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0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

Titel: 0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett
Autoren: Paul Ernst Fackenheim
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glaube, dass ich dir alles sagen kann, was du brauchst, um den Mörder auf den Stuhl zu bringen.«
    »Dann sag es schnell.«
    »Jetzt geht das nicht. Du musst bis heute Abend um sieben warten. Es ist noch etwas, was ich herausfinden möchte.«
    »Ich habe eben Phil zu dir geschickt.«
    »Ich bin nicht zu Hause, und ich komme auch nicht dorthin. Wann und wo wollen wir uns treffen?«
    »Am liebsten gleich. Es passt mir gar nicht, dass du den Detektiv spielen willst. Überlass das lieber mir.«
    »Es ist etwas, was ich selbst tun muss.« Einen Augenblick war dass Telefon still, und dann hörte ich sie leise schluchzen. »Die City Police hat mich schon vernommen.«
    »Hast du ihnen alles gesagt, was du weißt?«
    »Nein. Es sind Dinge, die ich nur dir anvertrauen kann.«
    »Wo also treffen wir uns?«
    »Ich komme zu dir, nach Hause oder ins Office?«
    »Ich bleibe hier, bis du kommst, auch wenn es später als sieben wird.«
    »Also, dann bis heute Abend.«
    Ich sah auf die Uhr. Es war mittlerweile zwölf geworden. Eigentlich hätte ich Hunger haben müssen, aber mein Hals war wie zugeschnürt. Ich machte mir Gedanken um Jane, und auf der anderen Seite wusste ich, dass sie ihr Versprechen halten würde. Leider war Phil schon gegangen. Ich hinterließ alles Nötige bei Neville. Dann machte ich mich auf zur Firma des Mr. Jones Hunt. Diese residierte in einem der Wolkenkratzer, Nassaustreet, im Herz der City.
    Im Vorzimmer saßen zwei Mädchen.
    »Sind Sie angemeldet?«, fragte das eine.
    Als Antwort hielt ich ihr meinen Ausweis unter die Nase.
    Mr Jones Hunt war nicht gerade ein Zwerg, aber auch nicht viel größer. Der mächtige Schreibtisch, hinter dem er thronte, ließ ihn noch kleiner erscheinen.
    »Ich möchte Ihre Sekretärin sprechen.«
    »Welche, G-man?«
    »Miss Rovelli.«
    »Wegen des Mordes?«
    »Wissen Sie das schon?«
    »Ja, Radio. Es wurde gerade durchgegeben.«
    Hinter mir klappte die Tür. Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht einer imponierenden Dame. Sie mochte vierzig Jahre alt sein, sah aber immer noch sehr gut aus.
    »Oh, Mr. Hunt, Sie haben Besuch.«
    »Sprechen Sie ruhig, Carol.« Und dann zu mir gewandt: »Mrs Hall, meine Geschäftspartnerin. Sie hat soeben Miss Rovelli die böse Nachricht gebracht.«
    »Ist sie noch im Hause?«, fragte ich.
    Sie nickte.
    Milly saß in einer Ecke der Werkskantine, hatte den Kopf auf beide Arme gelegt, und weinte herzerweichend. Sie war viel jünger als Pete, eine nette, schwarzlockige Italienerin. Als sie mich sah, warf sie sich mir an die Brust.
    »O Jerry. Wie ist das nur möglich? Ist es denn wirklich wahr?«
    Ich beruhigte sie so gut ich konnte und versuchte sie auszufragen. Entweder sie wusste wirklich nichts über die beruflichen Angelegenheiten ihres Bruders, oder sie war zu sehr durcheinander. Ich konnte nichts, aber auch gar nichts erfahren.
    »Am besten ist wohl, Miss Rovelli, wenn Sie nach Hause gehen.«, sagte Carol Hall, die mich zu ihr gebracht hatte. »Ich werde Ihnen eine Ihrer Kolleginnen mitschicken.«
    Milly nickte unter Tränen.
    Hier konnte ich nichts mehr tun.Vielleicht würde sie sich am nächsten Tag erinnern.
    Wieder saß ich im Wagen und überlegte. Sollte ich auf Jane warten, oder inzwischen etwas unternehmen? Da fiel mir Tullio ein.
    Enrico Tullio war ein kleiner, alter Gauner, der von gelegentlichen Betrügereien lebte. Außerdem wusste ich, dass Rovelli ihn manchmal als Informant benutzte. Ich wusste, wo er sich herumtrieb, und wollte den-Versuch machen, ihn zu finden.
    Zwanzig Minuten später stoppte ich vor der Palmtree Bar, einem schmierigen Lokal nicht weit von der Delancey Street.
    Wer diese Gegend kennt, weiß, dass dort alles schmierig ist, die Häuser, die Straßen und ihre Bewohner. Das kleine Lokal war schwach besetzt. Nur an einem der Tische saß eine Bande von jüngeren Leuten, denen man die südeuropäische Abkunft ansehen konnte. Der Wirt spülte mit aufgekrempelten Armein Gläser. Es war ein Bulle von einem Kerl.
    Er wischte sich die Finger an der Schürze ab und fragte brummig:
    »Was wollen Sie?«
    »Einen Schnaps.«
    »Und was sonst noch?«
    Er musterte mich und schien Unrat zu wittern.
    »Auskünfte«, sagte ich. »Das ist alles.«
    Ich merkte, wie die Boys hinten am Tisch die Ohren spitzten. Einer davon stand auf und kam, die Hände in den Hosentaschen, näher, Ich beachtete ihn nicht.
    »Auskünfte? Das ist der teuerste Drink, den ich im Laden habe, manchmal auch einer, von dem einem schlecht wird. Sind Sie
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