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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste
Autoren: Delfried Kaufmann
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Ich sah sein schiefes, pockennarbiges Gesicht im Licht einer entfernten Laterne.
    »Go to hell«, antwortete ich.
    Er zischelte ein paar französische Worte, und nun schoben sich die fünf schiefen Gestalten an uns heran.
    Phil und ich trugen Smokings. Wir legten Wert darauf, eine gute Figur zu machen, wenn wir uns unter den Reichen der Welt tummelten. Als sich die fünf schrägen Knaben mit offensichtlich unlauteren Absichten näherten, machte ich mir vor allen Dingen Sorgen um meinen Aufzug. Phil schien ähnliches zu denken, denn ich hörte ihn grimmig sagen: »Ich breche jedem das Genick, der seine dreckigen Finger an meiner Kluft abwischen will.« Und er gab sich nicht die Mühe, diese Worte ins Französische zu übersetzen.
    Leider verstanden die Herrschaften nicht genügend Englisch, um seine Drohung ernst zu nehmen. Sie kamen noch näher. Einer hob die Hand, wollte Phil vor die Brust stoßen und sagte: »Go home, ami!«
    Phil explodierte wie ein Feuerwerkskörper. Er putzte den Knaben mit einer solchen Geschwindigkeit von der Bildfläche, dass ich nicht einmal den Schlag sah, sondern nur die Wirkung. Der Junge wurde aus den Schuhen gehoben, schien 18 wie eine Rakete abschwirren zu wollen, aber dann war es doch nur ein Fehlstart. Er fiel ein paar Schritte weiter kurzerhand auf das Pflaster.
    Der Pockennarbige, der mich nach den Zigaretten gefragt hatte, und seine zwei Kumpane wollten mir an die Wäsche. Ich ging zurück, um meinen Anzug zu schonen. Sie glaubten, ich wolle türmen. Der Anführer und noch einer wandten sich Phil zu, der soeben sein zweites Opfer mit einem linken Geraden von den Füßen holte. Der-Bursche, der sich mit mir beschäftigen wollte, kam zu hastig hinter mir her. Ich schob ihm einen Fuß in die Quere. Er stolperte, und in diesem Augenblick knallte ich ihm eine genau sitzende Ohrfeige, keinen Haken und keinen Uppercut, sondern eine schlichte Ohrfeige mit der flachen Hand, aber es lag Musik dahinter. Er drehte sich um seine Achse, bot mir seine Rückseite. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und feuerte einen Volltreffer in sein verlängertes Rückgrat ab. Der Junge bekam Flügel, segelte ab und endete mit einer Bruchlandung auf dem Pflaster.
    Phil ging es nicht mehr ganz gut. Einem von den Jungen war es verdammt gelungen, die Jackettaufschläge seines Smokings zu berühren, und der andere hatte es geschafft, seine linke Hand zu umklammern und versuchte, den Arm umzubiegen.
    »Lass los!«, schrie Phil wütend. »Du verdirbst mir die Manschetten.«
    Glauben Sie nicht, dass Phil meine Hilfe nötig gehabt hätte, aber vielleicht hätte seine Kluft, auf die er so stolz war, doch gelitten, und so entschloss ich mich zum Eingreifen.
    Ich packte einen von den Boys am Nacken. Ich konnte spüren, wie er erschrak. Er zappelte und schlug um sich. Ich hielt ihn mit ausgestrecktem Arm von mir ab, wie man einen jungen ungezogenen Hund beim Nackenfell hält.
    »Verschwinde, Kleiner!«, knurrte ich.
    Ein kräftiger Stoß in den Rücken verlieh der Aufforderung Nachdruck. Er stolperte, blieb aber auf den Füßen, riskierte noch einen schnellen Blick und türmte in geschlossener Front mit den zwei Burschen, die Phil und ich schon abgeschossen hatten. Auf dem Pflaster lag nur noch Phils erstes Opfer, das den stärksten Treffer erwischt hatte, und außerdem bemühte sich der Pockennarbige weiter, den Arm meines Freundes zu verdrehen. Er hatte von der grundlegenden Veränderung der Situation noch nichts gemerkt.
    Phil ließ ihn eine halbe Minute lang gewähren. Er stemmte sich nur ein wenig gegen den Druck, und so bekam der Ganove den Arm nicht herum. Dann merkte er doch, dass einiges geschehen War. Er warf den Kopf nach rechts und links, sah keinen seiner Freunde mehr, sondern nur mich, der ich ihn ziemlich unfreundlich musterte.
    Er ließ Phils Arm los, trat zwei Schritte zurück und sah erschrocken von einem zum anderen.
    Ich nahm eine Zigarettenschachtel aus der Tasche und hielt sie ihm hin.
    »Jetzt kannst du ’ne Zigarette haben«, sagte ich.
    Er versuchte ein dünnes Grinsen.
    »Kauf ihn dir, Jerry«, sagte Phil.
    Vielleicht verstand der Knabe den Satz. Jedenfalls warf er sich wie eine Katze herum und raste in die Gasse hinein. Ich setzte hinterher, um ihn zu stoppen, aber er warf sich in eine Quergasse, und als ich ihm folgen wollte, war er schon verschwunden wie eine Ratte, die in ihr Loch gehuscht ist. Wahrscheinlich war er in irgendeinem Hausflur untergetaucht, und der Teufel mochte
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