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0113 - Die Wunderblume von Utik

Titel: 0113 - Die Wunderblume von Utik
Autoren: Unbekannt
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auszuführen. Aber früher oder später erkannten sie stets an seinem Verhalten, daß er nicht die Art von Mann war, die sie sich vorgestellt hatte, und da Meech sich vorstellen konnte, wie groß dann die Enttäuschung sein würde, hatte er sich nach dem ersten Rendezvous niemals mehr blicken lassen.
    Hier war die Lage anders. Er hatte keine Zeit, das alte Spiel zu spielen. Er mußte von vornherein kühl sein.
    „Ich muß Sie leider enttäuschen", antwortete er mit einem kläglichen Lächeln. „Ich bin zwar auf Terra geboren, aber schon als kleines Kind nach Utik gekommen. Ich weiß nicht ..."
    „Oh, ich verstehe", unterbrach ihn das Mädchen, spürbar kühler als zuvor. „Sie kennen Terra selbst nicht. Nun, was führt Sie also zu mir?"
    „Vor dreiundvierzig. Minuten und zwanzig Sekunden ist auf dem Raumhafen Massennock ein Raumschiff gelandet", erklärte Meech mit. Bestimmtheit. „Ich möchte wissen, woher es kommt und ob es Passagiere auf Utik abgesetzt hat."
    Das Mädchen starrte ihn verwundert an.
    „Vor dreiundvierzig Minuten...", murmelte sie.
    „Und zwanzig Sekunden", ergänzte Meech. Sie schüttelte den Kopf. „Moment mal."
    Meech sah sie auf mehrere Knöpfe der Schaltleiste auf ihrem Schreibtisch drücken und hörte das Summen der positronischen Apparatur, die die gewünschte Information aus ihrem Gedächtnis suchte, auf eine Karte druckte und die Karte durch einen Schlitz auf den Schreibtisch warf. Das Mädchen nahm die Karte zur Hand und betrachtete sie. Meech sah, wie ihr Blick mißtrauisch wurde.
    „Sie haben recht", antwortete sie langsam. „Bis auf die Sekunde."
    „Welches Schiff, bitte?" fragte Meech höflich.
    „Die LORAL SIEBENUNDACHTZIG", antwortete das Mädchen.
    „Ein Handelsschiff, nur ein Passagier."
    Meech wußte, daß er nicht weiterfragen durfte. Niemand war befugt, Auskunft über die Namen der Passagiere zu geben. Meech stand langsam auf.
    „Ein Springer-Schiff also", murmelte er wie im Selbstgespräch.
    „Ich danke Ihnen."
    „Es war nicht der Rede wert", behauptete das Mädchen, machte eine wegwerfende Handbewegung und beugte sich wieder über die Arbeit, bei der Meech sie unterbrochen hatte.
    Sie tat Meech leid. Frauen auf Utik hatten es nicht leicht. Die Entwicklung hatte einen seltsamen Weg genommen. Die Bewohner des Planeten waren arkonidische Einwanderer, und im Laufe der Jahrtausende waren die Männer zu glatzköpfigen, temperamentlosen Wesen degeneriert, während die Frauen im großen und ganzen so vollblütig und - na, eben weiblich - geblieben waren wie zu Anfang.
    Meech hatte also Mitleid mit dem Mädchen. Aber die Kapazität seines Gehirns war groß genug, um ihm klarzumachen und zwar eindeutig -, daß der Sympathisektor ausgeschaltet bleiben müsse.
    Meech ging hinaus. Unten auf der Straße fand er nach ein paar Augenblicken einen zweiten Automatwagen und fuhr mit ihm zum Raumhafen hinaus. Das heißt: Er wollte hinausfahren. Der Hafen lag dreißig Kilometer außerhalb der Stadt, aber Meech war erst fünf davon gefahren, als sein Wagen in eine Straße hineingeriet, in der Menschen sich zu Hunderten auf der Fahrbahn drängten, einander hin und herschoben und wirr durcheinanderredeten.
    Meech war sehr verwundert, aber er glaubte nicht, daß dieser Aufruhr irgend etwas mit seiner Aufgabe zu tun hätte. Deswegen hatte er nichts dagegen einzuwenden, daß der Autopilot umkehrte und sein Glück in einer anderen Richtung versuchte.
    Er kam tatsächlich ein Stück weiter, etwa einen Kilometer, dann bot sich auf der nächsten Ausfallstraße das gleiche Bild. Der Autopilot sah die Nutzlosigkeit seines Bemühens ein und fragte den Passagier, ob er Einwände dagegen habe, daß die Fahrt durch die Luft fortgesetzt würde. Bis dahin war aber Meech schon mißtrauisch geworden. Er bezahlte den Fahrpreis, den er bis dorthin schuldig geworden war, befahl dem Wagen zu warten und stieg aus.
    Im Nu befand er sich mitten in der Menge, die sich auf der Straße umhertrieb und den Verkehr blockierte. Fast noch geschwinder hatten ein paar aufgeregte Männer und Frauen ihn umringt und redeten auf ihn ein. Sie sprachen alle gleichzeitig, so daß Meech nur Bruchstücke ihrer Sätze verstand. „. schon gehört...?"
    „ ... ein wunderbares, ein phantastisches Gewächs ..."
    „ ... und der Duft, kaum zu glauben ..." Meech Hannigan war von Natur aus vorurteilslos. Er besaß nicht die Fähigkeit, über etwas zu lachen, weil es ihm zu unsinnig erschien. Er hörte sich also die Bruchstücke der
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