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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf
Autoren: Walter Appel
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blonde Nicole schaute stur geradeaus. Ein innerer Zwang trieb sie voran. Sie kannte ihr Ziel noch nicht, aber sie war völlig ruhig. Wenn sie in Paris war, würde sie wissen, wohin sie sich wenden mußte.
    Nicole fand das, was sie tat, völlig in Ordnung. Denn Jadwiga Vaszarys Hexenzauber hatte ihr Gewissen ausgeschaltet, und Nicole Duval besaß keine Entscheidungsfreiheit mehr.
    Janvier saß hinterm Steuer und fuhr seine Strecke. Bruton hatte das Radio lauter gedreht, ein Song der schwedischen Popgruppe Abba klang aus dem Lautsprecher. Und Hector Bruton, der kesse Bretone, wischte sich mit dem Handrücken den fettigen Mund ab, legte den Arm um Nicole Duval und ging zum Nahkampf über.
    Nicole saß da wie gelähmt. Bruton küßte ihr rechtes Ohr und ihren Hals, seine linke Hand berührte Nicoles feste Brüste. Der Lastwagenfahrer verdrehte die Augen und gab einen stöhnenden Laut von sich.
    Er war jetzt nicht mehr zu bremsen. Nicole Duval interessierte das alles nicht mehr, als wenn es einer Kleiderpuppe passiert wäre.
    »Du Süße, du«, stöhnte Hector Bruton. »Du machst mich ganz wild mit deiner kühlen Art. Du wirst von Hector Bruton nicht enttäuscht sein, das schwöre ich dir.«
    »Hector, zum Teufel«, mischte sich Janvier ein. »Laß sie in Ruhe. Ich bin schweinemüde und will mich noch eine Weile aufs Ohr hauen. Du mußt das Steuer übernehmen.«
    Bruton hatte die linke Hand in Nicole Duvals Ausschnitt.
    »Fahr am nächsten Rastplatz rechts ran. Ich werde diesen flotten Käfer vernaschen, da kenne ich nichts.«
    »Sacre bleu, kannst du Gockel denn an nichts anderes denken? Wir müssen in drei Stunden in Paris sein. Vergiß es, Hector, oder lade meinetwegen die Kleine für später ein.«
    »Du spinnst wohl. Pierre, wenn du mein Freund bleiben willst, gönnst du mir dieses Vergnügen.«
    Er umarmte Nicole und küßte sie ab. Janvier fluchte in allen Tonarten. Bruton war wie verrückt und Vernunftgründen nicht mehr zugänglich.
    »Du hast doch wirklich den Verstand hinterm Hosenlatz, du bretonischer Affe«, schimpfte Janvier. »Von mir aus nimm sie während der Fahrt in die Koje. Aber angehalten wird nicht, zum Donner noch eins. Ich will die Ladung abliefem und endlich nach Hause.«
    »Deine Alte kann ein wenig länger warten. Und eine Ausrede für die Verspätung finden wir schon. Du kannst da ja auch zu unserem hübschen blonden Käfer in die Koje, Pierre, alter Freund.«
    »Ich bin Familienvater. Außerdem fallen mir fast die Augen zu. Meinst du denn, daß jeder so ein Bock ist wie du. Ich fahre weiter, und das letzte Stück durch die Vororte zu den Großmarkthallen übernimmst du. Basta.«
    »Wie du meinst Pierre, wie du meinst, wer nicht will, der hat schon, und wer den ganzen Tag Bohnensuppe frißt, obwohl er auch mal einen zarten Hummer haben könnte, ist selbst daran schuld.« Bruton beachtete seinen Kollegen nicht mehr. »Komm, meine Süße«, sagte er zu Nicole Duval. »Ich will dir mal meine Koje von innen zeigen.«
    Nicole Duval antwortete nicht und verzog auch keine Miene. Pierre Janvier verwünschte sich längst, weil er sie mitgenommen hatte. Was hatte ihn bloß dazu getrieben? Er hätte sich doch denken müssen, daß Bruton beim Anblick der Anhalterin durchdrehte.
    »Na komm schon«, sagte Bruton und wollte Nicole Duval hochziehen.
    Sie reagierte nicht. Der in Hitze geratene Lastwagenfahrer versuchte, an Nicole Duvals Slip zu gelangen. Da passierte es. Plötzlich glühte ein rötlicher Funke in den Augen des Mädchens. Nicole Duvals Gesicht verzerrte sich, ihre Hände, deren Finger wie Krallen gekrümmt waren, schossen auf Brutons Gesicht zu.
    Ehe Bruton sich versah, war sein Gesicht so zerkratzt, als hätte er versucht, drei Katzen zu baden. Er schrie auf, er holte aus, um Nicole eine Ohrfeige zu verpassen.
    Doch sie schrie Worte in einer fremden Sprache. Janvier und Bruton wußten nicht, daß es Ungarisch war. Ein fürchterlicher Schmerz schoß von der Haarwurzel bis in die Zehenspitzen durch Brutons Körper, er konnte sich nicht mehr rühren und sackte wimmernd auf dem Sitz zusammen.
    Die Hexenkräfte machten ihn zu einem willenlosen Bündel. Pierre Janvier war entsetzt und wütend, als er seinen Kollegen sah. Von Hexerei wußte er nichts, er glaubte, die Anhalterin hätte Bruton einen heimtückischen Schlag verpaßt.
    Nicole knöpfte seelenruhig die oberen Blusenknöpfe zu und zog den Rock herunter.
    »Nach Paris«, sagte sie zu Janvier.
    »Das könnte dir so passen!« schrie er. »Du
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