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0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

Titel: 0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab
Autoren: Gerhart Hartsch
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widerliche wissenschaftliche Präparate, schwammen bleich und aufgedunsen in medizinischem Alkohol, Erinnerungsstücke atemberaubender Experimente, die jene unsichtbare Grenze überschritten, die Wissenschaft und Verbrechen trennen.
    Über der Tür stand ein Skelett auf einem Board. Im Maßstab nachgebaut -oder etwa auf geheimnisvolle Weise geschrumpft? Knirschend öffnete ein Mechanismus dem Schädel den Mund. Mit heiserer Stimme Wurde eine genaue Zeitangabe geröchelt.
    Im Rücken des Hausherrn stapelten sich bleiche Gebeine in einer Nische, von Spinnweben umwogen.
    Stumm und willenlos wie eine Marionette stand Nicole vor dem Mann, als erwarte sie weitere Befehle.
    »Mein Name ist Robert Houdain.« Der Fremde lächeltje wieder flüchtig. »Sie haben so ausgezeichnet auf mein kleines Lichtexperiment angesprochen, daß ich hoffen darf, endlich das Medium gefunden zu haben, das ich für meine neuartigen und völlig bahnbrechenden parapsychologischen Tests brauche. Sie sind doch gerne hier, Mademoiselle?«
    Unbefangen stand Nicole vor ihrem aufmerksamen Beobachter. Ihr Haar hing ein wenig strähnig herunter. Fast schämte sie sich ihrer Frisur.
    Das feingeschnittene Gesicht Nicoles spiegelte den warmen goldenen Schein des Leuchters wider. Er war die einzige Lichtquelle in dem unterirdischen Geheimraum. Die aufreizende, natürliche Schönheit des Mädchens kam voll zur Geltung.
    »Ich warte seit langem auf jemanden, der über die nötigen Fähigkeiten verfügt, mir weiterzuhelfen. Eine Naturbegabung muß das schon sein. Denn ich will nicht mehr und nicht weniger, als nachzuweisen, daß sich geistige Energie beliebig materialisieren läßt. Sie werden von mir alle verfügbaren Informationen über den Scharfrichter von Mazamet erhalten. Auf telepathischem Wege, versteht sich. Ich habe mich übrigens lange und ausgiebig mit diesem interessanten Mann beschäftigt. Nicht, weil er zu meiner Ahnenreihe gehört. Sondern weil er seine engere Heimat in einer Art beeinflußt hat, von der ich im Augenblick nur träumen kann. Er ist gewissermaßen mein Vorbild.«
    »Lächerlich. Sie sagen mir nicht die Wahrheit«, entgegnete Nicole, erreichte aber nur, daß Robert Houdain lächelte.
    »Bravo. Ich wußte, daß Sie so reagieren würden. Ein kleiner Test, um herauszufinden, ob Sie mich belügen würden. Gratuliere.. Sie haben bestanden. Sie werden also im Laufe unserer Versuchsreihe Verbindung Zu Michele Utraux - so der bürgerliche Name meines hochverehrten Vorfahren - aufnehmen und ihm zu einem neuen, allerdings zeitlich begrenzten Leben verhelfen. Immer dann, wenn ich es für richtig halte.«
    Der Mann sprach ruhig.
    Nicole hörte ihm widerspruchslos zu, wobei sie aber ihren Blick schweifen ließ. Über der Tür entdeckte sie hinter dem Totenschädel, der jede volle Stunde genau die Zeit ansagte, ein Scharfrichterbeil. Ein ungeheures Instrument mit einer blitzblanken Schneide.
    »Wie praktisch, Sie haben bereits alles besorgt, was ein Henker so braucht. Wo ist die feuerrote Berufskleidung?«
    »Schwarz. Utraux trug schwarz wie alle Scharfrichter von Mazamet. Auch die, die sich nicht einen solchen großen Namen machen konnten.«
    »Ich habe mich übrigens bereits mit diesen Dingen beschäftigt, die Sie ankündigten. Ich weiß, daß es eine sogenannte Materialisation gibt, bei der ein Medium auf Befehl des Hypnotiseurs bestimmte Gebilde erzeugt. Gliedmaßen, aber auch ganze menschliche Gestalten. Diese Körper sollen sich aus einer Substanz bilden, die aus dem Leib des Mediums tritt und Tele- oder Ektoplasma genannt wird. Habe ich recht?«
    Robert Houdain hörte aufmerksam zu. Sein Gesicht erhellte sich zusehends. »Ausgezeichnet«, rief er begeistert. »Ich sehe schon, wir werden ausgezeichnet Zusammenarbeiten. Sie sind wirklich ein glücklicher Fang. Ich hätte es besser nicht treffen können.«
    »Warum haben Sie mit diesem gräßlichen Lichteffekt gearbeitet?« fragte das Mädchen, das sich mühsam auf die Ursache ihres keineswegs geplanten Besuches in dieser Kate besinnen mußte. »Sie hätten doch einfach in der Zeitung inserieren können?«
    »Um die Aufmerksamkeit der Behörden auf mich zu lenken?« Houdain lachte höhnisch. »Das hätte die Arbeit von Jahren gefährdet. Dies soll mein Meisterwerk werden. Zehn Jahre habe ich mich in Fernost und Südamerika herumgetrieben, um soweit zu kommen, wie ich es jetzt bin. Ich kann - fast - alles auf diesem Gebiet.«
    »Aber Sie tun doch nichts Verbotenes«, warf Nicole ein.
    »Wenn
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