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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf
Autoren: Walter Appel
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Jahrhundert gelebt hatte, dem Vernehmen nach 138 Jahre alt geworden war und von deren Grausamkeiten und Ausschweifungen noch heute die Menschen sprachen.
    Jadwiga Vaszary hatte sich dem Satan verschrieben und die Tradition der Hexen von Czerkössy begründet. Ihre Schreckensherrschaft hatte mit ihrer Enthauptung geendet. Ein Eremit hatte die Häscher zu ihr geführt, an seinen Gebeten und der Kraft, die ihn erfüllte, war Jadwiga Vaszarys Hexenzauber zerbrochen.
    Ein junger Edelmann hatte ihr den Kopf abgeschlagen, die Leiche war verbrannt und die Asche in alle Winde zerstreut worden.
    Aber jetzt stand Jadwiga Vaszary hier und war für jedermann sichtbar.
    Die Oberhexe Erzsebeth rutschte auf den Knien auf sie zu. Sie wollte die linke Hand der Gräfin ergreifen und den funkelnden Rubinring daran küssen.
    Aber sie griff durch diese Hand hindurch. Entsetzt zuckte sie zusammen.
    »Keine Angst«, sagte Jadwiga Vaszary. »Ich bin wirklich, aber ich habe noch keinen Körper. Ich befinde mich in einer Zwischendimension und kann nur jeweils um Mitternacht für eine Stunde sichtbar werden. Doch das ist kein Problem, ich werde euch sagen, was ihr tun müßt, um mir einen Körper zu beschaffen, den ich zu übernehmen vermag. Bestimmte Voraussetzungen sind dabei zu beachten, eine davon ist die Blutsverwandtschaft. Das Mädchen, dessen Körper ich haben will, muß eine Nachfahrin von mir sein.«
    »In dieser Gegend leben keine Nachkommen von dir, Herrin.«
    »Ich weiß, aber es existieren welche. Ich hatte zwei Kinder von meinem zweiten Mann, den ich 1543 ermorden ließ. Seine Familie gab sie nicht heraus und versteckte sie sogar im Ausland vor mir. Völlig unnötig, denn was hätte ich mit den Bälgern gesollt? Es gibt einige Dutzend Nachkommen von mir auf dieser Welt, aber nur eine erfüllt die Voraussetzungen.«
    »Wer ist es, Gräfin Vaszary? Wir werden sie herbringen, du sollst ihren Körper haben.«
    »Das sage ich euch noch. Mit euren Hexenkünsten ist es nicht weit her, denn ich habe damals viel mehr zustandegebracht als ihr heute. Ihr beherrscht mit Mühe und Not die Stadt Czerkössy, ich aber war die Herrin von ganz Transsylvanien. Mit Vlad, dem Pfähler, habe ich Blutorgien gefeiert, ich war seine Buhlin.«
    »Das wissen wir alles, Gräfin. Wir kennen die alten Geschichten.«
    »Vlad schmort für immer in der Hölle, mich aber mußte sie freigeben. Denn ich hatte zu Lebzeiten vorgesorgt. Es dauerte länger, als ich dachte, aber jetzt muß ich nur noch den letzten Schritt tun, um wieder in Fleisch und Blut leben zu können. Doch bevor wir fortfahren will ich, daß ihr mir alle huldigt. Fallt vor mir nieder, küßt meinen Fuß und schwört, daß ihr mir gehört und mir gehorchen wollt.«
    »Ja, Herrin, ja, ja, ja.«
    Die dicke Erzsebeth berührte mit ihren Lippen den in einem hochhackigen Schuh steckenden Fuß. Sie spürte keinen Widerstand, denn Jadwiga Vaszary war ein Geist, aber das hatte keinen Einfluß auf den Vollzug des Rituals.
    »Ich, Erzsebeth Kun, Hebamme in Czerkössy, schwöre, daß ich mit Leib und Seele und für immer der Gräfin Jadwiga Vaszary gehöre und ihr stets gehorchen will.«
    Ächzend erhob sich die Oberhexe. Die nächste Hexe kam heran und warf sich nieder.
    »Ich, Joszefa Irimescu, Frau des Bürgermeisters von Czerkössy, schwöre, daß ich mit Leib und Seele und für immer…«
    So ging es weiter, alle sechzig Hexen vollzogen den Eid. Dann standen sie wieder im Kreis. Der Hund funkelte sie mit seinen großen Glutaugen an, er hatte sich während der ganzen Vereidigung nicht gerührt. Die blutige Gräfin lächelte zufrieden.
    »So ist es recht. Jetzt will ich euch den Namen meiner Nachfahrin sagen und euch unterweisen. Die alten Zeiten sollen zurückkehren, mehr noch, wir werden mächtiger sein denn je. Ich habe sehr viel gelernt, meine Kräfte sind ungeheuer. Wenn ich erst einen Körper habe, kann ich sie voll und ganz einsetzen. Ihr werdet durch die Lüfte fliegen, statt nur am Boden herumzutanzen, und ihr sollt den Satan selbst sehen. Den Schwarzen Bock und den Großen Meister!«
    »Wann wird es soweit sein, Herrin, Gräfin Vaszary?« rief Erzsebeth Kun mit glänzenden Augen. »Sag es uns!«
    »Bald, in ein paar Wochen schon.«
    »Wer ist deine Nachfahrin, deren Körper du brauchst?«
    »Sie heißt Nicole Duval. Sie lebt in Frankreich, auf einem Schloß im Loiretal, aber sie ist auch viel auf Reisen. Sie ist die Sekretärin und Geliebte eines gewissen Professor Zamorra.«
    Der riesige
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