnte, knipste ich meine Taschenlampe an.
    Er stand geblendet und riß die Unterarme hoch, um sich gegen den grellen Lichtstrahl die Augen abzuschirmcn.
    Im Nu waren wir bei ihm.
    Auf einmal war er nüchtern. Die drohende Gefahr vertrieb den Rausch aus seinem Schädel. Ich sah ein Messer in seiner Hand blitzen.
    Kurzerhand ließ ich die Taschenlampe fallen und griff mit beiden Händen nach seinem Messerarm. Ich knallte sein Handgelenk auf mein Knie. Etwas klirrte das Treppenhaus hinab.
    Gray hatte inzwischen seine Lampe gezückt und leuchtete. Jackson knallte mir den Absatz ans linke Schienbein. Ich ließ ihn los, riß ihn an der Schulter herum und setzte ihm einen schönen Brocken genau auf den Punkt.
    Er ging rückwärts und flog gegen das Geländer. Von der Wucht des Schlages bekam er das Übergewicht. Im letzten Augenblick erwischte ihn Gray noch am linken Bein, bevor er Uns durch den Schacht des Treppenhauses neun oder zehn Stockwerke hinabstürzte.
    Er schrie wie am Spieß, als er wieder zu sich kam. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits Handschellen um die Armgelenke.
    Wir nahmen ihn in die Mitte. Jaulend ließ er sich mitzerren.
    Gray leuchtete die Treppen ab nach dem Messer. Wir fanden es in der Höhe der fünften Etage. Jacksons Jaulen rief natürlich prompt ein paar Neugierige auf den Plan.
    Ein alter Herr im Schlafanzug, Pantoffeln und mit einem mörderischen Schnauzbart trat uns entgegen.
    »Meine Herren, lassen Sie auf der Stelle den Jungen los!« polterte er.
    Ich winkte ab:
    »Gehen Sie ins Bett, Mann, der arme Junge ist ein Mörder, und wir sind FBI-Beamte. Genügt das?«
    Ich zeigte auf die Handschellen. Er schwieg verdutzt und sah uns nach, während wir die Treppen hinabstiegen.
    Gray stieg mit Jackson hinten in den Wagen, ich setzte mich ans Steuer.
    Jackson war jetzt ruhig geworden. Er stöhnte nur manchmal leise. Wahrscheinlich fühlte er sich nicht wohl in seiner Haut.
    »Wo fährst du denn hin?« fragte
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