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011 - Sanatorium der Toten

011 - Sanatorium der Toten

Titel: 011 - Sanatorium der Toten
Autoren: Larry Brent
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kalte, feuchte Wand in seinem
Rücken.
    Seine Augen,
nun an die Dunkelheit gewöhnt, erblickten etwas, was ihn an seinem Verstand
zweifeln ließ.
    Der schwere
bleierne Sargdeckel hob sich langsam in die Höhe.
    Flackerndes
Licht stieg aus dem Dunkel empor. Es war ein fünfkerziger Leuchter, den eine
rotvermummte Gestalt trug. Ein Henker. Die bizarren Schatten wanderten über die
Wand. Die rotgekleidete Gestalt drückte den Deckel ganz nach hinten zurück, kam
völlig aus der Versenkung empor. Hinter ihm folgte ein junges Mädchen, in
zerrissener Bluse und halbzerfetzten Shorts. Sie war an den Händen gefesselt.
Hinter ihr folgte ein zweiter Henker.
    Er stieß sie
nach vorn, sie taumelte, fiel aber nicht zu Boden.
    Der seltsame
Zug bewegte sich durch das Dunkel. Larry Brent drückte sich eng an die feuchte,
kalte Wand, blieb verborgen im Schatten, um die Dinge zu beobachten, die sich
da abspielten.
    Das Mädchen
war Isabell Labrede! Die Haare hingen wirr in ihr bleiches, angsterfülltes
Gesicht, die Augen lagen tief in schattigen Höhlen.
    Larry wollte
vorsichtig vorschleichen, als ihn ein neues Geräusch davon abhielt. Es kam noch
jemand aus der Tiefe des Sarges. Eine große, schwarzgekleidete Gestalt. Schwarz
das Cape, schwarz der breitkrempige Hut.
    »Führt sie
zur Streckbank!« brüllte der Dunkelgekleidete. »Sie soll sehen, daß der Marquis
de Noir seine Macht noch nicht verloren hat. Foltert sie, Henkersknechte.«
    Larry fühlte
den Schauer über seinen Rücken laufen. Die riesige, schwarzgekleidete Gestalt
folgte mit weitausholenden Schritten den beiden Henkern und Isabell Labrede,
die wimmerte und schluchzte, deren bebende Stimme zu keinem lauten Aufschrei
mehr fähig war.
    Larry Brent
löste sich vorsichtig von der Wand, bewegte sich auf Zehenspitzen durch das
Dunkel, den Schutz der Schatten und Sandsteinsäulen ausnutzend.
    Fackeln
leuchteten an den Wänden auf. Einer der Henkersknechte zündete sie an. Das
blakende, diffuse Licht tauchte das Geschehen in einen gespenstischen Schein.
Hart und erbarmungslos zerrten sie das Mädchen auf die Folterbank, banden ihm
Hände und Füße. Die Gestalt des riesigen Marquis stand am Kopfende des
Foltergerätes, hoch aufgerichtet, starr, wie eine Erscheinung aus einer anderen
Welt. Larry sah im Schein der blakenden Fackel das helle, gespenstisch-bleiche
Gesicht, glaubte das Profil zu kennen…
    Aber die
Stimme! Wieso konnte er sprechen?
    Wie unter der
Last eines ungeheuren Druckes stand er hinter der Sandsteinsäule, sah die Dinge
vor sich abrollen wie in einem Traum, wie auf der Leinwand eines Kinos, aber
dies hier war weder Traum noch Film. Dies war eine entsetzliche, eine
erschreckende Wirklichkeit, ein Geschehen, in das er mit einbezogen war, und in
das er jetzt eingreifen mußte, sollte ein weiteres Verbrechen, das sich
ankündigte, verhindert werden.
    Er ging einen
Schritt zur Seite. An der Wand schräg neben ihm hingen die Dolche, Degen und
Hirschfänger, und er griff nach einem langen Degen, bereit, dem Spuk da vorn
ein Ende zu bereiten. Da tauchte der Schatten neben ihm auf. Lautlos, groß,
unheimlich.
    »Lassen Sie
das, Monsieur Brent. Sie ziehen den kürzeren, glauben Sie mir!« Die Stimme war
leise, aber sie klang messerscharf und eiskalt.
    Larry
wirbelte herum. Er sah seine Smith & Wesson Laserwaffe auf sich gerichtet
und so, wie sie sein Gegenüber hielt, ließ dies darauf schließen, daß er
verstand, sie einzusetzen.
    Er starrte in
ein Gesicht, das er kannte, und das er nicht zu sehen erwartet hatte…
     
    ●
     
    Als sie wach
wurde, dauerte es mehrere Minuten lang, ehe ihre Erinnerung voll einsetzte.
    Sie lag quer
über dem Bett. Noch immer war es stockfinster. Das Gas! Man hatte sie betäubt!
Morna Ulbrandson stellte fest, daß sie sich noch in dem selben Raum befand. Der
Lift war nach unten geglitten, jetzt stand er. Wieviel Zeit war seit ihrer
Gefangennahme vergangen?
    Sie warf
einen Blick auf ihre Uhr. Es war wenige Minuten vor 21 Uhr.
    Sie hatte
ihre Gedanken voll unter Kontrolle. Was hatte man mit ihr vor? Seit fast vier
Stunden lag sie hier, und noch nichts war mit ihr geschehen?! Sie konnte dies
kaum glauben.
    Tollwut! Sie
war infiziert. Entsprach das der Wirklichkeit? Dann war ihr der sichere Tod
gewiß. Oder war sie für Professor Mineau ein Versuchskaninchen? Warum nahm er
sich so viel Zeit? Die Inkubationszeit konnte lange dauern, das wußte sie. Bis
die Krankheit ausbrach, konnten zwei, drei Monate, unter Umständen sogar zwei
Jahre
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