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0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

Titel: 0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett
Autoren: Paul Ernst Fackenheim
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’n Cop?«
    »Nein. Ich suche den alten Tullio.«
    »Nie was von gehört.«
    Auch die anderen Boys hatten sich erhoben und rückten wie eine geschlossene Phalanx näher.
    »Ich will keinen Krach«, knurrte der Wirt. »Am besten ist es, wenn Sie sich verkrümeln.«
    »Dann bist du also ein Shamus, ein Privater«, zischte der Bengel, der zuerst aufgestanden war. »Das ist noch schlimmer. Mach, dass du rauskommst.«
    »Sobald ich weiß, was ich wissen will. Wenn ihr Tullio nicht kennt, so habt ihr bestimmt den Mann gesehen, mit dem er sich hier öfter traf. Ich meine Rovelli, denselben, der heute Morgen ermordet wurde.«
    »Raus!«, fauchte der Bursche und nahm die Hände aus den Taschen.
    Ich hätte ja jetzt nur meinen Ausweis zu zeigen brauchen. Derartige Gestalten klappen gewöhnlich zusammen, wenn sie einen G-man sehen, aber die Sache fing an, mir Spaß zu machen.
    »Weiß einer von euch Jungs etwas über Rovelli oder Tullio?«, fragte ich über seinen Kopf hinweg.
    »Zum letzten Male, verzieh dich.«-Die anderen sagten kein Wort.
    »Halt Ruhe, Ronny!«, mahnte der Wirt mit erhobener Stimme, aber der Jüngling war nicht mehr zu halten.
    Er suchte Krach. Nun, meinetwegen konnte er ihn haben. Als er seine Rechte in Richtung auf mein Kinn schickte, wich ich nur zehn Zentimeter zur Seite. Die Wucht seines mit aller Kraft geführten Hiebes riss ihn nach vorn, und ich machte mir das Vergnügen, etwas nachzuhelfen. Er knallte mit dem Schädel gegen den Bierhahn und fegte ein gutes Dutzend Gläser von der Bar. Dann knickte er in die Knie und legte sich schlafen.
    »Herrlich!« Der Wirt grinste. »Das habe ich dem Großmaul schon lange gewünscht. Wo haben Sie den Trick gelernt?«
    »Von meiner Amme«, sagte ich. »Jetzt aber geben Sie mir meinen Whisky.«
    Er schenkte ein und besah sich das Trümmerfeld.
    »Und wer bezahlt mir meine Gläser?«
    »Nur der, der sie zerschlagen hat«, meinte ich. »Wenn einer von den anderen Boys Prügel haben will, so kann er sich melden. Er kann mich auch besuchen. Ich heiße Cotton und bin beim FBI zu erreichen.«
    »Ein G-man«, murmelten sie im Chor und verdrückten sich mit affenartiger Geschwindigkeit.
    »Das hätten Sie doch gleich sagen können«, sagte der Wirt und schenkte unaufgefordert ein zweites Mal ein.
    »Darüber besteht kein Gesetz«, belehrte ich ihn, zahlte und verzog mich.
    Ich schien heute von einer Sackgasse in die andere zu geraten.
    Ich graste noch ein paar Kneipen in der Umgebung ab. Krach gab es keinen mehr, aber niemand wollte Tullio gesehen haben. Es war sechs Uhr abends, als ich ins Office zurückkehrte. Phil Decker wartete auf mich. Natürlich hatte er Jane nicht angetroffen, weder im Geschäft noch zu Hause. Auch alles, was er sonst noch auf eigene Faust unternommen hatte, war vergeblich gewesen. So warteten wir also gemeinsam auf den versprochenen Besuch.
    Sieben Uhr.
    »Wo das Mädel nur bleibt?«
    »Renne nicht dauernd herum. Sie wird schon noch kommen«, brummte Phil, aber ich konnte nicht stillsitzen. Ich lief hin und her, von der Tür zum Fenster, vom Fenster zur Tür.
    Sieben Uhr fünfzehn. Das Telefon.
    »Hello, Cotton hier.«
    »City Police, Morddezernat. Lieutenant Crosswing hat mich beauftragt, Sie zu benachrichtigen, dass man soeben Jane Neal aufgefunden hat.«
    »Aufgefunden?«, unterbrach ich nervös.
    »Ja, tot. Sie hegt im Office ihres Bräutigams.«
    Ich warf den Hörer auf die Gabel.
    »Jane ist tot«, stieß ich heraus, und dann rannten wir beide los.
    Zehn Minuten später waren wir dort.
    »Hier.« Lieutenant Crosswing packte mich am Arm und führte mich in Petes kleines Büro.
    Am Boden lag die blonde Jane. Sie lag ganz friedlich, und man hätte glauben können sie schlafe, wenn die Wunde genau über dem Herzen und das viele Blut nicht gewesen wären.
    »Wie lange ist sie tot?«, fragte ich.
    Ich hatte das Gefühl, mein Magen wurde sich umdrehen. Ich war froh, dass ich den Lunch versäumt hatte.
    »Nicht viel mehr als eine halbe Stunde.« Es war der Arzt, der sprach. »Der Körper ist noch warm.«
    Nim waren Pete und Jane doch vereint. Es war schneller gekommen, als sie gedacht hatten. Man würde sie zusammen begraben, und der Priester würde dieselben Worte sprechen, mit denen er die Trauungszeremonie begonnen hätte. »Liebe Anwesende: Wir sind heute hier versammelt, um…«
    Jane war ermordet worden, während wir auf sie warteten. »Hat jemand sie kommen sehen?«, fragte ich.
    »Nein, weder sie noch ihren Mörder. Sie muss hierher
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