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0113 - Die Wunderblume von Utik

Titel: 0113 - Die Wunderblume von Utik
Autoren: Unbekannt
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vorwärtsgestreckt, als wollten sie etwas greifen, bevor es ihnen entrann. Was Kalal am meisten verblüffte, war, daß sie alle ungefähr gleich aussahen.
    Außerdem war er es, nach dem sie die Hände ausstreckten, und auf ihn kamen sie zu, als wollten sie ein flüchtiges Wild einfangen, das einen wohlschmeckenden Braten verhieß.
    Kalal fühlte sich äußerst unbehaglich. Mit den besonderen Geistesgaben, über die er verfügte, versuchte er, in die Gedanken der Männer einzudringen und zu erfahren, warum sie sich auf einmal so närrisch benahmen. Aber das gelang ihm nicht, sei es, weil er zu verwirrt war, um sich zu konzentrieren, sei es, daß etwas anderes im Spiel war.
    Auf jeden Fall empfand er die Situation als gefährlich, als auch die Springer am Fuß der Lauftreppe sich in Bewegung setzten und hinter den Mechanikern her mit dem gleichen verzückten Gesicht auf ihn zugeeilt kamen. Völlig ratlos, ohne auch nur die geringste Vorstellung davon, was da geschehen sein könne, drehte er sich um und rannte auf den Automatwagen zu. Seine Kleidung, bunt und beinahe pomphaft, war für so rasche Bewegungen schlecht geschaffen. Kalal taumelte und wäre um ein Haar gestürzt. Aber in diesem Augenblick hörte er dicht hinter sich das gierige Schnaufen der Männer, die ihn verfolgten, und das riß ihn wieder in die Höhe.
    Mit einem letzten, mächtigen Satz rettete er sich durch das offenstehende Luk des Wagens. Das Luk schloß sich, als er den Schaltknopf auf der Armleiste neben seinem Sitz berührte. Entsetzt sah Kalal, wie die Männer, blind vor Eifer, gegen den Aufbau des Fahrzeugs prallten, zurücktaumelten und gleich darauf wieder sich die Gesichter an den Fenstern plattdrückten.
    „Zum Tempel der Wahrheit!" schrie er auf arkonidisch, von Angst gepeitscht.
    Der Autopilot, ein kleiner Kasten voll positronischer Pseudoweisheit, mit einem Mikrophon, das aus dem kleinen Armaturenbrett ein Stück weit ins Innere des Wagens hineinragte, verstand die Anweisung. Etwas begann zu summen. Mit einem Seufzer der Erleichterung sah Kalal den flachen, glatten Boden des Landefeldes nach unten zurückweichen und die Menge der verzückten, gierigen Männer unter sich zurückbleiben.
    Er war dem Alptraum entkommen, sozusagen im letzten Augenblick. Er hätte Grund gehabt, sich jetzt erleichtert und erlöst zu fühlen. Aber das Gefühl hielt nicht lange an. Dann kehrte die Sorge wieder. Was war geschehen?
    Die Welle summender Erregung überfiel Meech Hannigan auf dem Wege zu seiner Cafeteria, wo er sich um des Scheines willen eine Tasse terranischen Kaffees hatte einverleiben wollen.
    Er blieb mitten auf dem Bürgersteig stehen und kümmerte sich nicht um die beiden Männer, die, in ein Gespräch vertieft, von hinten auf ihn prallten, sich hastig entschuldigten und um ihn herum weitergingen. Er versuchte zu ergründen, was ihn so erregte, und weil er gerade für solche Dinge geschult war, erkannte er es bald.
    Starke Ausstrahlungen eines fremden Gehirns! So stark, daß Meech keine Mühe hatte, sie über all das Geplapper und Geplätscher der tausend Gehirne hinweg, die in den Köpfen der Straßenpassanten in seiner unmittelbaren Nähe waren, zu empfangen. Er konnte die Ausstrahlung nicht verstehen, darauf war er nicht geschult. Aber er verstand sofort, daß das fremde Gehirn eines derjenigen war, nach denen Ausschau zu halten er beauftragt worden war.
    Es verblüffte ihn, daß die Strahlung so plötzlich aufgetreten war.
    Er hatte erwartet, daß sie, aus weiter Ferne kommend, zunächst undeutlich, dann immer klarer spürbar werden würde. Statt dessen war sie mit einemmal da gewesen, überaus deutlich und in nicht allzu großer Entfernung. Meech dachte darüber nach, wozu er nur einen winzigen Bruchteil einer Sekunde brauchte, und kam zu dem Schluß, daß der Besitzer des Gehirns sich ihm mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit genähert haben müsse. Ungewöhnliche Geschwindigkeit - das bedeutete, er war mit einem schnellen Fahrzeug gekommen. Schnelle Fahrzeuge waren Raumschiffe.
    Wer immer auch der Träger des fremden Gehirns war, entschied Meech, er war soeben mit einem Raumschiff auf Utik gelandet.
    Und zwar auf dem Raumhafen von Massennock, der Hauptstadt des Planeten; denn sonst hätte Meech die Ausstrahlung nicht wahrnehmen können.
    Das machte die Sache einfach. Meech stellte sich an den Rand der Straße, und als der nächste leere Automatwagen auf ihn zukam, rief er ihn an. Das Fahrzeug hielt vor ihm und fuhr das Passagierluk auf.
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