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0114 - Der Würfel des Unheils

0114 - Der Würfel des Unheils

Titel: 0114 - Der Würfel des Unheils
Autoren: Jason Dark
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tauchte zur Seite weg, kam auf die Füße und lief auf die brennende Kerze zu.
    Auch der Samurai war schon hinter ihr her. Und er war verdammt wendig und schnell.
    Zu schnell.
    Jane Collins wollte an dem Faß mit dem Würfel vorbeihuschen, als der untote Killer sie erreichte.
    Das Schwert hielt er in der Rechten, doch mit der Linken schlug er zu. Seine grabeskalte Pranke prallte auf Janes linke Schulter, eisern hielten die Finger fest, und mit einem Ruck wirbelte der Samurai die Detektivin herum.
    Jane schrie. Sie riß ihren Arm als Deckung vor das Gesicht und prallte mit dem letzten Wirbel gegen die harte Kante des Fasses, auf dem auch der Würfel stand.
    Jetzt hatte der Töter sie.
    Hochaufgerichtet stand er vor ihr. Vom flackernden Kerzenlicht getroffen, eine furchtbare Erscheinung, die keine Gnade kannte und töten wollte.
    Jane zitterte vor Angst. Sie hatte alles Versucht, doch es war ihr nicht gelungen, aus den Klauen des Samurais zu entrinnen.
    Er ließ sie los.
    Hob den rechten Arm. Die blanke Klinge fuhr für den Bruchteil einer Sekunde durch den Lichtschein der Kerze und blitzte auf.
    Jane spürte nicht mehr den Druck der Hand auf ihrer Schulter, und sie handelte instinktiv und rein reflexhaft.
    Sie warf sich zur Seite.
    Genau in dem Augenblick, als die mörderische Klinge von oben nach unten fuhr.
    Sie traf!
    Aber nicht Jane Collins, wie vorgesehen, sondern den geheimnisvollen Würfel. Wuchtig hieb sie in die obere Kante. Licht sprühte und gleißte auf, und im gleichen Augenblick stieß der Samurai einen markerschütternden Schrei aus.
    Er wollte das Schwert wieder hochziehen, doch die Klinge war plötzlich mit dem Würfel verwachsen. Er bekam sie nicht weg. Das Licht breitete sich aus.
    Es rann förmlich über die Schwertklinge, erreichte den Samurai, hüllte ihn ein wie eine helle Glocke – und zerstörte die unheimliche Höllengestalt.
    Der Würfel hatte den Frevel des Angriffs gerächt. Der untote Samurai wurde zu Asche.
    Langsam sanken die Kleidungsstücke ineinander und blieben als Lumpen auf dem Boden liegen.
    Stille.
    Nur das heftige Atmen der Detektivin unterbrach sie. Jane lag auf dem Boden. Sie konnte nicht begreifen, daß sie tatsächlich gerettet war. Sie hob den rechten Arm. Geisterhaft tauchte ihre Hand im Lichtschein der Kerze auf. Sie fiel auf den Rand des Fasses, die Finger faßten zu, und Jane zog sich auf die Knie.
    Erst jetzt sah sie, was von dem Samurai übriggeblieben war.
    Nur noch die Kleidung.
    Jane Collins schluckte. Dann brach es aus ihr heraus. Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte vor Glück und Erleichterung.
    ***
    Ich hatte noch nie jemand gesehen, der sich nach der alten japanischen Tradition umgebracht hatte, und ich spürte, wie meine Knie weich wurden.
    Dieser Anblick war wirklich hart.
    Hinter mir hörte ich das schwere Atmen.
    Jako war mir gefolgt.
    Ich schaute ihn an, forschte in seinem Gesicht und versuchte, die Gedanken zu lesen.
    »Es war wirklich besser«, sagte er.
    »Was wissen Sie?« fuhr ich ihn an.
    »Nichts. Oder vielleicht ein wenig, aber nicht genug, um das Rätsel lösen zu können.« Er streckte den Arm aus, und sein Zeigefinger wies auf den roten Briefumschlag neben dem Kopf des Toten. »Dort können Sie alles lesen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Er mußte sein Testament machen. Es war so bestimmt. Er… er kämpfte dagegen an, doch das andere war so stark. Schließlich brachte er seinen Vater um, das hat er nicht verkraftet.«
    Ich hörte die Worte, während ich an das Bett trat und den Umschlag an mich nahm.
    Ich wollte den Toten nicht sehen, wenn ich den Brief las, und ging deshalb in die andere Zimmerhälfte. Jako blieb neben mir stehen, als ich den Umschlag aufriß. Mit spitzen Fingern entnahm ich das Papier, das sehr eng, aber zum Glück in englischer Sprache beschrieben war, so daß man nicht erst zu übersetzen brauchte.
    Die ersten Sätze interessierten mich nicht. In ihnen schrieb Kuni über die Liebe zu seinem Vater und kam dann auf den Fluch der Ahnen zu sprechen.
    Ich las halblaut. »Es verfolgte mich im Traum. Ich konnte nachts nicht mehr schlafen, weil der Alp plötzlich da war. Und er befahl mir, aufzuwachen und alles für ihn vorzubereiten. Ich hörte von Tokata, von dem Samurai-Dämon, dessen Wiedergeburt vorbereitet werden mußte. Und mich hatte man dafür ausgesucht. Ich sprach mit meinem Vater, er war entsetzt, aber ich konnte mich nicht wehren. Die Träume kamen wieder, man brauchte mich, man verlangte nach
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