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011 - Sanatorium der Toten

011 - Sanatorium der Toten

Titel: 011 - Sanatorium der Toten
Autoren: Larry Brent
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Kommissar Chagan offensichtlich hier gewesen war. An vielen
Stellen war die dichte Staubdecke aufgewühlt worden und man hatte unförmige
Fußabdrücke entdeckt. Kommissar Chagan war die Kellertreppe hinuntergegangen,
das stand fest. Aber in den Kellerräumen hatte man keine Leiche gefunden und
auch sonst keine Spuren, die auf ein Verbrechen schließen ließen.
    Der
Polizeichef Sallan war der letzte, der das zerfallene Anwesen verließ. »Nichts«,
murmelte er, während er das rostige Eisentor zuzog. »Hier brauchen wir nicht
mehr zu suchen. Wenn Chagan wirklich hier war, dann ist er auch wieder
gegangen. Genauso wie wir jetzt…«
    Er wanderte
mit Larry Brent den breiten Zufahrtsweg zurück. X-RAY-3 wandte sich noch einmal
um und blickte zum Tor. »Gestern morgen war es abgeschlossen.«
    Der kleine
dicke Polizeichef sah ihn aus großen Augen an. Er zog die Oberlippe mit dem
Bärtchen hoch und schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich. Da täuschen Sie sich
bestimmt, Monsieur Brent. Warum sollte es abgeschlossen sein, wer sollte einen
Schlüssel dazu haben?
    Das Tor steht
manchmal auf und manchmal ist es zu, je nachdem, wieviel Neugierige sich das alte
Haus angucken. Aber abgeschlossen waren die Tore noch nie…«
     
    ●
     
    »Doch, die
Tore sind manchmal abgeschlossen«, krächzte die alte Louise, als Larry in der
Pension saß und eine Hühnerbrühe löffelte. »Vorgestern, als das schwere
Unwetter herunterging, da habe ich sie sogar kurz vorher noch offenstehen
sehen. Alle beide! Wenn man von den Äckern kommt, dann hat man von einer
bestimmten Stelle aus einen direkten Blick durch den ganzen Innenhof. Nachher,
als das Unwetter vorüber war, waren beide Tore fest zu. Das habe ich gesehen.
Können Sie sich denken, daß jemand während eines starken Gewitters
herumspaziert und zum Vergnügen die Tore öffnet und wieder schließt?«
    Larry
antwortete nicht. Es war neunzehn Uhr. Er wartete auf eine Nachricht von Morna.
Er selbst wollte sich nicht melden, das war zu riskant. Er konnte dadurch die
junge Schwedin ungewollt in Gefahr bringen.
    »Sie scheinen
heute viel Zeit zu haben«, bemerkte die alte Louise, während sie ihm ein kühles
Bier brachte. »Ich erkenne Sie gar nicht wieder. Gestern morgen konnten Sie gar
nicht schnell genug von hier wegkommen, und jetzt…«
    Larry nickte
bedächtig. »Sie haben mich neugierig gemacht, Louise«, sagte er leise, daß
gerade sie es hören konnte. Der Gastraum war gut besetzt. Die Bauern von den
nahen Höfen saßen bei einem Glas Bier oder Rotwein zusammen, sprachen über die
Landarbeit, über Familiengeschichten, kramten Erinnerungen aus… »Die Schreie in
der Nacht, ich will sie selbst einmal hören. Solange bleibe ich hier.«
    Ein Schatten
huschte über das alte, zerknitterte Gesicht der Bauersfrau. »Nicht spotten,
Monsieur Brent. Es gibt Dinge, die niemand in der Stadt glauben will. Auch der
gute alte Chagan nahm dieses Gemäuer nicht ernst. Es ist sein Schicksal
geworden.« Larry wollte etwas darauf entgegnen, doch die Alte ließ ihn erst gar
nicht zu Wort kommen. »Ich weiß, was ich weiß. Sie wollten doch sagen, daß man
ihn nicht gefunden hat, trotz aufmerksamster Suche. Das besagt gar nichts. Auch
den Sarg des Marquis de Noir hat man bis heute nicht gefunden, und doch muß er
dort drüben irgendwo sein, nicht wahr?«
     
    ●
     
    Wenig später
wurde Larry ans Telefon gerufen. Fernand Gourmon sprach mit ihm. Der
Theateragent wußte nicht mehr ein noch aus. Er wollte gern mit Larry sprechen,
über Angelique. Er brauchte einen Menschen, dem er sich anvertrauen konnte.
    »Kommen Sie
rüber in die Pension, Monsieur. Dabei könnten Sie mir auch gleich einen
Gefallen tun. Wenn Sie an der Ruine vorbeifahren, sehen Sie doch bitte nach, ob
das Tor abgeschlossen ist, ja?«
    Gute zehn
Minuten später kam Fernand Gourmon in die Pension. Er setzte sich zu Larry – niedergeschlagen
und bedrückt.
    »Es wird
nicht mehr besser werden mit ihr«, flüsterte er. »Ich war heute abend noch
einmal bei ihr. Sie liegt jetzt in einem anderen Zimmer. Sie hatte die Augen
auf, aber sie erkannte mich nicht. Sie redete Dinge, die…« Er winkte ab, und
diese Geste sagte alles. »Und das Tor, nach dem ich sehen sollte, Monsieur
Brent«, setzte er noch einmal zum Sprechen an. »Ich weiß zwar nicht, weshalb
Sie das interessiert, aber wenn Sie es schon wissen wollen: Es ist
abgeschlossen…«
    Larry
überzeugte sich sofort davon. Fernand Gourmon begleitete ihn.
    Grau, still
und bizarr
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