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011 - Sanatorium der Toten

011 - Sanatorium der Toten

Titel: 011 - Sanatorium der Toten
Autoren: Larry Brent
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türmten sich die alten Gemäuer vor ihnen auf. Es war dunkel, nur
vereinzelt blinkten ein paar Sterne am Himmel, wenn die Wolkendecke
gelegentlich aufriß. In der Wettervorhersage waren starke Regenfronten
vorausgesagt worden, die sich vom Atlantischen Ozean her über ganz Frankreich ausdehnen
sollten. Die ersten Ausläufer erreichten bereits Niort.
    Larry
rüttelte an dem verrosteten Eisentor. Es war verschlossen. Larrys Blicke
durchbohrten das Dunkel, suchten in den finsteren Winkeln und Ecken, den
Nischen und Mauervorsprüngen und Mauerresten, als könnten sie dort den Schleier
des Geheimnisses lüften, der offensichtlich über diesen sagenumwobenen alten
Steinen lag.
    Larry ging um
eine Mauer herum, hielt sich dicht an der Wand, um dem Moorgebiet, das einen
Schritt weiter links begann, zu entgehen. Der Boden unter seinen Füßen war
schlammig, und er prüfte vorsorglich jeden Schritt, ehe er sein ganzes
Körpergewicht darauf verlagerte, um weiterzugehen. Fernand Gourmon blieb ihm
dicht auf den Fersen.
    Larry Brent
erreichte eine Stelle, die ihm zum Klettern geeignet erschien. Die Mauer war
fast zehn Meter hoch. Es war schwierig, nach oben zu kommen. Der Agent rutschte
einige Male ab, seine Hände wurden an dem rohen Gestein aufgekratzt, doch dann
erreichte er endlich den Punkt, wo er sich über die Mauer ziehen konnte.
    Dann war er
seinem Begleiter behilflich, ebenfalls heraufzukommen, indem er ihm die Hände
entgegenstreckte. Kaum hatte er ihn auf die Mauer gezogen, als vorn auf dem
breiten Feldweg ein Wagen ansprang.
    Larry warf
den Kopf herum. Er sah die dunklen Umrisse eines Citroen, der neben einer
Buschreihe auftauchte und sofort beschleunigte. Wie ein Irrsinniger raste der
Fahrer auf dem holprigen Weg davon. X-RAY-3 handelte mit der ihm eigenen
Geistesgegenwart. Wie durch Zauberei lag seine blitzende Stablampe in seiner
Rechten. Der scharfgebündelte Lichtstrahl huschte über den Sumpf, erreichte den
schwarzen Citroen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Larry das bleiche, helle
Gesicht durch die Seitenscheibe. Dann senkte der Fahrer den Kopf, drückte auf
das Gaspedal, daß der schwarze Citroen förmlich einen Satz nach vorn machte.
    Der Wagen
verschwand in der Dunkelheit, wurde eins mit der Finsternis. Das
Motorengeräusch verebbte.
    »Man hat uns
beobachtet, nicht wahr?« bemerkte Fernand Gourmon heiser. »Wer war es, Monsieur
Brent? Haben Sie ihn erkannt?«
    Der letzte
Satz klang eigentlich nicht wie eine Frage.
    »Sie haben
ihn auch erkannt, nicht wahr?« fragte Larry einfach zurück.
    »Ja, ich
glaube, aber es ist nicht möglich, es kann nicht sein, Monsieur Brent. Der Mann
hinter dem Steuer des unbeleuchteten Autos war Marcel. Ein Geisteskranker fährt
diesen Citroen.«
    »Wir haben es
beide gesehen«, sagte Larry leise. Er starrte in das Dunkel. Der Wagen war
verschwunden. »Hier haben Sie meine Wagenschlüssel. Mein Mercedes steht neben
der Pension. Fahren Sie zum Sanatorium hinauf, Monsieur Gourmon. Wenn es Marcel
war, dann kann er nur dorthin gefahren sein. Wir treffen uns wieder in der
Pension, oder falls die alte Louise schon geschlossen haben sollte, komme ich
hinüber in Ihr Haus.«
    »Einverstanden.«
    Mit Larrys
Hilfe stieg er wieder nach unten. Der Theateragent verschwand im Dunkel. Larry
sah ihm noch eine Minute lang nach, dann kletterte er die Mauer hinab, ließ
sich etwa fünf Schritte über dem Boden fallen und kam mit einem federnden
Sprung im Innenhof an.
    Er ging den
Weg, den er nachmittags schon einmal gegangen war. Gemeinsam mit Sallan, dem
Polizeichef, und einer Reihe von Beamten hatte er praktisch jeden Winkel der
Ruine gesehen. Und doch zog es ihn wieder hierher. Es war nicht nur der Auftrag
von X-RAY-1, der verlangte, daß die Ruine nach Spuren abgesucht werden sollte,
die auf einen eventuellen Zusammenhang mit der Klinik hinwiesen, da waren auch
die merkwürdigen Andeutungen der alten Louise, die diese Ruine unter anderem
als Menschenfalle bezeichnet hatte… Eine Menschenfalle, die nach Bedarf
gesichert war und nach Bedarf zuklappte? Er ahnte nicht, wie nahe er mit diesen
Gedanken schon der Wirklichkeit kam…
    Er näherte
sich dem Eingang des Hauptgebäudes. Schwarz und drohend türmten sich die hohen
Mauern neben ihm auf. Schräg über ihm begann der dunkle Nachthimmel. Die
senkrechten Wände ragten steil und bizarr in die Höhe. Ratten raschelten in den
Kellerlöchern.
    Er ließ die
Taschenlampe aufleuchten. Der grelle Strahl wanderte über die
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