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012 - Der Schatten des Vampirs

012 - Der Schatten des Vampirs

Titel: 012 - Der Schatten des Vampirs
Autoren: Maurice Limat
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herunter, der seine Bewegungen erstarren ließ und sein Herz, das ihm wehtat, in seiner Brust zum Stillstand brachte. Den Kopf gesenkt, begriff er, dass er nun auch bis zum Ende gehen müsse, um den Pakt mit den höllischen Mächten zu schließen.
    Er drehte sich wieder um. Die Bruja trat zurück und machte ihm ein Zeichen, dass er eintreten solle. Als er die Schwelle überschritt, verstand er plötzlich, was sie zu ihm sagte: „Du bist gekommen. Tritt ein. Zurück kannst du jetzt nicht mehr.“
     

     
    Felipe trat ein.
    Es schauderte ihm vor der Bruja, die jetzt die Schlange wie eine lebende Stola trug. Das Feuer in der Hütte und der schwache Mondschein, der hereinfiel, sorgten dafür, dass er im Innern etwas sehen konnte. Die Augen der alten Frau und die Augen der Schlange funkelten ihn an. Ihm schien es, als ob beide bösartig und drohend auf ihn blickten.
    Trotzdem sah er sich vorsichtig in dem Loch um. Die Hütte sah aus wie alle Indianerhütten in den Sümpfen, schmutzig und düster. Trotz der Öffnung über dem Feuer, die als Kamin diente, war der Raum erfüllt von beißendem Qualm, der ihm in der Kehle brannte. Aus einem Kessel stiegen Dünste empor, die sich über brodelnden Mixturen entfalteten. Eine richtige Hexenküche!
    Die Bruja hatte sich ans Feuer gesetzt und beachtete Felipe gar nicht. Er dachte, dass sie mit dieser Schlange um den Hals gar nichts zu befürchten hatte. Womöglich war das Reptil abgerichtet, um sich auf Eindringlinge zu stürzen. Außerdem, wer wollte es mit einer Hexe aufnehmen!
    Eine ganze Weile herrschte absolute Stille. Nur die Glut knisterte leise. Und wenn die Schlange sich räkelte, erklang wieder das gefährliche Klappern.
    Felipe bemerkte plötzlich, dass er Fieber hatte. Er fragte sich, ob das die Moskitos mit ihrem schädlichen Gift bewirkt hatten. Man bekommt Anfälle davon und hat im Kopf eine Leere, die jede Aktivität verhindert. Oder war es nur die Gegenwart der
    Bruja, die wie Gift auf ihn wirkte?
    Er wagte nicht, als erster zu sprechen. Endlich schien sich die Alte an seine Anwesenheit zu erinnern. Sie zeigte mit ihrem dürren Finger fast drohend auf die Gitarre, die er umgehängt hatte.
    „Du hast deine Gitarre mitgebracht. Also weißt du Bescheid?“
    Er nickte, weil er vor Erregung nicht sprechen konnte.
    „Man hat dir also erzählt …“
    Er hustete stark, dadurch wurde seine Kehle wieder frei.
    „Das ist doch egal, Bruja. Ich brauche jedenfalls deine Hilfe. Ich zahle gut. Hier …“
    Und er warf ihr den Lederbeutel zu, den er vom Gürtel genommen hatte.
    Sie fing ihn auf, öffnete ihn aber nicht, sondern befühlte ihn nur mit ihren dürren Händen.
    „Das ist ja der Lohn von ein paar Monaten, Seringueiro! Du gehst aufs Ganze.“
    „Ich will, was ich will“, sagte Felipe leidenschaftlich. „Also sag’ es.“
    „Ich will die Frau wieder haben, die ich liebe und die man mir geraubt hat. Meinem Rivalen wünsche ich Unglück und Tod an den Hals. Ist das klar?“
    „Genau.“
    Sie grinste, und ihm lief wieder ein Schauder den Rücken entlang.
    „Gut“, sagte sie. „Du brauchst mir nichts weiter zu erzählen. Denk jetzt an sie, mit aller Kraft. Und an ihn. Und an das, was du willst.“
    Sie warf eine Handvoll Kräuter in die Flammen. Sie schwelten in der Glut und verbreiteten einen starken Rauch, der unangenehm roch. Man sah kaum mehr etwas in der Hütte, weil die Schwaden Immer dichter wurden und nicht abzogen. Nur das Rot der Feuerstelle leuchtete durch den Qualm.
    Plötzlich wurde die Schlange unruhig. Sie bewegte sich wieder heftiger, und die Alte schlug sie auf den Kopf, um sie zu beruhigen. Dann beugte sie sich über die Glut und sprach krächzend und eintönig eine Litanei unverständlicher Worte. Vielleicht hatten sie gar keinen Sinn, aber möglicherweise wurden sie doch von den Mächten des Dschungels verstanden.
    Es dauerte lange, oder wenigstens kam es Felipe so vor. Seine Augen brannten, er spürte seinen Herzschlag. Ein Schüttelfrost ergriff ihn und wollte nicht mehr aufhören. Besorgt dachte er einen Moment an den Rückweg. Würde er mit diesem Fieber im Leib überhaupt noch nach Haus, ins Dorf der Kautschukarbeiter kommen?
    „Gib mir deine Gitarre.“
    Er löste das Band und gab sie ihr. Immer noch vor dem Feuer sitzend, nahm sie das Instrument auf die Knie. Er konnte sie nur ungenau sehen durch den Qualm, der nicht nachließ. Sie erschien ihm wie ein Schatten – das ängstigte ihn noch mehr. Dann hörte er, dass sie die Saiten
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