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0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

Titel: 0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett
Autoren: Paul Ernst Fackenheim
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es?«, fragte ich jetzt Mr. Rodriguez, aber der schüttelte nur den Kopf.
    »Ich habe keine Ahnung. Carmen wollte nichts sagen und die Polizei ebenfalls nicht.«
    »Das war natürlich wieder eine Unwahrheit, aber was sollte ich schon mit diesen verstockten alten Leuten beginnen?«
    »Wie hieß die Freundin und wie sah sie aus?«, forschte ich weiter.
    »Cyntia Hallburn. Sie war mindestens zehn Jahre älter als unsere Tochter und hatte mir nie gefallen. Sie war ein schlechtes Mädchen.«
    »Kennen Sie ihre Familie?«
    »Nein, sie stammte nicht von hier. Sie tauchte eines Tages auf und war im Warenhaus von Mr. Adler angestellt, wo auch Carmen damals arbeitete. Mehr weiß ich nicht von ihr.«
    Ich resignierte, wenigstens vorläufig. Die Ortspolizei würde mir darüber Auskunft geben können.
    Als ich mich nach der Kleinen umsah, war sie verschwunden. Jedenfalls hätte ich nicht in ihrer Haut stecken mögen. Sobald ich gegangen war, würde sie ihre Bereitwilligkeit büßen müssen.
    »Ich möchte Carmens Zimmer sehen«, sagte ich.
    »Dafür ist doch wohl kein Grund vorhanden, oder glauben Sie vielleicht, der Mörder hätte sich dort versteckt?«, höhnte Rodriguez.
    »Tu ihm seinen Willen, Carlos«, schluchzte die Frau, »er wird doch darauf bestehen.«
    Rodriguez hob die Schultern und ging voraus.
    Es war ein typisches Mädchenzimmer mit vielen Deckchen, Nippsachen, Fotos und Blumenvasen. Ich hatte Hemmungen, darin herumzustöbern aber ich durfte auch die kleinste Chance nicht außer Acht lassen.
    Während ich behutsam, aber gründlich den Schrank und die Schubladen durchsuchte, blieb der alte Mann unter der Tür stehen. Endlich, nach einer halben Stunde, als ich alles durchgesehen hatte, verzog sich sein Gesicht zu einem ironischen Lächeln.
    »Ich habe Ihnen ja gesagt, Sie würden nichts finden. Gehen Sie nun endlich, G-man?«
    »Nein«, antwortete ich aus purer Dickköpfigkeit.
    Ich ließ mich auf die Knie nieder und sah unter das Bett, dann unter den Schrank und die Kommode. Ganz hinten an der Wand stand ein kleines Pappkästchen. Ich musste mich hinlegen, um es greifen zu können, und als ich dann den Inhalt durchblätterte, war ich sicher, dass Carmen Rodriguez’Tod gerächt werden würde. Ich hatte den ganzen Fall in groben Umrissen vor mir liegen. Nur ein paar Einzelheiten fehlten noch.
    Der alte Herr verfolgte jede meiner Bewegungen.
    »Was haben Sie da?«, fragte er und kam näher, aber ich schloss den Deckel und steckte die Schachtel ein.
    »Ich habe alles, was ich brauche, Mr. Rodriguez, auch ohne Ihre Mitwirkung, aber ich verspreche Ihnen, dass der Name Ihrer Tochter nicht genannt werden wird.«
    »Darf ich wissen, was es ist?«
    »Nein.«
    Mein Taxi wartete noch und brachte mich zur Polizeistation. Dort harrte meiner eine Enttäuschung. Es waren wohl einmal Akten in einer Sache Cyntia Hallburn angelegt worden, aber diese wurden von einer höheren Stelle angefordert, und man hatte sie weggeschickt. Wohin wusste kein Mensch. Die drei Polizisten waren damals noch nicht in Mendota gewesen, und die ganze Sache war ja schon über fünf Jahre alt.
    Um sieben Uhr abends stieg ich am Grand Central Terminal aus dem Zug. Es war fast unglaublich, dass Pete Rovelli gewusst hatte, was ich an diesem Nachmittag in der Wohnung der Familie Rodriguez in Mendota herausgefunden hatte. Es schien unglaublich, es gab jedoch keine andere Lösung für das, was geschehen war. Auch Vater und Mutter Rodriguez waren zweifellos im Bild, aber jetzt konnte ich ihre Weigerung, auszusagen, verstehen.
    Phil war bereits nach Hause gegangen. Ich telefonierte mit ihm und wir verabredeten uns in unserer Stammkneipe. Dann ließ ich mich mit der City Police verbinden und mir Lieutenant Crosswings Privatnummer geben. Ich störte ihn gerade beim Abendessen.
    »Haben Sie eine Großaufnahme und die genauen Maße der Stichwunde von Carmen Rodriguez’Leiche?«, fragte ich ihn.
    »Natürlich. Wir sind zwar keine G-man, aber die Grundbegriffe unseres Handwerks beherrschen wir.«
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen, Crosswing. Wie ist es mit der Stichwunde im Körper von Jane Neal?«
    »Dasselbe. Warum interessieren Sie sich dafür?«
    »Ich will, dass Sie Ihre Leute veranlassen, diese beiden Wunden zu vergleichen. Wenn Sie das Resultat haben, so rufen Sie mich bei ›Old Tom‹ an. Wie lange kann das dauern?«
    »Zehn Minuten, möchte ich sagen.«
    »Machen Sie Ihren Leuten Dampf, und morgen früh schicken Sie mir die Fotos und den schriftlichen Befund
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