Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen

0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen

Titel: 0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen
Autoren: kalte Duschen
Vom Netzwerk:
sollten ihn besuchen. Eigentlich war ich erstaunt darüber, denn gewöhnlich drückte er sich davor, aber es wurde ein ganz netter Abend. Patrick war ausnahmsweise gut gelaunt und bot uns ein paar Brandy an, was er sonst nur sehr selten tat.«
    »Da haben Sie also wahrscheinlich aus derselben Flasche getrunken, in der wir drei Tage danach das Gift fanden.«
    Sie schüttelte sich.
    »Ja, wahrscheinlich. Ich erinnere mich noch, daß Frank sie aufmachte. Übrigens bekam ihm das Trinken nicht. Kurz bevor wir weggingen, mußte er ein paar Magentropfen nehmen.«
    »Magentropfen?«
    »Ja, er hatte früher schon einmal Beschwerden und behauptete nun, sie seien zurückgekommen. Er wollte nicht, daß ich es merke, aber ich sah, wie er das Fläschchen wieder einsteckte.«
    »Haben Sie diese Medizinflasche noch?« fragte ich.
    »Nein, sie muß wohl leer gewesen sein. Er wird sie weggeworfen haben.«
    »Ja, er hat sie weggeworfen«, sagte ich leise zu mir selbst.
    Plötzlich war mir alles klar. Frank Weaver hatte sein ganzes Leben hindurch im Schatten seines Stiefbruders gestanden, der ihm weit überlegen war und ihn dementsprechend behandelte. Er nannte das »Vaterstelle an ihm vertreten«, und er nutzte seine Macht über ihn dazu aus, um ihn zu unterdrücken und wahrscheinlich sogar zu verhindern, daß er beruflich auf die Beine kam und von ihm unabhängig wurde. Patrick Grouch liebte es, andere zu beherrschen und, wenn möglich, zu demütigen.
    Frank mußte seinen Bruder unsäglich gehaßt haben, und das war wahrscheinlich auch der Grund, warum er auf Ellens Künste hineingefallen war. Es war ihm eine Genugtuung, sich auf die Art rächen zu können. Als dann darüber das gute Einvernehmen mit seiner Frau in Trümmer ging, und er seine Ersparnisse losgeworden war, hatte er das wohl wissentlich oder unwissentlich auf das Schuldkonto seines Bruders gebucht und war nach Ellens Tod sicherlich der Überzeugung gewesen, Patrick habe seine Frau ermordet. Er selbst war am Ende, aber wenn er schon Schluß machte, so sollte der seiner Ansicht nach Schuldige ebenfalls dafür büßen. Er beschaffte sich das Gift und veranlaßte seine Frau zu einem gemeinsamen Besuch bei Patrick.
    Es war kein Medizinfläschchen, das er in der Hand hatte. Es mußte das Blausäurefläschchen gewesen sein, aus dem er bereits vorher die Hälfte zu Hause in den Gin gegossen hatte und dessen Rest er vor dem Weggehen in Patricks Brandy schüttete. Das Fläschchen selbst warf er dort in den Mülleimer, denn er wollte, daß es so aussähe, als habe Patrick erst ihn und dann sich selbst vergiftet, also gerade umgekehrt, wie es in Wirklichkeit geschehen war.
    Am nächsten Abend brach er einen Streit mit Dorothy vom Zaun und ruhte nicht, bevor sie voller Zorn das Haus verließ. Dann telefonierte er seinem Bruder. Sicherlich war er gespannt, ob dieser noch am Leben sei, denn das wäre das einzige gewesen, was seinen Plan hätte über den Haufen werfen können. Patrick kam, und den Rest brauche ich nicht mehr zu schildern.
    »Was haben Sie?« fragte mich Dorothy. »Sie sehen plötzlich so merkwürdig aus.«
    »Nichts, gar nichts. Mir ist eben etwas eingefallen, das ich dringend erledigen muß. Entschuldigen Sie mich jetzt. Ich lasse von mir hören.«
    Bei meiner Rückkunft ging ich sofort zu dem Schriftsachverständigen, der bereits nach kurzer Untersuchung bestätigte, daß es nur Frank Weaver gewesen sein könne, der die Unterschrift des Arztes gefälscht hatte.
    Damit war der Tod der beiden Brüder aufgeklärt, aber ich war mir wohl bewußt, daß der schwierigste und vielleicht auch gefährlichste Teil der Aufgabe noch vor mir lag. Wer hatte Ellen Grouch ermordet — und warum?
    Natürlich war Blund immer noch stark verdächtig, aber Blund war unter keinen Umständen ein Mitglied des Syndikats, und das Syndikat hatte sich eingemischt. Das Syndikat hatte versucht, die Nachforschungen zu stoppen.
    Zusammen mit Phil ging ich zu Mr. High, um endlich einen Erfolg zu melden, auch wenn dieser eigentlich negativ war. Wir hatten keinen Mörder verhaften können, weil dieser sich selbst gerichtet hatte. Als wir dann unsere Ansicht über die Zusammenhänge, die zu Ellens Tod geführt hatten, darlegten und von Hardy und dem geheimnisvollen Carlos Marcello sprachen, wurde er außerordentlich ernst.
    »Ich brauche Sie wohl nicht darauf aufmerksam zu machen, daß Sie äußerst behutsam vorgehen müssen. Die Burschen sind uns schon so oft durch die Finger gerutscht, daß ich fast
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher